Auf dieser Website dreht sich alles um Ihr Studium!
Studieren ist (vermutlich) etwas anderes als das Lernen, das Sie aus der Schule kennen. (Aber vielleicht haben Sie auch dort schon gelegentlich „anders gelernt“; nämlich so, wie es an der Hochschule von Ihnen erwartet wird.) Studieren konfrontiert Sie mit der Wissenschaft. Und die Wissenschaft bzw. deren Ergebnisse und Erkenntnisse sind kein „Stoff“, den Sie halt ebenso „lernen“, wie Sie geschichtliche Daten oder ein Gedicht auswendig gelernt haben.
Die Konfrontation mit der Wissenschaft im Studium verlangt,
Nur dann begreifen Sie, was Wissenschaft ist; und was wissenschaftliche Ergebnisse und Erkenntnisse von Meinungen, Behauptungen, Geschichten, Erzählungen, Glauben usw. unterscheidet.
Was das in der Praxis Ihres Studienalltags von Ihnen verlangt, soll Ihnen diese Website zeigen. Und dabei, diesen Anforderungen gerecht zu werden, soll sie Ihnen helfen.
Dazu gehört u.a., dass Sie wissen,
Vor allem aber gehört dazu, dass Sie verstehen, warum und wozu all diese Konventionen, Regeln, Verfahrensweisen usw. gut sind und worin ihr Sinn besteht. (Nur wenn Sie das verstanden haben, können Sie auch mal mit guten Gründen davon abweichen.)
Und es gehört dazu, dass Ihnen eines zu einer Selbstverständlichkeit wird, die Ihre Haltung zum Studium prägt: dass wissenschaftliches Arbeiten vor allem darin besteht, sich seine eigenen Gedanken zu machen. Dann realisieren Sie, was man „forschendes Lernen“ oder „forschendes Studieren“ nennt. Und dann können, dürfen, ja müssen Sie die im Hochschulrahmengesetz garantierte „Freiheit des Studiums“ als eine Form der grundgesetzlich garantierten Freiheit der Wissenschaft in Anspruch nehmen.
Üblicherweise wird Wissenschaft unterteilt in Forschung und Lehre; so z.B. im Art. 5 des GG. Das Hochschulrahmengesetz fügt der Freiheitsgarantie für Forschung und Lehre die für das Studium hinzu. Damit wird nicht nur den Gegenständen des Studiums, sondern auch der Studientätigkeit selbst grundsätzlich wissenschaftliche Qualität zugebilligt.
Die Grundsätze für Studium und Lehre der TU Darmstadt aus dem Jahre 2009 formulieren:
„Die TU Darmstadt bekennt sich zur Idee der Universität als Gemeinschaft der Lernenden und Lehrenden sowie zur Einheit von wissenschaftlicher Forschung und Lehre. Hierzu gehört die kritische Auseinandersetzung aller Beteiligten mit den jeweiligen Wissensbeständen (lernende Forschung) sowie deren Erweiterung durch aktive Mitarbeit (forschendes Lernen).“
Forschendes Studium heißt dabei nicht, dass Sie Forschungsleistungen erbringen, mit denen Sie persönlich den Stand der Wissenschaft vorwärts bringen, sondern dass Sie jene Haltung zum Studium entwickeln und praktizieren, welche die unverzichtbare Grundlage für die Möglichkeit solcher Forschungsleistungen ist. Dass Sie Wissenschaft nicht lediglich aufnehmen, sondern selbst betreiben, und zwar von Beginn des Studiums an.
Forschung heißt, sich auf Neuland zu begeben; neue Erkenntnisse hervorzubringen. Forschung ist also eine produktive Tätigkeit und insofern weitaus mehr als bloße Aufnahme vorhandener Wissensbestände.
Natürlich wird von Ihnen nicht erwartet, dass das Neuland, das Sie betreten, für die Wissenschaft insgesamt Neuland ist. Neuland ist der Bereich, dem Sie sich in forschender Haltung nähern, zunächst vor allem für Sie selbst. Und erobern werden Sie es nicht, indem Sie sich von Anderen berichten lassen, was es dort zu entdecken gibt, sondern indem Sie sich selbst auf die Entdeckungsreise begeben. Nur durch das eigene Denken kommen Sie weiter, auch wenn Sie oft den Spuren anderer folgen werden, die vorher schon dort waren.
Nicht alle Hochschullehrer teilen übrigens das Konzept eines forschenden Studierens von Studienbeginn an. Der Frankfurter Universitätspräsident beispielsweise zeigte sich in einem Beitrag für die FAZ 2008 wie mancher seiner Professorenkollegen überzeugt, dass die meisten Studierenden gar kein Interesse an einem forschungsorientierten Studium hätten; das solle man einer kleinen Gruppe von Höchstleistungsstudierenden vorbehalten. (Link zu diesem Artikel: http://www.faz.net/aktuell/rhein-main/frankfurt/hochschul-debatte-ist-hu...)
Sie müssen also damit rechnen, dass die Hochschullehrer/innen Ihnen gar nicht erst das Interesse am Forschen zutrauen; dass sie sich vielmehr in ihren Lehrkonzepten an dem von ihnen erwarteten Lerninteresse der Studierenden orientieren und Ihnen eher Stoff zum Lernen als Anlässe zum selbst Denken anbieten. Machen Sie sich davon nicht abhängig. Haben Sie Mut und tun Sie es trotzdem, auch wenn SIe sich nicht zu den „Höchstleistungsstudierenden“ zählen.
Wissenschaft braucht Freiheit.
Dafür, dass Wissenschaftler/innen diese Freiheit in Anspruch nehmen können, gibt es eine grundgesetzliche Garantie:
„Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei. Die Freiheit der Lehre entbindet nicht von der Treue zur Verfassung.“ (Art. 5 Abs. 3 des GG)
Die Freiheit der Wissenschaft ist nicht gleichbedeutend mit Meinungsfreiheit. Diese ist in einem anderen Absatz desselben GG-Artikels garantiert (Art. 5 Abs. 1 des GG). Auch für die Freiheit des weltanschaulichen Bekenntnisses wird die Garantie in einem anderen GG-Artikel gegeben (Art. 4 Abs. 1 des GG).
Die Freiheit der Wissenschaft kann nur in Anspruch nehmen, wer sich auf die strengen Verbindlichkeiten einlässt, die mit dem wissenschaftlichen Arbeiten verbunden sind:
Die Freiheit der Wissenschaft besteht darin, dass ihre Tätigkeit nicht darauf verpflichtet werden darf, ein Ergebnis hervorzubringen, das aus irgendeinem Grunde als wünschenswert gilt, beispielsweise einer politischen Absicht, einer Weltanschauung oder ökonomischen Interessen dient. Die einzigen Verpflichtungen, denen sich die Wissenschaft zu unterwerfen hat, sind diejenigen, die sie als Wissenschaft ausmachen: Überprüfbarkeit und Nachvollziehbarkeit.
Das Hochschulrahmengesetz formuliert die Wissenschaftsfreiheit etwas ausführlicher:
“Freiheit von Kunst und Wissenschaft, Forschung, Lehre und Studium
(1) Das Land und die Hochschulen haben sicherzustellen, daß die Mitglieder der Hochschule die durch Artikel 5 Abs. 3 Satz 1 des Grundgesetzes verbürgten Grundrechte wahrnehmen können.
(2) Die Freiheit der Forschung (Artikel 5 Abs. 3 Satz 1 des Grundgesetzes) umfaßt insbesondere die Fragestellung, die Grundsätze der Methodik sowie die Bewertung des Forschungsergebnisses und seine Verbreitung. Entscheidungen der zuständigen Hochschulorgane in Fragen der Forschung sind insoweit zulässig, als sie sich auf die Organisation des Forschungsbetriebes, die Förderung und Abstimmung von Forschungsvorhaben und auf die Bildung von Forschungsschwerpunkten beziehen; sie dürfen die Freiheit im Sinne von Satz 1 nicht beeinträchtigen. Die Sätze 1 und 2 gelten für künstlerische Entwicklungsvorhaben und für die Kunstausübung entsprechend.
(3) Die Freiheit der Lehre (Artikel 5 Abs. 3 Satz 1 des Grundgesetzes) umfaßt, unbeschadet des Artikels 5 Abs. 3 Satz 2 des Grundgesetzes, im Rahmen der zu erfüllenden Lehraufgaben insbesondere die Abhaltung von Lehrveranstaltungen und deren inhaltliche und methodische Gestaltung sowie das Recht auf Äußerung von wissenschaftlichen und künstlerischen Lehrmeinungen. Entscheidungen der zuständigen Hochschulorgane in Fragen der Lehre sind insoweit zulässig, als sie sich auf die Organisation des Lehrbetriebes und auf die Aufstellung und Einhaltung von Studien- und Prüfungsordnungen beziehen; sie dürfen die Freiheit im Sinne von Satz 1 nicht beeinträchtigen.
(4) Die Freiheit des Studiums umfaßt, unbeschadet der Studien- und Prüfungsordnungen, insbesondere die freie Wahl von Lehrveranstaltungen, das Recht, innerhalb eines Studiengangs Schwerpunkte nach eigener Wahl zu bestimmen, sowie die Erarbeitung und Äußerung wissenschaftlicher und künstlerischer Meinungen. Entscheidungen der zuständigen Hochschulorgane in Fragen des Studiums sind insoweit zulässig, als sie sich auf die Organisation und ordnungsgemäße Durchführung des Lehr- und Studienbetriebes und auf die Gewährleistung eines ordnungsgemäßen Studiums beziehen.“ (§4 HRG)
Das Hochschulrahmengesetz weitet also die Freiheitsgarantie auf das Studium aus. Einschränkungen dürfen lediglich die äußere Organisation des Studiums und die Freiheit der Auswahl von Lehrveranstaltungen betreffen, nicht aber die „Erarbeitung und Äußerung wissenschaftlicher und künstlerischer Meinungen“. (Zu beachten ist hier, dass eine wissenschaftliche Meinung nicht jener Meinung gleichzusetzen ist, die jeder haben und äußern darf, ohne sie begründen zu müssen. Wissenschaftlich ist eine Meinung nur, wenn sie sich der Begründungspflicht (Überprüfbarkeit und Nachvollziehbarkeit) unterwirft.
Grundlage allen wissenschaftlichen Arbeitens ist das eigene Denken.
„Sich seine eigenen Gedanken zu machen“, heißt zunächst einmal, nicht einfach die Gedanken anderer zu übernehmen und wiederzukäuen. Es heißt zum zweiten, diese Gedanken als „Eigenes“ zu betrachten und zu behandeln, also sich nicht zu ihnen wie zu einer Sache zu verhalten, derer man sich nach Belieben bemächtigen oder entledigen kann. Es heißt zum dritten, Gedanken aus eigener Kraft und eigenem Vermögen hervorzubringen und ihrer Bildung Aufmerksamkeit und Anstrengung zu widmen.
Das entspricht der berühmten Aufforderung des Philosophen Immanuel Kant, die er in seiner Schrift „Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?“ im Jahre 1783 an seine Mitbürger richtete:
„Habe Mut, Dich Deines eigenen Verstandes zu bedienen!“
Kant zweifelte nicht an der Fähigkeit der Menschen, ihren Verstand zu gebrauchen; aber er zweifelte an ihrem Mut, durch eigenes Denken den Weg „aus der selbst verschuldeten Unmündigkeit“ zu nehmen.
Und tatsächlich gehört ja Mut dazu; zu Kants Zeiten, weil die Obrigkeit keineswegs an mündigen Bürgern interessiert war.
Und heute, an der Universität, weil dies der Ort ist, an dem Sie es mit den Leistungen der größten Denker der Menschheitsgeschichte zu tun bekommen, sich mit den Veröffentlichungen der Spitzenforscher in Ihrem Fachgebiet auseinandersetzen sollen, und von Leuten belehrt und betreut werden, von denen Sie doch annehmen dürfen, dass sie auf Grund langjähriger Erfahrung als „wissenschaftliche Arbeiter/innen“ besser wissen als Sie, was zu denken sei.
Aber es hilft nichts: Man kann niemand Anderen im eigenen Kopf denken lassen; man muss es schon selbst tun. Denken ist eine produktive Tätigkeit: Sie übernehmen nicht einfach die Gedanken anderer, sondern verfertigen selbst Gedanken, bringen Gedanken hervor. Auch wenn Sie einen Text lesen und sich nicht lediglich zu merken versuchen, was darin steht, sondern die Gedanken- und Argumentationsführung nachzuvollziehen versuchen, verfertigen Sie im Nachvollzug die Gedanken erneut, denen Sie zu folgen versuchen. Sie re-konstruieren die Gedanken eines Anderen; aber immer kommt dabei etwas Neues heraus, das Ihre eigene Prägung aufweist.
Lesen Sie, was Norbert Franck, der selbst ein in etlichen Auflagen erschienenes Buch zum wissenschaftlichen Arbeiten verfasst hat, dazu geäußert hat:
Frage: Wissenschaftliches Arbeiten – nach Ihrer Definition ist das in erster Linie die Aufforderung, den eigenen Verstand zu gebrauchen. Wird an deutschen Universitäten zu wenig gedacht?
Franck: Ohne eigene Gedanken arbeitet man nicht wissenschaftlich, sondern wird allenfalls zum Knecht oder zur Magd dessen, was andere bereits gedacht oder geforscht haben. Selber denken ist auch das Patentrezept gegen Langeweile im Studium. Mein Eindruck ist, daß viele Studierende, die ein Thema zum Bearbeiten bekommen, keine Begeisterung dafür entwickeln, weil sie es nicht auf eigene Lebenssituationen, auf eigene Fragestellungen, auf aktuelle Auseinandersetzungen beziehen. Wenn das aber gelingt, kann Studieren eine spannende Sache sein. Doch dazu braucht man Neugier, den Impuls, selbst etwas rausfinden zu wollen.
Frage: Werden Studenten an der Universität dazu ermutigt?
Franck: Eher nein. Im Vordergrund steht das Erfüllen der Formalien, das Referieren von Autoritäten. Es gibt Fachbereiche, wo selbst den Doktoranden im Vortrag das „Ich“ verboten wird. Das verstärkt die Haltung, als hätte der Vortragende selbst mit Wissenschaft gar nichts zu tun, sondern sei nur ein Medium der Literatur. Man zieht sich auf gesichertes Wissen zurück, statt offene Fragen zu riskieren. Ich denke, daß man Wissenschaft in der ersten Person machen muß. Studierenden möchte ich noch mit auf den Weg geben: Nutzen Sie die Chance, die eine Universität bietet. Schauen Sie auch, was in anderen Fächern gemacht wird. Sie sollten begreifen, daß das Studium eine große Chance ist, seinen Horizont zu erweitern, sich persönlich weiterzuentwickeln. Wo kann man sonst lernen, ein Problem analytisch zu durchdringen, es aufzubereiten, es zu präsentieren? (Quelle: http://www.faz.net/s/hanz.html)
Wie aber steht es mit dem Objektivitätsanspruch der Wissenschaft? Es kann doch nicht einfach jeder drauflos denken, was ihm grad so einfällt, oder?
Nicht alle eigenen Gedanken sind potenzieller Stoff der Wissenschaft. (Vielleicht ist es sogar nur ein kleiner Teil.) Bedeutsam für die Wissenschaft können nur solche „eigenen Gedanken“ werden, die in sich einen Objektivitätsanspruch tragen, also keine individuelle Spinnerei darstellen, sondern eine Geltung beanspruchen, welche die Innenwelt des Individuums übersteigt.
Dazu müssen sie auf ihren Realitätsgehalt geprüft und der Diskussion ausgesetzt werden, Vorgänge, die uns aus der Alltagspraxis aufgeklärter Bürger vertraut sind. Ein Wissenschaftler unterscheidet sich von einem normalen selbstständig denkenden Menschen nur darin, dass er seine eigenen Gedanken systematisch auf ihre objektive Geltung überprüft, also zu Erfahrungsgehalten und den Gedanken anderer in Beziehung setzt und mit ihnen konfrontiert. Er macht sich also nicht nur seine eigenen Gedanken, sondern auch die Erfahrungen und Gedanken anderer zu eigen. Er vollzieht sie nach und prüft, welche Bedeutung sie für seine eigenen Gedanken haben; das ist dann individuelle Theoriebildung. Und er versucht, anderen seine Gedanken zu übereignen und so seinen Anteil zu leisten zur kulturellen Bildung einer Gesellschaft.
Die eigenen Gedanken, die sich Wissenschaftler machen, sind also durch eine intensive soziale und erfahrungsbezogene Auseinandersetzung hindurchgegangene und hierdurch wissenschaftlich gebildete und bildende Gedanken. Deshalb ist eine originelle Idee, deshalb sind Gedanken, die man anderen nicht mitteilen kann, deshalb ist aber auch die bloße Reproduktion der Gedanken anderer Wissenschaftler oder von empirischen Daten nicht schon Wissenschaft.
Was heißt dies nun für das „wissenschaftliche Arbeiten“ im Studium der Pädagogik?
Auch wenn es beim Wissenschaftlichen Arbeiten ganz wesentlich auf Ihre eigene gedankliche Leistung ankommt, benötigen Sie Material, an und mit dem Sie arbeiten; oder Quellen, aus denen Sie schöpfen. In textorientierten Disziplinen spricht man meist pauschal von „Literatur“. Grundsätzlich kann aber auch dort auf andere Arten von Quellen zugegriffen werden.
Hier erhalten Sie Informationen darüber,
Wissenschaftliche Quellen sind Quellen, aus denen Sie wissenschaftliche Aussagen zu bestimmten Gegenstands- und Themenbereichen „schöpfen“ können. Ob eine Quelle wissenschaftliche Qualität hat, erweist sich insbesondere an den beiden Hauptkriterien der Nachprüfbarkeit und der Nachvollziehbarkeit.
erfüllen in aller Regel diese Kriterien und können daher weitgehend bedenkenlos als Quellen verwendet werden. (Völlig bedenkenlos sollte keine Quelle verwendet werden.)
Eine besondere Stellung nehmen die folgenden Quellenarten ein:
Ob Sie solche Quellen dann auch in Ihrer Arbeit verwenden, hängt dann zum einen davon ab, wie ihre Autor/innen mit den Grundanforderungen an die Wissenschaftlichkeit einer Quelle umgehen; zum anderen müssen Sie allerdings berücksichtigen, dass dieser Quellentyp generell im Wissenschaftsbetrieb doch relativ verpönt ist und deren Verwendung deshalb auf erhebliche Vorbehalte bei den Richtern über Ihre Arbeit stoßen könnte.
Daneben gibt es Quellen, die deshalb wissenschaftlich verwendbar sind, weil sie zum Gegenstand (nicht: zur Quelle) wissenschaftlicher Aussagen werden, beispielsweise Belletristik, Gesetzestexte, Fernsehsendungen, Zeitungsartikel, Leserbriefe, Interviews, Pamphlete, Comics, Flugblätter, historische Dokumente usw. Solche Quellen müssen zwar selbst nicht die Kriterien der Wissenschaftlichkeit erfüllen, wohl aber muss ihre Verwendung in einer wissenschaftlichen Arbeit dem Kriterium der Nachprüfbarkeit genügen, d.h. sie müssen so dokumentiert werden, dass der Rezipient der Arbeit selbst „nachschauen“ kann, ob in ihr korrekt auf diese Quelle Bezug genommen wurde.
Welche Anforderungen sich daraus ergeben, ist je nach Medienart unterschiedlich:
In diesem Portalbereich geht es um die Suche nach geeigneten Quellen für die wissenschaftliche Bearbeitung eines bestimmten Themas.
Um sich im Studium mit einer bestimmten Thematik fundiert auseinandersetzen zu können, bedarf es weiterer Informationen und Materialien zu diesem Thema. Früher warf man zunächst einen Blick in ein Standard-Lexikon, um einen groben Themenüberblick zu bekommen. Heutzutage wird für die erste Recherche meist eine Internet-Suchmaschine benutzt, da man zu Hause selten auf eine umfassende Enzyklopädie Zugriff hat. Die Internet-Recherche ist ein durchaus praktisches und schnelles Vorgehen. Man muss allerdings immer überprüfen, ob die Quelle aus der man seine Informationen herauszieht, auch wirklich wissenschaftlichen Standards genügt. Das gilt für Quellen aus dem Internet ebenso wie für Quellen aus Fachzeitschriften, Monographien etc.. Zu beachten ist allerdings, dass Internetquellen besonders gründlich auf Wissenschaftlichkeit hin überprüft werden sollten. Denn: Oftmals ist nicht klar erkenntlich, wer Autor eines Textes ist, woher die verarbeiteten Informationen ursprünglich stammen usw..
Wenn man die gesamte Bandbreite an Literatur zu einem bestimmten Thema sucht und sicher gehen will, dass einem kein „einschlägiger“ (= zum Thema gehöriger) Titel entgeht, sind Bibliografien das beste Mittel.
Das Wort kommt aus dem Altgriechischen und bedeutet wörtlich übersetzt „Bücherbeschreibung“. Bibliografien beanspruchen, eine vollständige Übersicht über einen nach bestimmten Auswahlkriterien eingegrenzten Gegenstandsbereich zu geben. Sie enthalten alle zum eindeutigen Identifizieren der in ihnen ausgeführten Literatur nötigen Angaben (= bibliografische Angaben).
Woher man die entsprechende Literatur bekommt, ist allerdings nicht angegeben und muss selbst recherchiert werden.
"Als Zugang zur Literatur zu einem speziellen Fachgebiet oder Thema führen ... in anderen Schriften ‚versteckte’ Bibliographien oft sehr viel schneller zu Sucherfolgen als selbstständig erschienene Bibliographien" (Sesink 2010, S. 120).
Sofern Sie in einer Bibliothek recherchieren wollen, die ihren Besuchern einen freien Zugang zum kompletten Bestand gewährt, können Sie diesen durchstöbern, Zeitschriften durchblättern oder den Bestandskatalog einsehen. Letzteres (und auch nur dieses) ist auch bei einem nicht-freien Zugang möglich.
Auf dieser Seite finden Sie eine Übersicht an Inhalten, die Ihnen bei Ihrer Recherche über das Internet helfen können:
Das Internet bietet viele nützliche und ausführliche Informationen. Deshalb wird es heutzutage als eine höchst bedeutsame und nahezu unentbehrliche Informations- und Wissensquelle angesehen. Dennoch werden Sie im Internet bei weitem nicht alle Literatur, die relevant sein könnte, finden. Gerade auf ältere Literatur, die ursprünglich ausschließlich auf Papier gedruckt wurde, haben Sie über das Internet nur lückenhaft Zugriff. Diese können Sie über Datenbanken oder Bibliothekskataloge recherchieren.
Natürlich müssen Sie immer den Ursprung der Quellen, die Sie finden, kritisch betrachten. Da Sie im Internet zumeist Informationen finden, die nicht von Fachleuten geschrieben und/oder keiner inhaltlichen Prüfung unterzogen wurden, ist das hier noch wichtiger. Voraussetzung für die Verwendung von Internetquellen ist daher herauszufinden, ob Sie auf eine Quelle gestoßen sind, die Sie mit gutem Gewissen für Ihre Arbeit benutzen können. Was dabei zu beachten ist, kann auf der Seite Beurteilung von Quellen nachgelesen werden.
Im Folgenden finden Sie eine Übersicht über potenziell interessante Inhalte, die Sie über das Internet finden können:
Inhalte folgen in Kürze...
Wenn Sie im Internet, zum Beispiel über eine Suchmaschine, nach geeigneter Literatur suchen, ist es wahrscheinlich, dass Sie mehrere Tausend Ergebnisse angezeigt bekommen. Sämtliche Ergebnisse nach brauchbarem Material durchzuschauen, wäre viel zu zeitintensiv. Sie benötigen also eine Strategie für eine zielgenaue Recherche, die Ihnen möglichst nur relevante Inhalte liefert und Ihnen so Zeit für Ihre weitere Arbeit einspart.
Es ist empfehlenswert die folgenden Punkte zu berücksichtigen:
Das Internet weist eine höchst vernetzte und „chaotische“ Struktur auf, die nach keinen Regeln geordnet ist und sich stetig verändert. Um darin gezielt Informationen zu suchen, braucht man Kenntnisse über gewisse Rechercheelemente und –hilfen.
Hier eine Liste mit Instrumenten und Hilfen, die Ihnen bei Ihrer Recherche im Internet nützlich sein können:
Die Deutsche Nationalbibliothek (DNB) ist die zentrale Archivbibliothek und das nationalbibliografische Zentrum der Bundesrepublik Deutschland und befindet sich in Frankfurt a.M. Sie ist für das Sammeln, Erschließen und bibliografische Verzeichnen der deutschen und deutschsprachigen Literatur ab 1913 zuständig.
Online ist sie zu finden unter https://portal.d-nb.de.
Die Recherche in den Beständen der Nationalbibliothek erfüllt, anders als bei anderen Bibliotheken, die Anforderungen des systematischen Bibliografierens. Soweit es der OPAC der DNB zulässt, kann man von zu Hause aus bibliografieren. Zu beachten ist dabei, dass auch die Deutsche Nationalbibliothek nicht ihren gesamten Katalog digitalisiert hat. Die Nicht-digitalisierte Literatur können Sie, wie bei anderen Bibliotheken, über die realen Kataloge suchen. Hilfe dazu finden Sie hier.
Der OPAC der deutschen Nationalbibliothek umfasst:
- ab 1913 in Deutschland verlegte Veröffentlichungen (Monografien, Zeitschriften, Dissertationen und Habilitationsschriften)
- im Ausland verlegte deutschsprachige Veröffentlichungen,
- im Ausland verlegte Übersetzungen deutschsprachiger Werke in andere Sprachen,
- im Ausland verlegte fremdsprachige Veröffentlichungen über Deutschland,
- Druckwerke, die zwischen 1933 und 1945 von deutschsprachigen Emigranten verfasst oder veröffentlicht wurden.
Sofern Sie in Frankfurt a.M. oder Umgebung wohnen, können Sie die im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek gefundene Literatur direkt in deren Lesesaal einsehen. Ausleihen können Sie sie nicht, denn die Deutsche Nationalbibliothek ist eine Präsenzbibliothek. Sie können den größten Teil der gefundenen Literatur jedoch in Ihrer Heimatbibliothek oder per Fernleihe ausleihen.
Außerdem bietet die deutsche Nationalbibliothek einen Recherche-Dienst zum Selbstkostenpreis an. Nach Ihrer Anfrage stellt Ihnen die Bibliothek durch Auswertung der eigenen Datenbanken nach thematischen Gesichtspunkten Literatur zusammen.
Die Zusendung erfolgt dann gegen Rechnung, wobei der Grundpreis für die Recherchearbeit bei 10,00 Euro liegt (bis zu 7 Titeln beinhaltet) und jeder weitere Titel jeweils 0,70 Euro kostet. Für zeitaufwändige Literaturzusammenstellungen werden noch einmal pro angefangener Viertelstunde 10,00 Euro veranschlagt.
Wir raten aber dazu, selbst zu suchen, da ein externer Recherchedienst oftmals nur erahnen kann, welche Literatur Sie genau suchen.
Der Karlsruher virtuelle Katalog (KVK) ist ein besonderer Bibliothekskatalog. Er fasst etliche existierende virtuelle Kataloge zu einem umfassenden Katalog zusammen. Er beinhaltet zudem nicht nur Bibliothekskataloge, sondern darüber hinaus mehrere Kataloge des Buchhandels, einschließlich Antiquariatsangebote. Auch neueste Veröffentlichungen oder erst angekündigte Titel, die von Bibliotheken in der Regel nicht aufgelistet werden, können über den KVK meist gefunden werden.
Wie alle OPAC-Ressourcen ist der KVK ausschließlich online verfügbar und existiert nicht in gedruckter Form. Der KVK ist unter folgender URL zu finden: http://www.ubka.uni-karlsruhe.de/kvk.html.
Wenn Sie den KVK nutzen, ist Ihre Suche nicht an den Bestand Ihrer regionalen Bibliothek gebunden. Möchten Sie die im KVK gefundenen Bücher jedoch ausleihen, ist es nicht ratsam, in einem Katalog einer weit entfernten Bibliothek suchen. Daher sollten Sie bei Ihrer Recherche erst einmal mit den Bibliotheken beziehungsweise Bibliotheksverbünden in Ihrer Region beginnen. Die Startseite des KVK gibt Ihnen eine Übersicht der (regionalen) Kataloge, in denen gesucht werden kann. Sie können durch Anklicken auswählen, welche Kataloge in die Suche einbezogen werden sollen. Sind in den regionalen Bibliotheken keine oder zu wenige der gesuchten Titel vorhanden, können Sie ihre Suche ausweiten, indem Sie sukzessive den Kreis der einbezogenen Kataloge erweitern.
Sie gehen bei der Literatursuche über den Karlsruher Virtuellen Katalog grundsätzlich nicht anders vor, als über einen realen Bibliothekskatalog vor Ort. Der virtuelle Katalog hat jedoch einen entscheidenden Vorteil, der Ihnen die katalogisierte Suche erleichtert: Ein OPAC vereinigt den alphabetischen Katalog, den Schlagwortkatalog und den systematischen Katalog zu einem Kreuzkatalog, der es erlaubt die Suchmöglichkeiten der verschiedenen Kataloge zu mischen.
Viele Instrumente, die zur Literatursuche im Internet dienen, wie etwa der Karlsruher virtuelle Katalog oder die Deutsche Nationalbibliothek beschränken sich auf Bücher und Sammelwerke. Einzelne Buch- und Zeitschriftenbeiträge werden daher auf diesen Wegen nicht erfasst. Doch auch hierfür steht Ihnen im Internet Hilfe zur Verfügung, wie zum Beispiel das IBZ-Online oder das JADE-Portal der Universität Bielefeld.
Nicht selten bieten auch Universitäts- und Landesbibliotheken die Möglichkeit, gezielt nach Aufsätzen oder einzelnen Artikeln der vorhandenen Bücher zu suchen. Da Einscannen von ganzen Zeitschriften sehr aufwändig ist, ist die Treffersuche aller Wahrscheinlichkeit nach hier sehr gering. Die ULB in Darmstadt bietet beispielsweise die Möglichkeit, in den Inhaltsverzeichnissen eines Großteils der vorhandenen Literatur zu suchen.
Grundsätzlich gilt, wie auch bei allen anderen Quellen, die Sie in Ihrer Arbeit verwenden, dass der Leser die Möglichkeit haben muss, die von Ihnen verwendete Quelle im Original einsehen und ihre korrekte Verwendung oder Zitierung überprüfen zu können. Ohne eindeutige Angabe des Fundorts (URL) ist eine Internetquelle nicht verwendbar.
Zitierbar ist eine Internetquelle als wissenschaftliche Quelle zudem nur dann, wenn eine für ihren Inhalt veranwortlich zeichnende Instanz (Autor, Herausgeber, veröffentlichende Institution) identifizierbar ist. Sind Sie sich also über die Autorenschaft einer Quelle aus dem Internet nicht klar, sollten Sie diese nur dann zitieren, wenn sie nicht Quelle, sondern Gegenstand Ihrer wissenschaftlichen Überlegungen ist.
Genauso wie bei Printpublikationen sind auch bei Internetquellen
Wahrscheinlich werden Sie oftmals Dokumente herunterladen. Bedenken Sie aber, dass die URL in den Dokumenten selbst zumeist nicht vermerkt ist. Sie sollten sich daher die Webadresse unbedingt notieren.
Tipps zum Speichern der URL bei heruntergeladenen Dokumenten:
Ob eine Quelle wissenschaftliche Qualität aufweist, lässt sich anhand folgender Kriterien beurteilen:
Formale Kriterien (Nachprüfbarkeit):
Inhaltliche Kriterien (Nachvollziehbarkeit):
Vor allem die inhaltlichen Kriterien lassen sich jedoch nur anwenden, wenn man den Text bereits verfügbar hat. Die formalen Kriterien allein reichen hingegen nicht aus, eine Quelle als wissenschaftlich zu qualifizieren. Gibt es eine Möglichkeit, die wissenschaftliche Qualität einer Quelle einzuschätzen, ohne sie schon verfügbar zu haben?
Indizien (keine Garantien!) für wissenschaftlich vertrauenswürdige Quellen:
Nach abgeschlossener Literatursuche haben Sie wahrscheinlich eine Menge an Literaturtiteln gesammelt, die zu Ihrem Thema passen könnte. In der Regel befinden sich darunter allerdings Titel, die sich bei näherer Betrachtung für Ihre Arbeit als gar nicht oder kaum relevant erweisen werden. Da man für die Bearbeitung nur begrenzt Zeit hat und unmöglich alle Bücher einer Liste von beispielsweise 30 Buchtiteln durcharbeiten kann, um das herauszufinden, müssen Sie eine Auswahl für die Bearbeitung treffen.
Experten befragen:
Eine Möglichkeit ist der Weg zum Dozenten bzw. Betreuer Ihrer Arbeit. Dort können Sie nachfragen, welche der Titel besonders gut zu Ihrer Arbeit passen. Eventuell ist darunter auch ein Titel, der speziell auf ihre Fragestellung abzielt und als zentraler zu bearbeitender Text angesehen werden kann, der Ihnen ein gutes Fundament für die weitere Bearbeitung Ihres Themas bietet. Sollte Ihr Betreuer zu Ihrem Forschungsthema nicht besonders informiert sein, können Sie auch andere Experten (z.B. wissenschaftliche Mitarbeiter oder Mit-Studenten) um Rat bitten. Dabei ist es hilfreich, eine Liste von inhaltlichen Kriterien für die Literaturauswahl entwickelt zu haben, die sich speziell auf Ihr Interesse beziehen. So bekommen Sie eventuell auch noch weitere Titel genannt, die unter Umständen besser für Ihre Fragestellung geeignet sind.
Rezensionen und Abstracts:
In den meisten Fachzeitschriften werden regelmäßig Rezensionen zu neu erschienenen Büchern veröffentlicht. Abstracts sind in annotierten Fachbibliographien zu finden. Fachverlage veröffentlichen auf ihren Webseiten Abstracts zu den von ihnen verlegten Büchern bzw. Beiträgen zu Sammelbänden oder Aufsätzen in Fachzeitschriften. Falls Sie dennoch nicht fündig werden, ist es ratsam, bei Ihrem Bibliothekspersonal nachzufragen, wo speziell für Ihr Fachgebiet Rezensionen und Abstracts zu finden sind. Als allgemeine Bibliographie ist folgende zu nennen: Internationale Bibliographie der Rezensionen (IBR), die inzwischen als Datenbank geführt wird, auf die Sie als Nutzer einer Universitätsbibliothek Zugriff erhalten.
Inhaltsverzeichnis durchsehen/Einleitung lesen; den Text „anlesen“:
Die meisten Fachverlage geben auf ihren Webseiten Einblick in die Inhaltsverzeichnisse der von ihnen verlegten Bücher. Auch über Google-Books können Sie online in viele Bücher „hineinlesen“; in welchem Umfang das möglich ist, ist unterschiedlich; das Inhaltsverzeichnis ist aber fast immer dabei; sehr oft auch die Einleitung.
Oft bleibt es aber unumgänglich, den fraglichen Text selbst in die Hand zu nehmen, sei es in der Bibliothek oder in einer Buchhandlung. Gibt das Inhaltsverzeichnis noch zu wenig Aufschluss, hilft eventuell ein Blick in die Einleitung, die etwas genauer aussagt, worum es in dem Werk gehen soll. Des Weiteren kann das Literaturverzeichnis und das Personen- oder Sachregister genutzt werden, um Informationen über die inhaltlichen Schwerpunkte zu entnehmen. Sofern der Autor eine Zusammenfassung liefert, sollte diese ebenso zur Orientierung gelesen werden. Klappentexte sind allerdings mit Vorsicht zu genießen, da hier auch Werbung mit einfließen kann. Um ganz sicher sein zu können, dass der ausgewählte Titel zur Thematik passt, empfiehlt es sich, nach bestimmten Stichwörtern in Kapitel-Überschriften zu suchen und sich dort gegebenenfalls kurz einzulesen.
Rangliste erstellen:
Im Ergebnis einer solchen ersten Begutachtung Ihrer Literaturliste wird diese auf die für Sie brauchbaren Werke reduziert. Im nächsten Schritt ist es ratsam, die ausgewählten Titel hinsichtlich ihrer Wichtigkeit für Ihre Arbeit in eine Rangliste zu bringen. Damit setzen Sie Prioritäten sowohl bei der Beschaffung der Bücher, als auch bei Ihrer Lektüre. An oberste Stelle kommen hierbei die Werke, die Sie unbedingt beschaffen beziehungsweise bearbeiten möchten.
Wie beschaffen Sie sich die von Ihnen benötigte und ausgewählte Literatur?
Oft gibt es einen oder wenige Texte, die im Zentrum der Arbeit stehen, die Sie vor sich haben, sei es ein Referat, eine Hausarbeit oder die Vorbereitung auf eine mündliche oder schriftliche Prüfung. Das sind Texte, mit denen Sie sich womöglich über längere Zeit immer wieder beschäftigen müssen, in denen Sie Anstreichungen vornehmen und Randnotizen einfügen wollen. Vielleicht ist es auch ein Text, den Sie persönlich, ganz unabhängig von dem Arbeitsvorhaben, für das Sie sich seine Bearbeitung vorgenommen haben, interessant und wichtig finden. Da Sie geliehene Bücher meist nur ein paar Wochen behalten dürfen und selbstverständlich nicht mit dem Stift bearbeiten dürfen, wäre es gut, einen solchen Text im eigenen Besitz zu haben. Das bedeutet Kauf (oder sich schenken lassen) oder Kopie.
Handelt es sich um ein Buch, sollten Sie zusehen, ob Sie es sich kaufen (oder schenken lassen) können. Ganze Bücher dürfen Sie ohnehin nicht kopieren, wenn es sie noch zu kaufen gibt. Und es arbeitet sich auch viel schöner mit einem Buch als mit einer Kopie. Ob Sie das betreffende Buch käuflich erwerben können, entnehmen Sie (oder entnimmt Ihr Buchhändler) dem „Verzeichnis lieferbarer Bücher“ oder einem anderen Grossistenverzeichnis, das in Buchhandlungen und in Ihrer Hochschulbibliothek ausliegt. (Falls es nicht in einem der Grossistenverzeichnisse aufgeführt ist, kann es trotzdem noch lieferbar sein. Ältere Titel werden von manchen Verlagen vereinzelt lieferbar gehalten, auch wenn sie nicht mehr in die Verzeichnisse lieferbarer Bücher aufgenommen werden. Erkundigen Sie sich direkt beim Verlag danach oder bitten Sie Ihren Buchhändler, es zu tun.)
Ist das Buch nicht mehr lieferbar (was nicht nur bei Büchern, die vor mehr als 10 Jahren erschienen sind, der Fall sein kann, sondern auch schon bei Büchern, die erst vor zwei, drei Jahren herausgekommen sind), haben Sie noch eine Chance im wissenschaftlichen Antiquariat, falls es so etwas bei Ihnen am Ort gibt. (Oder Sie versuchen es auf der Website des Zentralen Verzeichnis Antiquarischer Bücher.) Oder Sie hängen einen Zettel ans „Schwarze Brett“: Suche ...
Bei Zeitschriftenaufsätzen oder Beiträgen in Sammelbänden lohnt sich der Kauf des ganzen Sammelbandes oder der Zeitschrift nur, wenn gleich mehrere Beiträge daraus von Interesse sind (Zeitschriften bringen oft „Themenhefte“ heraus, die dann ebenfalls eine Art Sammelband darstellen). Sonst müssen Sie sich die Beiträge, die Sie intensiver durcharbeiten wollen, kopieren. Bei Büchern, die Sie käuflich nicht erwerben können, die Sie also ausleihen müssen, ist es ebenfalls angebracht, sie – wenigstens in den wichtigsten Teilen – zu kopieren, um sie unabhängig von der Leihfrist verfügbar zu haben und mit dem Stift bearbeiten zu können.
Bücher, die nicht so zentral sind, werden Sie sich nur ausleihen. Vielleicht können Sie sie auch von einem Bekannten kriegen. Sonst bleibt Ihnen nur die Ausleihe in einer Bibliothek: in der Bibliothek Ihrer Hochschule, der Stadtbücherei, der Gemeindebücherei oder dergleichen. Oder Sie verzichten auf die Ausleihe und arbeiten mit den Büchern direkt in der Bibliothek. Bei Präsenzbeständen (nicht ausleihbaren Titeln) ist dies ohnehin die einzige Möglichkeit.
Als erstes müssen Sie sich darum kümmern, die Texte zu bekommen, die auf Ihrer Prioritätenliste obenan stehen. Hoffen wir, dass diese Literatur in der Bibliothek Ihrer Hochschule steht. Um das und gegebenenfalls den Standort der Bücher herauszufinden, müssen Sie den Bibliothekskatalog zu Rate ziehen, und zwar, da Sie die nötigen Angaben über Verfasser und Titel ja Ihrer Liste entnehmen können, den Alphabetischen Katalog. Sie finden:
Die Titel Ihrer Literaturliste, deren Standort Sie (anhand der Bibliotheks-Signatur) gefunden haben, können Sie nun ausleihen, sofern es sich nicht um Präsenzexemplare handelt. Präsenzexemplare sind Bücher, die grundsätzlich nur in der Bibliothek selbst eingesehen werden können. Dazu gehören bei den meisten Bibliotheken auch alle Zeitschriftenbände. (Zeitschriften werden meist jahrgangsweise gebunden.) Bücher, die gerade ausgeliehen sind (und das ist nach aller Erfahrung der größte Teil der Titel, die man sucht), können Sie für sich vormerken lassen. Sie müssen aber damit rechnen, dass es in diesem Falle einige Wochen (oder, wenn das Buch schon für einen anderen Leser vorgemerkt ist, noch länger) dauern kann, bis Sie das Buch bekommen. Bücher, die nur in Präsenzexemplaren da sind, und Zeitschriftenaufsätze müssen Sie in der Bibliothek selbst durcharbeiten, also gegebenenfalls exzerpieren oder – wenn Sie zum Beispiel auch außerhalb der Öffnungszeiten der Bibliothek am betreffenden Text arbeiten wollen – ganz oder in Teilen kopieren.
Bücher und auch Zeitschriftenaufsätze oder Beiträge in Sammelwerken, die im Bestand Ihrer Bibliothek nicht vorhanden sind, können Sie über Fernleihe bestellen. Ihre Bibliothek besorgt Ihnen dann das Buch beziehungsweise eine Kopie des Aufsatzes von einer anderen Bibliothek. Das kann schnell gehen (innerhalb weniger Tage), es kann aber auch sehr lange (mehrere Monate) dauern (im Schnitt einige Wochen). Und vor allem: Sie wissen vorher nicht, wie lange es dauern wird. Sind Sie auf diese Literatur angewiesen, kommt auf diese Weise eine schwer kalkulierbare Zeitdimension ins Spiel. Auch deshalb sollten Sie sich immer sobald wie möglich um die Beschaffung der benötigten Literatur kümmern.
Wenn es tatsächlich einmal so kommt, dass Sie einen wichtigen Titel nicht mehr rechtzeitig bekommen, ist es gut, wenn Sie gegenüber Ihrem Betreuer nachweisen können, dass Sie sich schon früh darum bemüht haben. Vielleicht glaubt er Ihnen das ja auch so. Sicherer ist, wenn Sie ihm eine Kopie des betreffenden Bestellzettels vorlegen können.
Über OPAC, Karlsruher Virtuellen Katalog (KVK) und Aufsatzdatenbanken finden Sie die bibliografischen Angaben zu Büchern und Zeitschriften und erfahren, welche Bibliothek sie in ihrem Bestand hat. Nun können Sie die betreffende Bibliothek aufsuchen und nachsehen, ob Buch oder Aufsatz hält, was der Titel verspricht (sofern es sich um eine Präsenzbibliothek handelt), oder das gedruckte Medium direkt ausleihen bzw. für die Ausleihe bestellen.
Der Service der Webseiten bzw. Webportale der Bibliotheken geht aber meist über den bibliografischen Nachweis hinaus. Sie können feststellen, ob ein Buch zur Zeit ausleihbar ist bzw. ab wann; Sie können es für die Ausleihe vormerken; Sie können einen Auftrag für Fernleihe erteilen – immer vorausgesetzt, Sie sind registrierter Benutzer der betreffenden Bibliothek.
Besonders komfortabel ist schließlich die Möglichkeit, sich die gefundenen Dokumente nach Hause liefern zu lassen. Das bezieht sich auf Aufsätze bzw. Auszüge aus Büchern und erfolgt gegen Bezahlung, versteht sich.
Subito heißt der Dokumentlieferdienst internationaler Bibliotheken. Registrierte Benutzer erhalten Kopien von Zeitschriftenaufsätzen und Teilen aus Büchern. Er unterstützt außerdem die Ausleihe von Büchern.
Die subito Zeitschriften Datenbank (ZDB) umfasst ca. 1 Mio. Zeitschriftentitel. Allerdings kann man in ihr nicht nach einzelnen Artikeln suchen, sondern nur nach den Zeitschriften selber.
Um einen von Ihnen gewünschten Aufsatz bestellen zu können, müssen Sie daher zunächst die bibliografischen Angaben dazu anderweitig recherchiert haben, um zu wissen, in welcher Zeitschrift, welchem Jahrgang bzw. welcher Nummer dieser Zeitschrift auf welchen Seiten dieser Aufsatz erschienen ist.
Subito zeigt eine Liste von Bibliotheken, die eine von Ihnen gesuchte Zeitschrift besitzen. Die subito-Lieferbibliotheken sind in dieser Liste hervorgehoben. Sie wählen einen Lieferanten aus, der auch den gewünschten Jahrgang der Zeitschrift hat, und klicken auf den Link Bestellung. In das anschließend präsentierte Bestellformular müssen Sie nun die Angaben zum gewünschten Aufsatz eingeben, den Lieferweg und die Zahlungsweise auswählen. Der Vorgang bei Büchern und Sammelwerken ist entsprechend.
Im Zentralen Verzeichnis Antiquarischer Bücher finden Sie über 28 Millionen antiquarische Bücher, Noten, Grafiken und Postkarten von mehr als 4.100 Antiquariaten aus 18 Ländern. Sie können in allen beteiligten Antiquariaten zugleich oder auch gezielt in bestimmten Antiquariaten suchen.
Bei Abebooks suchen Sie in einem Bestand von über 110 Mio. Büchern von mehr als 13.500 Buchhändlern aus der ganzen Welt. Es fallen Versandkosten in jeweils angegebener Höhe an.
Die Online-Antiquariate sind eine hervorragende Quelle für vergriffene, nicht mehr lieferbare Bücher, für ältere Ausgaben und Auflagen. Hier kommen Sie vielleicht noch an ein Buch, das aus Ihrer Bibliothek auf Nimmerwiedersehen verschwunden ist und nicht mehr neu angeschafft werden kann und über Fernleihe in absehbarer Zeit nicht erhältlich ist.
Allerdings hat auch Ihr Antiquar vor Ort die Möglichkeit, auf diesen Bestand zuzugreifen. Er kann Sie zusätzlich beraten, nach welchen Kriterien Sie auswählen sollten, wenn ein Titel von mehreren Anbietern zu teilweise sehr differierenden Preisen angeboten wird.
Auch der Online-Buchhandel bietet inzwischen sehr komfortable Recherchemöglichkeiten. Literatur, die Ihnen zu einem Stichwort oder Autorennamen aufgelistet wird, können Sie mit wenigen Mausklicks direkt bestellen.
Beim Internet-Versender Amazon wird Ihnen außerdem angezeigt, ob der betreffende Titel auch gebraucht und d.h. zu einem meist deutlich niedrigeren Preis zu bekommen ist (wobei Amazon nur als Vermittler zwischen Verkäufer und Käufer auftritt). Bei Buchbestellungen erfolgt der Versand kostenfrei.
Aber bedenken Sie: Sämtliche neuen Bücher bekommen Sie auch beim kleinsten Buchhändler im kleinsten Dorf innerhalb weniger Tage, und zwar auch Bücher, die ein Internet-Versender nicht im Angebot hat.
In diesem Teil der Website kommen diejenigen Probleme des wissenschaftlichen Arbeitens zur Sprache, die damit zusammenhängen, dass Sie die Ergebnisse Ihrer wissenschaftlichen Arbeit in schriftlicher Form zur Beurteilung vorlegen und daher den Maßstäben unterwerfen müssen, an denen die wissenschaftliche Qualität einer Arbeit bemessen wird.
Das Beste, was Sie tun können, ist, möglichst große Klarheit zu schaffen über das, was von Ihnen erwartet wird. Vor allem: Glauben Sie nicht den umlaufenden Gerüchten, lassen Sie sich nicht von anderen in Panik versetzen, die irgendwo gehört haben, dass … usw. Schnell türmen sich da vor dem inneren Auge gewaltige Hürden, ja unüberwindbare Berge auf, und Sie verlieren alle Zuversicht, dass Sie das schaffen werden. Die umlaufenden Gerüchte sind, lassen Sie sich das gesagt sein, entweder vollständig oder doch überwiegend falsch oder bestenfalls halb wahr. (Und in Zeiten von StudiVZ und dergleichen haben Gerüchteverbreiter so wirksame Gerüchtebeschleuniger zur Verfügung, dass sie in kürzester Zeit auf der Basis haltloser Behauptungen massenhafte Hysterie und Panik erzeugen können.) Das Einfachste und Sicherste ist, Sie sprechen die Erwartungen mit der Person, die Ihnen Ihre Aufgabe gibt bzw. Ihre Arbeit beurteilen wird, möglichst genau durch. Machen Sie sich eine Liste der zu klärenden Fragen, bevor Sie in das Gespräch gehen; und geben Sie sich nicht mit einer ungefähren Ahnung zufrieden, sondern fragen Sie im Zweifel nach.
Kaum ein an der Hochschule tätiger und lehrender Wissenschaftler wird sagen, dass ihm die formale Korrektheit einer Arbeit wichtiger sei als ihr Inhalt. Dennoch soll es vorkommen, dass Hochschullehrer es ablehnen, eine Arbeit auf ihre inhaltliche Qualität hin zu beurteilen, weil sie schon formal unter aller Kritik sei. Sie sollten sich demnach darauf einstellen, dass formale Korrektheit von vielen Lehrenden als eine Art Vorbedingung für inhaltliche Qualität angesehen wird.
Bei Leistungsnachweisen sollten Sie also darauf achten, dass die formalen Dinge hundertprozentig stimmen.
Die Ergebnisse Ihrer wissenschaftlichen Arbeit werden Sie während Ihres Studiums in verschiedener Form abzuliefern haben: als Seminarvortrag (Referat), als Beantwortung von Fragen in einer mündlichen Prüfung, als Klausur. Die meistgebrauchte Form aber ist die schriftliche Ausarbeitung.
Die Themenfindung zu einer wissenschaftlichen Arbeit ist erfahrungsgemäß eine der schwierigsten Herausforderungen im Studium. Das tritt besonders zu Tage bei Arbeiten, bei denen es „um viel geht“ und zugleich oft ein größerer Spielraum besteht, eigene Interessen und Perspektiven einzubringen: Prüfungs- und Abschlussarbeiten (Diplomarbeit, Magisterarbeit, Staatsexamensarbeit, BA-Thesis, MA-Thesis usw.). Aber auch bei „kleineren“ Arbeiten und selbst dann, wenn das Thema „gegeben“ wird, findet man sich mit einer oft unterschätzten Hürde konfrontiert.
Die Herausforderung lautet, ein Thema zu finden,
Der Zugang zum Thema gestaltet sich natürlich unterschiedlich, je nachdem, ob Sie das Thema selbst wählen können/müssen oder man es Ihnen „gibt“.
In den Disziplinen wird dies recht unterschiedlich gehandhabt. In den geistes- und sozialwissenschaftlichen Studienfächern wird vor allem bei größeren Abschlussarbeiten häufiger die Wahl des Themas den Studierenden überlassen. Auch bei den „kleineren“ Arbeiten während des Studiums sind die Vorgaben oft relativ unbestimmt, so dass zumindest die genauere Eingrenzung und Fokussierung des Themas von Ihnen selbst vorgenommen werden muss. In natur- und ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen sind die Vorgaben meist enger und die Aufgabenstellungen präziser; selbst Abschlussarbeiten bestehen hier oft in der Abarbeitung einer ziemlich fest umrissenen Aufgabenstellung, stellen also gewissermaßen Auftragsarbeiten dar.
Welche der beiden Varianten für Sie die angenehmere ist, lässt sich gar nicht so eindeutig sagen. Können Sie das Thema selbst wählen, stellt die Themenwahl eine eigene zusätzliche Herausforderung dar, deren Mühen oft unterschätzt werden. Gerade bei besonders anspruchsvollen wissenschaftlichen Arbeiten wie Dissertationen nimmt in geistes- und sozialwissenschaftlichen Disziplinen die Phase der Themenfindung oft einen sehr großen Zeitraum ein, der dann für die eigentliche Arbeit am Thema fehlt. Da mag es manchen einfacher erscheinen, man gibt ihnen eine klare Aufgabenstellung, mit der sie sofort loslegen können. Andererseits geht man an ein selbst gewähltes Thema mit einer anderen Motivation heran; die Bearbeitung wird in höherem Maße zum eigenen Anliegen; und das kann der Qualität sehr zu Gute kommen.
Die Polarität zwischen den beiden Varianten ist aber gar nicht so eindeutig, wie sie auf den ersten Blick scheint. Auch bei einem selbst gewählten Thema müssen Sie letztlich den Erwartungen und Anforderungen der Person genügen, die Ihre Arbeit bewerten wird. Und auch bei einem „gegebenen“ Thema müssen Sie für sich noch erschließen, worin genau denn der „Auftrag“ besteht, den Sie zu erfüllen haben.
In jedem Falle ist zu klären:
Eine Überschrift, ein Titel ist noch kein Thema! Jedenfalls dann nicht, wenn der Titel lediglich den Gegenstand oder das Gegenstandsfeld bezeichnet, das bearbeitet werden soll.
Ein Thema gibt mehr an, nämlich:
Ein Titel, der nicht nur einen Gegenstand benennt, sondern auch die inhaltliche Behandlung des Gegenstandes andeutet, würde ein Thema formulieren. Mit dem Thema ist also der Gegenstand benannt und die inhaltliche Schwerpunktsetzung in der Behandlung des Gegenstandes umrissen. Normalerweise sollten die Titel wissenschaftlicher Arbeiten ein Thema formulieren und nicht nur einen Gegenstand benennen.
Titel oder Themenbenennung und tatsächlich zu behandelndes Thema sind nicht dasselbe. Klarheit über das Thema zu bekommen, ist etwas anderes, als ein Thema benannt oder den Titel einer Arbeit zu bekommen. Möglicherweise stellt sich während der Bearbeitungszeit heraus, dass Sie mit dem Titel völlig falsche Vorstellungen über Gegenstand und Thema Ihrer Arbeit verbunden haben, und nun müssen Sie in der Tat über ein ganz anderes Thema schreiben, als Ihnen vorschwebte. Das kann Ihrer gesamten Arbeitsplanung plötzlich die Grundlage entziehen. Um in eine solche Situation gar nicht erst zu geraten, sollten Sie sich niemals für längere Zeit damit begnügen, nur den Namen des Themas zu kennen, ohne sich Klarheit darüber zu verschaffen, ob Sie damit auch die richtigen Vorstellungen über Gegenstand und inhaltliche Schwerpunktsetzung verbinden. Das bedeutet im Klartext: Niemals den Beginn der Arbeit auf die lange Bank schieben; lieber die Arbeit sofort anfangen und später zwischendurch unterbrechen, falls gerade andere Aufgaben vordringlich zu erfüllen sind. Denn nur dadurch, dass Sie beginnen, sich mit Ihrem Gegenstand zu beschäftigen, gewinnen Sie Klarheit über Ihr Thema. Und dazu gehört, dass Sie möglichst früh eine handhabbare Fokussierung Ihres Themas vornehmen.
Von eminenter Bedeutung bei der Konzipierung Ihrer Arbeit ist, dass Ihnen hinreichend klar ist, was Sie eigentlich genau vorhaben. Haben Sie als Thema nur einen Begriff, so werden Sie schnell feststellen, dass Ihnen immer wieder neue Literaturtitel und andere Quellen begegnen, die darunter fallen könnten.
Reflektieren Sie, welches Interesse Sie damit verbunden haben, als Sie dieses Thema wählten (bzw. finden Sie heraus, welches Interesse die Person, die Ihnen das Thema „gegeben“ hat, damit verbunden hat). Oft gerät Ihnen nämlich bei der Literatursuche genau dieses ursprüngliche Interesse aus dem Blick, und Sie verlieren sich in einer immer bedrohlicher erscheinenden Fülle von Quellen, die „irgendwie“ dazu gehören könnten. Um zu verhindern, dass Sie so ganz schnell den Boden unter den Füßen verlieren, müssen Sie Ihr – oft ja erstmal reichlich diffuses – Interesse so zu fassen kriegen, dass Sie zu unterscheiden vermögen, welche Quellen tatsächlich etwas dazu beitragen und welche nicht.
Mein Vorschlag ist, dass Sie versuchen,
Sie können sich dann bei jedem Literaturtitel und bei jedem Arbeitsschritt fragen, ob er etwas Nennenswertes zur Beantwortung der Frage, zur Lösung des Problems oder zur Erfüllung der Aufgabe beizutragen verspricht.
Bei vielem, was zum Titel oder zur Überschrift zu passen scheint, wird sich unter dieser Perspektive zeigen, dass es andere Aspekte des Gegenstandsbereichs thematisiert, als Sie sich vorgenommen haben.
Eine der häufigsten Fragen, die Studierende mir stellen, wenn sie als Leistungsnachweis eine Hausarbeit schreiben sollen, ist die nach dem erwünschten Umfang („wie viele Seiten“). Und tatsächlich ist es ja so, dass es an den Fachbereichen, den Instituten und bei den lehrenden Personen durchaus Erwartungen, oft sogar strikte Vorgaben gibt, wie umfangreich eine Hausarbeit zu sein hat. Und selbstverständlich besteht auch ein Zusammenhang zwischen Quantität und Qualität: Je nach Aufgabenstellung und Anspruchsniveau ist unterhalb einer gewissen Quantität keine qualitativ ausreichende Leistung möglich. Dennoch gibt es hier einen großen Spielraum: zwischen gedanklich sehr komprimierten und dichten Texten am einen, ausuferndem inhaltsarmem Geschwätz am anderen Pol.
Sagen wir, Sie hätten eine „Hausnummer“ bekommen, wie viele Seiten in etwa der Umfang Ihrer Arbeit betragen soll (oder was immer als Quantitäts-Maß genommen wird). Dann geben wir Ihnen folgende praktische Empfehlung:
Teilen Sie zunächst die Zeit, die Ihnen insgesamt zur Verfügung steht, in folgende Abschnitte mit ungefähr folgenden Zeitanteilen ein (variieren Sie diese Grobeinteilung nach eigener Einschätzung):
Dabei ist zu beachten, dass dies keine streng voneinander abgrenzbaren Arbeitsschritte sind, sondern Phasen, in denen die jeweils genannte Tätigkeit im Vordergrund steht. Die Recherche ist mit zumindest kursorischer Lektüre verbunden (‘ hierzu das 5. Kapitel), bei der Abfassung der Arbeit werden Sie immer wieder auch noch mal nachlesen, was genau in den Texten stand, auf die Sie sich beziehen; bei literaturintensiven Arbeiten finden Lesen und Schreiben sogar in ständigem Wechsel statt, so dass die Lektüre hauptsächlich in die dritte Phase fällt. Beim Abfassen der Arbeit werden Ihnen vielleicht auch Lücken auffallen, die eine erneute Recherche nötig machen. Auch können sich die Themenfokussierung und damit auch die Strukturierung und Gliederung als änderungsbedürftig erweisen. Insofern müssen Sie, was den Zeitbedarf der einzelnen Phasen und damit auch die Zeitplanung insgesamt betrifft, flexibel sein.
Dennoch sollten Sie sich für das Schreiben eine feste Zeitspanne vornehmen und keinesfalls diese Zeitspanne verringern, weil Ihnen immer wieder noch ein weiterer Titel begegnet, den Sie doch „erst noch lesen“ wollen.
Dieses „erst noch dieses lesen und jenes lesen“, bevor es ans Schreiben geht, ist oft nichts anderes als die Flucht vor dem Schreiben; gepaart mit der Hoffnung, dass sich die Unsicherheit, ob man überhaupt schon so weit ist, dass man mit dem Schreiben anfangen kann, durch weitere Lektüre in Sicherheit verwandelt. Das geschieht in aller Regel nicht!! Vielmehr türmt sich mit wachsendem Lektüreumfang ein immer gewaltigerer Anspruchsberg vor Ihnen auf: denn das alles will ja (sonst wäre die Lektüre schließlich überflüssig) nachher verarbeitet werden.
Reservieren Sie sich also eine feste und eher großzügig bemessene Zeitspanne für das Schreiben. Und dann teilen Sie einfach die Zahl der zu schreibenden Seiten durch die Zahl der verfügbaren Tage: So viele Seiten also haben Sie pro Tag zu schreiben. Und das machen Sie dann auch, so konsequent es irgend geht! Um unvorhersehbaren Hindernissen bei der Einhaltung des Zeitplans vorzubeugen, versuchen Sie von Anfang an, immer etwas über Soll zu schreiben, so dass Sie mit der Zeit einen immer größeren Vorsprung gegenüber dem ursprünglichen Zeitplan herausholen. Sie glauben nicht, wie wohl das daraus resultierende Gefühl der Sicherheit tut.
Treffen Sie sich möglichst frühzeitig mit Ihrer Betreuerin oder Ihrem Betreuer und schaffen Sie Klarheit über die Erwartungen an Ihre Arbeit:
Ein Thema zu strukturieren und zu gliedern, das Sie erst zu bearbeiten vorhaben, ist keine ganz leichte Aufgabe:
Sie brauchen für den Anfang eine niedrig schwellige Arbeitstechnik, die Ihnen hilft, Ihre ersten Ideen festzuhalten, ohne dass damit schon gleich der Anspruch erhoben wird, eine konsistente Gliederung zustande zu bringen.
Als genau dafür gut geeignete Technik hat sich das Mind-Mapping bewährt. Es ist empfehlenswert, gleich eine entsprechende Software zu verwenden. Zwar kann man die Technik auch mit Stift und Papier anwenden, doch sobald Sie größere Veränderungen vornehmen müssen, wird das schnell höchst unübersichtlich und leistet somit nicht mehr das, was es doch soll. (Eine Übersicht über mehr als 70 Programme und Tools für das Mind-Mapping finden Sie hier. Darunter sind auch Freeware-Produkte.)
Anwendungsbeispiel:
Im Mittelpunkt steht der Begriff, um den sich alles „drehen“ wird (in diesem Falle der Begriff „Raum“). Auf Grund bisheriger Recherchen zum Thema ist bekannt, dass unterschiedliche Disziplinen sich aus je ihrer Perspektive mit dem Thema beschäftigen. Diese „disziplinären Zugänge“ werden als Zweige im entsprechenden „Ast“ aufgelistet, verbunden mit einigen weiteren Differenzierungen.
Ferner verbinden sich mit dem Raumbegriff eine ganze Reihe von terminologischen Bestimmungen und begrifflichen Akzentuierungen, die aus einem zweiten „Ast“ wachsen. Ein dritter „Ast“ versammelt Handlungsformen, die in Bezug auf Raum vorkommen. Und ein vierter „Ast“ Erscheinungsformen von Raum.
Der entstehende „Baum“ lässt sich beliebig erweitern durch zusätzliche „Äste“ und/oder „Zweige“; Äste lassen sich verschieben; es lassen sich Querverbindungen herstellen.
Die abgebildeten Mind-Maps wirken noch recht übersichtlich. Aber Sie können sich denken, dass sich das mit dem Einfügen weiterer Elemente und Verbindungen schnell ändern würde, wenn nicht die Möglichkeit bestünde, Elemente auszublenden und sich auf diese Weise unterschiedliche Ansichten zu schaffen.
Den einzelnen Elementen der Map können Sie Dateien zuordnen, Sie können sie mit Bildern versehen, Sie können Aufgabenstellungen damit verbinden (Weiteres je nach Programm).
Was Sie mit einer Mind-Map gewinnen, ist eine visualisierte Struktur als Hilfe zur Protokollierung und Ordnung Ihrer Ideen. Was Sie damit noch nicht haben, ist eine Gliederung Ihrer Arbeit.
Die Mind-Map-Struktur weicht von einer Gliederungsstruktur für eine wissenschaftliche Hausarbeit insofern ab, als sie ohne Rücksicht auf die Möglichkeit einer sequentiellen und nachvollziehbaren Darstellung Ihres Gegenstandsfeldes und Ihrer Gedankenentwicklung entsteht. Das ist zugleich ihr Vorteil – denn deshalb ist die Schwelle niedrig, damit zu arbeiten; und ihr Nachteil – denn eine sequentielle Gliederung müssen Sie daraus erst noch entwickeln.
Wenn Sie unserer Empfehlung zur Fokussierung Ihres Themas folgen, haben Sie damit auch einen Ansatz zur Gliederung Ihrer Arbeit. Überlegen Sie, welche Schritte zur Beantwortung der leitenden Fragestellung, zur Lösung des aufgeworfenen Problems oder zur Erfüllung der gestellten Aufgabe führen.
Die Gliederung gibt Ihrer Arbeit Struktur. Sie unterteilt sie in sinngemäß zusammenhängende Abschnitte, in Lese-Einheiten, und sie zeigt, in welcher Weise sich Ihre Gedanken im Laufe des Textes entwickeln. Ganz am Anfang ist sie nur eine Gliederungsabsicht. Sie nehmen sich vor, bei der Behandlung Ihres Themas die Schritte zu gehen, die Sie in den Gliederungspunkten (den Überschriften Ihrer Gliederungsabschnitte) vorformuliert haben.
Das kann eine ganz äußerliche Einteilung sein, etwa von der Art:
Eine solche Gliederung können Sie sich vornehmen, ohne sich zu Ihrem Thema einen einzigen inhaltlichen Gedanken gemacht zu haben. Bei vielen Themen geht das, vor allem dann, wenn Sie die Aufgabe haben, bestimmte Ihnen vorgegebene Texte zu einem Thema zu referieren.
Bei anderen Themen, die mehr problem- als autoren- oder text-orientiert sind, können Sie sich zwar eine ähnlich äußerliche Schrittabfolge Ihrer Vorarbeiten vornehmen. Aber das fertige Manuskript selbst wird nach einer problembezogenen Gliederung verlangen. Die aber können Sie erst angehen und vorformulieren, wenn Sie sich schon einige inhaltliche Gedanken zum Thema gemacht (also auch schon einige Vorarbeiten geleistet) haben. Die problembezogene Gliederung, die Sie dann entwerfen, hat dementsprechend zwangsläufig schon eine gedankliche Skizze zur Grundlage, die Sie zu Ihrem Thema im Kopf haben.
Man kann es auch anders ausdrücken: Sie haben immer schon Ihre – mehr oder weniger guten – Gründe für Ihre vorläufige Gliederungsabsicht. Leider werden die in dem Gliederungsentwurf, den Sie zu Papier bringen, nicht mitdokumentiert. Wir schlagen Ihnen daher vor, sich nicht mit der bloßen Auflistung von Gliederungspunkten (Überschriften) zu begnügen, sondern schon gleich die Gedanken, die Sie dazu bewegt haben, eine solche Gliederung vorzusehen, schriftlich zu skizzieren. Das kann ruhig in unvollständigen Sätzen oder in Stichworten erfolgen. Wichtig ist, dass Sie die Gedanken, die Sie sich ja zum Thema schon haben machen müssen, um eine Gliederung überhaupt formulieren zu können, nicht wieder versickern lassen und nur diese dürftigen Überschriften in Händen behalten, sondern die bereits getane Arbeit (denn das sind Ihre Vorüberlegungen zur Gliederung schließlich) auch gleich fruchtbar werden lassen.
Wenn Sie unter Ihren Gliederungspunkten sofort Stichworte zum vorgesehenen Inhalt notieren oder entsprechende Gedankenfetzen skizzieren, Thesen aufstellen, die Sie in der Arbeit dann beweisen oder widerlegen wollen, werden Sie auch besser feststellen können, wie gut oder weniger gut Ihre Gründe für diese Gliederung tatsächlich sind. Das wird Sie wahrscheinlich zu einer besser durchdachten und zu einer genaueren, differenzierteren Gliederung hinführen. Und es führt Sie schon in die schriftliche Ausarbeitung ein, zu einem Zeitpunkt, wo Sie noch relativ frei sind von Zeitdruck. Im Ergebnis haben Sie schon etwas auf dem Papier stehen, das zwar noch recht dünn ist, aber doch schon eher das Gefühl vermitteln kann, ein bisschen Boden unter den Füßen zu haben, als es eine bloße Liste von Überschriften vermag.
Es ist für viele Studierende erfahrungsgemäß ein echtes Problem, rechtzeitig mit der Niederschrift des Manuskripts zu beginnen und nicht endlos in den Vorarbeiten, vor allem im Rezipieren von Texten, hängen zu bleiben. Beginnen Sie mit der Niederschrift erst, wenn Sie glauben, das Thema voll im Griff zu haben, wird es zeitlich fast immer recht eng. Ergeben sich dann beim Ausformulieren neue Gesichtspunkte, ist es zu spät, ihnen noch nachzugehen. Sie sollten daher die Niederschrift des Manuskripts nicht bloß als einen technischen Vorgang der Außendarstellung Ihrer Arbeitsergebnisse ansehen, sondern als wichtigen Beitrag zum Arbeitsprozess selbst. Das bedeutet: so früh wie möglich mit dem Schreiben beginnen! Der Einstieg mit einer stichwortartigen oder skizzenhaften Ausfüllung Ihrer Gliederungspunkte ist eine gute Methode, die Hürde des Beginnens zu nehmen.
Die Gliederung, die Ihre Arbeit schließlich tatsächlich erhält, mag sich stark unterscheiden von Ihrer ursprünglichen Gliederungsabsicht. Aber das ist kein Mangel, sondern nur logische Konsequenz der Tatsache, dass eine gute problemorientierte Gliederung sich aus der behandelten Sache selbst ergibt.
Wenn die Gliederungsabsicht zu Beginn Ihres Arbeitsprozesses vor allem den Sinn hatte, Ihr Arbeitsvorhaben in überschaubare und sinnvoll aufeinander folgende Arbeitsschritte zu zerlegen, so hat die Gliederung der fertigen Arbeit den Sinn, sie für ihren Leser in überschaubare Lese-Einheiten aufzuteilen.
Daraus ergibt sich in etwa ein Anhaltspunkt für den Grad der Untergliederung einer Arbeit. Eine 100-Seiten-Arbeit, die nur zwei Gliederungspunkte aufweist, macht dem Leser Angst und Bange, und er wird schon nur mit Unbehagen die Lektüre beginnen. Wenn hingegen eine 10-Seiten-Arbeit in 20 Gliederungspunkte unterteilt ist, fragt sich der Leser zu Recht, ob der Verfasser vielleicht denkt, man befinde sich noch im „ersten Lesealter“. Irgendwo dazwischen liegt das richtige Maß. Prüfen Sie Ihre eigenen Lesegewohnheiten, dann haben Sie eine Richtschnur.
Die Güte Ihrer Gliederung ist darüber hinaus ein ganz wichtiges Kriterium für die Beurteilung der inhaltlichen Qualität Ihrer Arbeit. Der Gutachter sieht daran, ob Sie in der Lage waren, die Problemstruktur Ihres Themas zu erkennen und zu berücksichtigen.
Dazu gehört nicht nur eine angemessene Aufgliederung des Gesamtthemas in Teil-Themen. Dazu gehört auch, dass Sie zeigen, Ihnen ist bei dieser Zerlegung nicht der innere Zusammenhang des Themas verloren gegangen, Sie haben also die Gliederungspunkte nicht beziehungslos aneinandergereiht, sondern – möglichst auch in der Gliederung ersichtlich – miteinander gedanklich verknüpft: Die Abfolge Ihrer Gliederungspunkte sollte auch eine inhaltlich-gedankliche Entwicklung anzeigen – sofern die Themenstellung dies zulässt.
Im Gliederungsschema stellt sich die Gliederung nicht nur in der Abfolge der Gliederungspunkte, sondern auch in ihrer Tiefe dar. Es gibt dem Leser Orientierung daher auch über die Zahl der Gliederungsebenen und ihre Zuordnung zueinander.
Vor allem zwei Arten von Schemata haben sich als gebräuchlich herauskristallisiert:
Man kann sie auch mischen.
Im Buchstaben-Ziffern-System werden die unterschiedlichen Gliederungsebenen durch die Zuordnung unterschiedlicher Zahlen- und Buchstabensymbole gekennzeichnet (die oberste Ebene zum Beispiel durch römische Ziffern, die zweite Ebene durch Großbuchstaben); im Dezimalklassifizierungs-System durch die Zuordnung einer Dezimalzahl mit entsprechender Stellen-Zahl (die oberste Ebene also durch einstellige Zahlen, die zweite Ebene durch zweistellige Zahlen), wobei die Stellen durch Punkte voneinander getrennt werden. Hinter die letzte Stelle wird meist kein Punkt mehr gesetzt.
Welches der Gliederungsschemata man vorzieht, hängt auch von der Gliederungstiefe ab. Die Charakterisierung der Gliederungsebene geschieht im Dezimalklassifizierungs-System durch die Anzahl der Stellen. In der fünften Gliederungsebene haben Sie also eine 5-stellige Ziffernfolge vor Ihrer Überschrift. Je mehr Gliederungsebenen vorgesehen sind, desto voluminöser wird im Dezimalklassifizierungs-System die Ziffer, durch die die unteren Gliederungsebenen charakterisiert werden. Irgendwann fängt das an, unschön zu werden. Bei mehr als drei, vielleicht noch vier Gliederungsebenen sollten Sie daher das Buchstaben-Ziffern-System wählen. Im Buchstaben-Ziffern-System wird die Gliederungsebene durch die Art des Zeichens charakterisiert. Es genügt also immer ein Zeichen vor der Überschrift.
Andererseits können Sie beim Buchstaben-Ziffern-System nicht erkennen, in welchem Teil der Arbeit Sie sich befinden. Ein Abschnitt des Manuskripts, dessen Position in der Gliederung durch ein „B.“ gekennzeichnet ist, kann sich im Teil I., II. oder III. befinden. In dieser Beziehung leistet demnach das Dezimalklassifikationssystem bessere Orientierung.
Die konkrete Wahl der Zeichen beim Buchstaben-Ziffern-System sollten Sie von der Gliederungstiefe abhängig machen. Unser Vorschlag ist:
Zeichen | bei 2 Ebenen | bei 3 Ebenen | bei 4 Ebenen | bei 5 Ebenen |
römische Zahlen: |
|
| 1. Ebene | 1. .Ebene |
große Buchstaben: |
| 1. .Ebene | 2. Ebene | 2. Ebene |
arabische Ziffern: | 1. .Ebene | 2. Ebene | 3. Ebene | 3. Ebene |
kleine Buchstaben: | 2. Ebene | 3. Ebene | 4. Ebene | 4. Ebene |
griechische Buchstaben: α), β), γ), δ) |
|
|
| 5. Ebene |
Wissenschaftliche Arbeiten im Studium umfassen folgende Elemente (wobei nicht in jedem Falle jedes dieser Elemente enthalten sein muss):
Das Titelblatt ist der Identitätsnachweis eines Manuskripts. Es soll auf den ersten Blick eindeutigen Aufschluss geben über:
Bei Arbeiten, deren Umfang nur ganz wenige Seiten umfasst, genügen einige Zeilen zu Beginn der ersten Seite, die die entsprechenden Angaben enthalten.
Die wichtigste Angabe ist der Titel. Den sollten Sie besonders hervorheben, zum Beispiel durch einen größeren Schriftgrad. Es ist gut, wenn er möglichst genauen Aufschluss über den tatsächlichen Gehalt der Arbeit gibt. Aber je genauer der Titel sein soll, desto länger wird er meistens auch. Er lässt sich dann nicht mehr mit einem Blick erfassen, sondern muss richtig gelesen werden. Ein Ausweg ist ein kurzer prägnanter Titel, der den Schwerpunkt oder das besondere Anliegen der Arbeit betont, ergänzt durch einen Untertitel, der ruhig etwas länger ausfallen darf und für die Präzision der Titelangabe insgesamt zuständig gemacht wird. Der Haupttitel wird am besten optisch etwas stärker hervorgehoben als der Untertitel.
Für die Reihenfolge und Anordnung der Elemente des Titelblatts existieren an vielen Hochschulen spezielle Vorschriften. Erkundigen Sie sich beim Betreuer Ihrer Arbeit danach.
Das Inhaltsverzeichnis (oder die Gliederungsübersicht) stellen Sie hinter dem Titelblatt Ihrer Arbeit voran. Damit geben Sie dem Leser vorweg eine Übersicht über das, was ihn erwartet. Es orientiert sich an dem von Ihnen gewählten Gliederungsschema und sollte dieses in einer optisch übersichtlichen Form repräsentieren, das heißt so, dass auf den ersten Blick die Ebenen Ihrer Gliederung zu unterscheiden sind. Das bewerkstelligen Sie am besten durch entsprechend gestuftes Einrücken der Gliederungspunkte.
Das Inhaltsverzeichnis soll dem Leser einen schnellen Überblick über den Inhalt der Arbeit ermöglichen. Ein Inhaltsverzeichnis, das sich über etliche Seiten erstreckt, erfüllt diesen Zweck nicht. Falls sich bei einer sehr klein geteilten Arbeit ein solch umfangreiches Inhaltsverzeichnis ergeben sollte, wäre zu überlegen, ob Sie dem Leser zwei Inhaltsverzeichnisse anbieten: ein kurzes für den schnellen Überblick vorweg („Inhaltsübersicht“) und dahinter noch ein ausführliches für die vollständige Information („Inhaltsverzeichnis“). In diese Verlegenheit werden Sie aber höchstens bei Ihrer Abschlussarbeit kommen, denn ein mehrseitiges Inhaltsverzeichnis bei einem Manuskriptumfang von weniger als – sagen wir: – fünfzig Seiten ist einfach disproportioniert.
Was manche als Vorwort ansehen, ist für andere eine Einleitung. Wenn man von der Wortbedeutung ausgeht, lassen sich aber doch gewisse Abgrenzungskriterien festlegen. Ein „vorausgeschicktes Wort“ braucht nicht unbedingt auch schon in die Arbeit „einzuleiten“. In einem Vorwort könnten Sie zum Beispiel Gründe angeben, die zur Wahl des Themas geführt haben, oder allgemeinere Anmerkungen zur Relevanz des Themas machen oder zum größeren Rahmen, in den es einzuordnen ist, Anmerkungen, die nicht unbedingt schon auf den tatsächlich folgenden Inhalt Bezug nehmen. Man könnte das Thema erläutern oder darlegen, wie und warum man das Thema für die Behandlung in der Arbeit eingegrenzt hat. (Das Vorwort wäre dann eine Art sehr ausführlicher Untertitel.) Ein sehr kurzes Vorwort (weniger als eine Seite) können Sie auch Vorbemerkung nennen.
Beim letztgenannten Beispiel ist allerdings die Abgrenzung zu einer „Einleitung“ schon nicht mehr sehr trennscharf. Eine Einleitung sollte jedenfalls nicht nur einige Anmerkungen zur Thematik machen, sondern wirklich schon in die Arbeit, also in den Aufbau ihres Gedankengangs, ihren methodischen Ansatz, ihre Terminologie und dergleichen einführen. Hilfreich sind Einleitungen, die eine Vorschau auf die Arbeit geben.
Natürlich müssen die Proportionen zwischen Vorwort und/oder Einleitung und Haupttext stimmen. Um die 10% sollte die Obergrenze darstellen.
„Anmerkungen“ ist der Oberbegriff für alle Zusätze, die Sie zu Ihren Ausführungen im laufenden Text machen:
„Fußnoten“ sind eigentlich Anmerkungen, die am Fuße einer Seite stehen; oft wird die Bezeichnung jedoch synonym für Anmerkungen überhaupt gebraucht, also auch für Anmerkungen, die erst am Ende des gesamten laufenden Textes oder von Abschnitten beziehungsweise Kapiteln angefügt werden. Letztere müssten genau genommen „Endnoten“ heißen. In neuerer Zeit hat sich jedoch die Methode durchgesetzt, Quellenangaben in Klammern gesetzt in den laufenden Text einzufügen. Auch diese Art der Quellenangabe könnte man als eine Form von Anmerkungen bezeichnen.
Lesbar, verständlich und überzeugend sein sollte Ihr Text auch ohne die Anmerkungen.
Die Stelle, an der die Anmerkung ihrem Sinne nach eingefügt werden soll, wird durch ein Zeichen (Anmerkungs- oder Fußnotenzeichen) gekennzeichnet. Dieses Zeichen enthält einen Hinweis darauf, wo die Anmerkung zu finden ist. Meist nimmt man dafür eine Zahl, hochgestellt und damit deutlich vom fließenden Text abgehoben. Unter der betreffenden Zahl findet der interessierte Leser dann die dazugehörige Anmerkung. Das Anmerkungs- oder Fußnotenzeichen gehört bei wörtlichen Zitaten grundsätzlich an deren Ende, hinter die abschließenden Anführungsstriche.
Für den Leser ist es natürlich angenehmer, wenn er die Anmerkungen (als „Fußnoten“ im wörtlichen Sinne) am unteren Ende derselben Seite findet. Dann genügt ein kurzer Blick, um sich zu informieren und zu entscheiden, ob man den Inhalt der Anmerkung für wichtig oder interessant genug hält, um die Lektüre des fließenden Textes an dieser Stelle zu unterbrechen und sich mit dem Inhalt der Anmerkung zu beschäftigen (oder sich dies für später vorzunehmen). Wenn man hingegen erst das Ende des Textes und dort dann die betreffende Anmerkungsnummer suchen muss, wird der Lesefluss doch so erheblich gestört, dass man oft lieber darauf verzichtet. Wenn Sie wollen, dass der Leser Ihre Anmerkungen tatsächlich zur Kenntnis nimmt, dann sollten Sie also die leserfreundliche „Fußnote“ verwenden.
Außer den bereits genannten Unbequemlichkeiten für den Leser ergibt sich aus „Endnoten“ noch ein Problem, über das Sie nachdenken sollten. Wenn Sie im laufenden Text wörtliche Zitate aus irgendwelchen Schriften einfügen, dann setzen Sie hinter das Zitat ein Anmerkungszeichen und verweisen damit auf die Anmerkung, in der die betreffende Quelle genannt wird. Befindet sich die Anmerkung als Fußnote auf derselben Seite, kann der Leser mit einem Blick sehen, von welchem Autor das Zitat stammt, auch wenn dieser im laufenden Text nicht genannt wurde. Nach unserer Auffassung gehört aber die Kenntnis des Autors eines Zitats zum Verständnis des laufenden Textes, in dem das Zitat eingefügt wurde. Bei der „Endnoten“-Lösung bedarf es einiger Mühe, diese Information zu bekommen. Sie sollten dann also überlegen, wie Sie dem Leser helfen können. Eine Möglichkeit ist die, dass Sie wörtliche Zitate immer durch einen Hinweis auf den Autor einleiten oder einen solchen Hinweis sonstwie im laufenden Text unterbringen. Eine andere Möglichkeit ist die, dass Sie auf die Methode der Kurzfassung von Quellenangaben zurückgreifen („Kurzbeleg“: Verfasser und Erscheinungsjahr), die Sie dann in Klammern in den laufenden Text einfügen. Anmerkungen, die nur Quellenangaben enthalten, fallen so ganz weg, und der Anmerkungsapparat enthält nur noch zusätzliche Kommentare, weiterführende Literaturhinweise und dergleichen. Der Leser aber weiß immer sofort, von wem die jeweils zitierten Äußerungen stammen.
Schließlich ist die Methode der in den laufenden Text eingefügten Kurzfassung der Quellenangabe auch dazu geeignet, eine sonst ins Uferlose anwachsende Zahl von Anmerkungen auf ein erträgliches Maß zu reduzieren. Sie bietet sich daher auch dann an, wenn Sie weitere Anmerkungen (die mehr oder anderes enthalten als bloße Quellenangaben) als „Fußnoten“ unterbringen.
Fußnoten im engeren Sinne können seitenweise, kapitelweise oder ganz durchlaufend nummeriert werden. Anmerkungen, die Sie im Anschluss an den Text zusammenfassen, werden kapitelweise oder ganz durchlaufend nummeriert.
Einen Exkurs könnte man als eine etwas zu lang geratene Anmerkung bezeichnen. Er enthält Ausführungen, die nicht so ganz in den sonstigen Gang der Argumentation passen beziehungsweise in seinen systematischen Aufbau, die eben irgendwie „abführen“. Andererseits muss ein Zusammenhang zu Ihrem Thema schon da sein. Allein die Überschrift „Exkurs“ rechtfertigt nicht, dass Sie den Leser mit irgendetwas langweilen, das absolut nicht zum Thema gehört und dem, was Sie in der Arbeit ansonsten ausführen, auch keinen zusätzlichen Aspekt verleiht oder Ausblicke auf benachbarte und mit Ihrem Thema zusammenhängende Gegenstandsfelder eröffnet. Weil die Einfügung von Exkursen oft eine Verlegenheitslösung darstellt (man kriegt mit der regulären Darstellung nicht die nötige Seitenzahl voll; da ist noch etwas, das man selbst sehr wichtig und interessant findet, aber irgendwie gelingt es nicht, es in die Systematik einzubauen), sind manche Betreuer nicht sehr positiv dazu eingestellt. Umso wichtiger ist es, den Zusammenhang zu Ihrem Thema ausdrücklich auszuführen. Damit können Sie nämlich auch zeigen, dass Sie sich gründliche Gedanken über den systematischen Aufbau Ihrer Arbeit gemacht haben, und das gibt immer Pluspunkte.
Zusammenfassungen sind eine Freundlichkeit gegenüber dem Leser. Sie dürfen aber auch nichts anderes sein als Zusammenfassungen. Also: Nicht dass Sie bei der Gelegenheit noch den einen oder anderen Gedanken einfügen, den Sie vorher gar nicht ausgeführt hatten. Außerdem sollten Zusammenfassungen so knapp sein wie nur möglich. Wenn der Leser an einer solchen Zusammenfassung angekommen ist, dann bieten Sie ihm damit einen Rückblick über die zurückgelegte Wegstrecke, und dabei dürfen Sie ihm natürlich nicht nochmal wieder die Anstrengung, die er gerade ja hinter sich hat, aufs Neue zumuten.
Aber auch für Sie selbst kann eine Zusammenfassung einen guten Effekt haben. Wenn Sie versuchen, Ihre Gedanken zusammenzufassen, merken Sie nämlich eher, wo Ungleichgewichte und Inkonsequenzen in Ihrer Darstellung waren, welche Punkte zu kurz kamen, wo Sie allzu weitschweifig wurden und wo sich eine Passage nicht so recht zu den anderen fügen will. Haben Sie noch genügend Zeit, könnten Sie die Sache nun umkehren und ausgehend von dem in Ihrer Zusammenfassung aufs Wesentliche komprimierten Gedankengang Ihre ausführliche Darlegung im laufenden Text so überarbeiten, dass diese ausführliche Darstellung und Ihre Zusammenfassung besser zusammen passen.
Außerdem können Sie in einer Zusammenfassung demonstrieren, dass Sie in der Lage sind, Ihre Gedanken, im Wortsinne, „zusammenzunehmen“.
Zusammenfassungen haben ihren Platz am Ende von Sinnabschnitten oder am Ende des gesamten Manuskripts. Ob Sie zwischendurch, zum Beispiel nach jedem Kapitel oder Abschnitt der Arbeit, eine Zusammenfassung machen, hängt auch vom Umfang der gesamten Arbeit ab. Alle paar Manuskriptseiten eine Zusammenfassung wäre reichlich übertrieben. Aber wenn Sie eine 100-seitige Arbeit in 3 Abschnitte eingeteilt haben und zum Abschluss eines jeden Abschnitts eine Zusammenfassung von – sagen wir: – 1 bis 2 Seiten schreiben, dann geht das schon in Ordnung.
Einen Schluss sollten Sie nach Möglichkeit vorsehen, weil er Ihrer Arbeit eine gewisse Abrundung gibt. Der Schluss kann eine Zusammenfassung der Arbeit sein oder ein Resumée, in dem die Bedeutung der gewonnenen Erkenntnisse noch einmal auf den Punkt gebracht wird. Er kann auch einen Ausblick geben auf sich anschließende Fragestellungen oder Forschungsperspektiven. Nennen Sie den Schluss nicht „Schluss“, sondern so, dass aus der Überschrift hervorgeht, um welche Art von Schluss es sich handelt: „Zusammenfassung“, „Ausblick“ oder „Zusammenfassung und Ausblick“.
In jedem Falle sollten Sie im Schlusskapitel, wie immer Sie es nennen, sich selbst und Ihren Lesern Rechenschaft darüber ablegen, ob und wie die von Ihnen für Ihre Arbeit formulierte Fragestellung beantwortet bzw. das thematisierte Problem gelöst bzw. die gestellte Aufgabe erfüllt wurde.
Register sind – meist alphabetisch, gelegentlich auch systematisch – geordnete Verzeichnisse von Namen (Autoren- oder Personen-Register) und/oder Schlagwörtern (Sach- oder Schlagwort-Register) mit Angabe der Seiten, auf denen sich dazu etwas findet. Sie dienen der Erschließung des Inhalts von – meist umfangreichen – Werken. Register (auch Indices genannt) sind nützlich, wenn man aus einem Buch nur punktuell Informationen zu einem bestimmten Schlagwort oder Autor herausholen will, ohne das ganze Buch lesen oder durchblättern zu müssen.
Verzeichnisse sind (wie das Inhaltsverzeichnis) am Textlauf orientiert und begegnen Ihnen oft als „Verzeichnis der Abbildungen“ oder „Verzeichnis der Tabellen“, die in einem Werk enthalten sind. Sinn haben solche Verzeichnisse unserer Ansicht nach nur, wenn die Tabellen oder Abbildungen wirklich wesentlich eigenständige Leistungen oder Gegenstände darstellen und nicht nur zur Illustration von Aussagen dienen, die im laufenden Text gemacht werden. In einem Buch, zu dessen wesentlichen Inhaltsbestandteilen es gehört, statistisches Material zu einem Thema zu präsentieren, stellt ein Verzeichnis der Tabellen und Diagramme natürlich eine große Hilfe zur Inhaltserschließung dar. Und wenn in eine kunsthistorische Abhandlung Fotos der angesprochenen Kunstdenkmäler aufgenommen werden, ist ein Verzeichnis der Abbildungen ebenfalls unbedingt angebracht. Analoge Beispiele lassen sich aus etlichen anderen Wissenschaftsbereichen anführen. Vergessen Sie nicht, Tabellen und Abbildungen im Text durchzunummerieren.
Auch ein Verzeichnis der in Ihrem Manuskript verwendeten Abkürzungen ist nötig, wenn es sich nicht nur um allgemein übliche, sondern beispielsweise um fachspezifische oder ungebräuchliche Abkürzungen handelt.
Register stehen immer am Ende einer Arbeit. Verzeichnisse können – je nachdem, welches Gewicht man der in ihnen enthaltenen Information für die Erschließung des Inhalts gibt – am Anfang (hinter dem Inhaltsverzeichnis) oder am Ende platziert werden.
Im Literaturverzeichnis wird alle Literatur mit den vollständigen, zur Identifikation und Beschaffung notwendigen bibliografischen Angaben aufgeführt, die Sie in Ihrer Arbeit zitiert oder erwähnt haben.
Es ist eine Gewissensfrage, ob Sie auch solche Literatur dort aufnehmen sollten, auf die Sie in der Arbeit zwar nicht ausdrücklich eingegangen sind, von der Sie aber meinen, dass sie zu den geistigen Quellen gehört, aus denen Sie geschöpft haben. Eigentlich wäre es korrekt, sofern man das Literaturverzeichnis als Dokumentation der geistigen Quellen einer Arbeit ansieht. Aber das wäre wohl doch eine Überstrapazierung des Literaturverzeichnisses. Letztlich müsste es sonst darauf hinauslaufen, dass Sie in das Literaturverzeichnis alles aufnehmen, was Sie je gelesen haben. Denn in irgendeiner Weise wird es sicher zur Bildung Ihres Geistes und damit auch zur Abfassung dieser Arbeit beigetragen haben. Eine etwas nüchternere Betrachtung reduziert seine Funktion auf den Nachweis der ausdrücklich verwendeten Quellen. Die geistigen Einflüsse, die zur Prägung der eigenen wissenschaftlichen Auffassungen beigetragen haben, sind ohnehin nicht vollständig zu dokumentieren; ja, sie sind Ihnen wahrscheinlich zu großen Teilen gar nicht bewusst.
Beliebt ist das Literaturverzeichnis als Belesenheitsausweis oder als Dokumentation des wissenschaftlichen Niveaus einer Arbeit. Aber ein umfangreiches Literaturverzeichnis als solches besagt nur, dass Sie in vielen Büchern herumgestöbert und aus vielen Büchern zitiert haben. Ob Sie das, was Sie da an Quellen anführen, auch tatsächlich verarbeitet haben, ob Sie sich intensiv damit auseinandergesetzt haben, darüber sagt es gar nichts. Das kann nur die Arbeit selbst zeigen. Ein Umkehrschluss ist zwar nicht zwingend, aber durchaus möglich: Je umfangreicher das Literaturverzeichnis, desto oberflächlicher wurde die angeführte Literatur wohl gelesen. Auch diesen Schluss kann nur die Arbeit selbst widerlegen. In aller Regel wird der Betreuer Ihrer Arbeit recht genau merken, in welcher Relation der Eindruck, den das Literaturverzeichnis erweckt, zu dem Eindruck steht, den der Inhalt Ihrer Arbeit auf ihn gemacht hat. Besser stehen Sie allemal da, wenn Sie trotz geringer Titelzahl im Literaturverzeichnis eine gehaltvolle Arbeit abgeliefert haben, als wenn Ihr Betreuer schließen muss, dass der Berg an Titeln, die Sie für Ihre Belesenheit ins Feld führen, in keinem Verhältnis steht zur entbundenen geistigen Maus.
Nichtsdestoweniger ist ja gar nicht zu bezweifeln, dass das Literaturverzeichnis im Wissenschafts- und Studienbetrieb – gerechtfertigterweise oder nicht – als Indikator dafür angesehen wird, wie gründlich sich der Verfasser einer Arbeit mit seinem Thema beschäftigt hat. Es ist also sicher nicht falsch zuzusehen, dass das Literaturverzeichnis nicht allzu knapp ausfällt. Aber das setzt voraus, dass Sie sich die Literatur auch wirklich einigermaßen gründlich ansehen müssen. Literaturangaben „aus zweiter Hand“ gehören jedenfalls nicht in Ihr Literaturverzeichnis, selbst dann nicht, wenn Sie aus dem betreffenden Werk ein Zitat wörtlich übernehmen, das Sie in einem anderen Text gefunden haben. Ausnahme: Der sekundär zitierte Text spielt eine besondere Rolle für Ihre Abhandlung und ist im Original nicht oder nur sehr schwer zugänglich. In dem Falle müssen Sie Ihrer Literaturangabe den „Fundort“ hinzufügen. Schreiben Sie hinter die Literaturangabe: [zitiert nach: ...].
Bei der formalen Gestaltung des Literaturverzeichnisses sind zuerst die Konventionen für die bibliografische Aufnahme von Literatur zu berücksichtigen. Die Literatur wird alphabetisch geordnet nach dem ersten Element der bibliografischen Angabe (Verfasser- beziehungsweise Herausgeber-Name/n oder Sachtitel). Eine Unterteilung der Literaturangaben in Primär- und Sekundärtexte ist oft sinnvoll. Im ersten Teil des Literaturverzeichnisses werden dann alle Texte und Materialien angeführt, die den eigentlichen Untersuchungsgegenstand der Arbeit bilden, im zweiten Teil die Texte, die sich („sekundär“) auf dieses „primäre“ Material beziehen. Diese Unterteilung ist nicht unbedingt nötig, wenn es sich bei Primär- und Sekundärtexten durchweg um wissenschaftliche Texte handelt. Sie sollte aber vorgenommen werden, wenn das Material, auf das Sie sich in Ihrer Arbeit stützen, zum Teil nicht-wissenschaftlicher Herkunft ist (zum Beispiel historische Quellen, statistisches Material, Dichtung, Gesetzestexte).
Achten Sie auf eine einheitliche Form der Literaturangaben. Setzen Sie also nicht in einem Fall die Verlagsangabe hinzu und im anderen Falle nicht. (In Literaturverzeichnissen wissenschaftlicher Arbeiten wird oft nur der Erscheinungsort ohne Verlag angegeben.)
Es ist empfehlenswert, die zweite Zeile und die folgenden Zeilen einer Literaturangabe etwas einzurücken. Das erleichtert die Übersicht.
Ein Anhang ist dazu da, umfangreichere Materialien, die für die Arbeit eine wichtige Rolle gespielt haben, zu dokumentieren. Das ist natürlich nur dann sinnvoll und berechtigt, wenn diese Materialien sonst nur schwer oder gar nicht zugänglich sind (historische Quellen und Dokumente, statistisches Material, Gesetzestexte, Bildmaterial und Ähnliches); oder bei Materialien, die im Zusammenhang der Arbeit selbst entstanden sind (Fragebögen und Auswertungsdaten bei empirischen Arbeiten, Beobachtungsprotokolle, Interviews und Ähnliches).
Benutzen Sie den Anhang nicht, um Eindruck zu schinden. Die wenigsten Betreuer wissenschaftlicher Arbeiten sind begeistert, wenn ihnen zugemutet wird, zusätzlich zum eigentlichen Text der Arbeit noch Kenntnis zu nehmen von diversen Beigaben. Beschränken Sie sich auf das, was wirklich notwendig ist.
Unter diesem Gliederungspunkt geht es um die Bewältigung der Anforderungen, die beim Schreiben einer wissenschaftlichen Hausarbeit im Studium zu erfüllen sind:
Eine wissenschaftliche Arbeit enthält normalerweise fremde Gedanken und eigene Gedanken. Sie enthält Beschreibungen von Tatbeständen und Erklärungen. Sie enthält Darstellungen und Reflexionen bzw. Kommentare. Hieraus folgt der einfache Grundsatz, dass beides jeweils eindeutig voneinander unterscheidbar sein muss.
Üblicherweise werden Sie in Ihren wissenschaftlichen Arbeiten von fremden Gedanken ausgehen. Das kann ein Einstieg über eine Begriffsdefinition sein, die Sie in einem Lexikon gefunden haben; ein real- oder theoriegeschichtlicher Abriss zu Ihrem Thema; eine Problemexplikation, die Sie einer einschlägigen Abhandlung entnehmen, o.dgl. Die Frage ist, welchen Stellenwert ein solcher Einstieg für Ihre Arbeit haben kann und soll.
Es gibt drei Möglichkeiten. Die erste Möglichkeit ist, dass Sie sich die fremden Gedanken schlicht zu eigen machen und als Basis für alles Weitere verwenden. Sie schlüpfen sozusagen in die begriffliche bzw. wissenschaftliche Haut eines fremden Autors und argumentieren von da ab, als ob es Ihre eigenen Gedanken wären, die Sie entfalten. Das Problem ist, dass Sie dies meist nicht konsequent durchhalten können, weil Sie die fremden Gedanken zwar übernommen, aber nicht selbst hervorgebracht und daher auch nicht wirklich dagegen gefeit sind, Missverständnissen zu erliegen und in Ihren weiteren Überlegungen und Argumentationen fehlschlüssig zu werden. Das verschärfende Problem ist, dass Sie dies höchstwahrscheinlich selbst gar nicht merken. Das Internet wimmelt von Diplom- und sonstigen Hausarbeiten dieses Typs.
Die zweite Möglichkeit ist, dass Sie sich selbst ganz raushalten und lediglich referieren, was Sie in den Quellen gefunden haben; aber niemals so tun, als ob es Ihre eigenen Gedanken wären, sondern stets in Distanz bleiben. Der große Vorteil gegenüber der ersten Möglichkeit ist, dass Sie Ihre Referierung der fremden Gedanken immer mit dem Vorbehalt versehen können: … sofern Sie den Autor richtig verstanden haben; … soweit sich die Argumentation des Autors nachvollziehen lässt; … sofern die Annahmen des Autors zutreffen … usw. Dieser Weg, mit fremden Gedanken umzugehen, ist ganz sicher der wissenschaftlich sauberere gegenüber der distanzlosen Übernahme in der ersten Variante. Das Problem ist, dass Sie selbst dabei ganz außen vor bleiben. Ihre eigenen Gedanken manifestieren sich zwar in der Art der Referierung, ziehen sich dabei aber sozusagen permanent zurück hinter das Referierte. Es wird sich kaum vermeiden lassen, dass die Befassung mit den Gedanken anderer bei Ihnen eigene Gedanken auslöst, die sich auf das Gelesene beziehen. Aber die müssen Sie dauernd zurückdrängen, damit sie nicht die reine Darstellung der fremden Gedanken stören und überformen. Sofern Sie doch eigene Gedanken sichtbar machen wollen, stehen diese dann bezugslos different neben den fremden Gedanken.
Deshalb drängt das Motiv, sich seine eigenen Gedanken zu machen, zur dritten, allerdings anspruchsvolleren Möglichkeit: der Bezugnahme der eigenen auf die fremden Gedanken. Was bedeutet das?
Übernehmen Sie z.B. eine Begriffsdefinition oder eine Problemexplikation, dann werden Sie begründen, weshalb Sie diese (und keine andere) zugrunde legen wollen. Um das leisten zu können, werden Sie sich in diese fremden Gedanken selbst hineindenken, werden sie in ihrer inneren Begründetheit und Schlüssigkeit nachvollziehen müssen. Sie werden selbst von manchem überzeugt werden, von anderem nicht. So eignen Sie sich den Text in einer nicht äußerlichen Weise an, nämlich kritisch. Das Wort Kritik kommt vom altgriechischen krinein = unterscheiden. Bei einer kritischen Aneignung denken Sie sich zwar in die fremden Gedanken hinein, bleiben dabei aber unterschieden vom Autor der fremden Gedanken (bleiben Sie selbst); und Sie unterscheiden zwischen dem, was Sie überzeugt, weshalb es zu Ihrem eigenen Denken werden kann, und dem, was Sie nicht überzeugt und wozu Sie deshalb in Distanz bleiben. So entsteht aus der Aneignung etwas Neues: Ihr eigenes Denken verändert sich (also Sie entwickeln sich); und das Angeeignete verändert sich in der Rezeption durch Sie; es erfährt eine Transformation in eine Form, in der Sie es mit Überzeugung vertreten können.
In dieser Weise werden Sie sich überhaupt mit Quellen beschäftigen, wenn ernsthaft von wissenschaftlicher Auseinandersetzung die Rede sein soll: nach-denklich und kritisch. Weder beharren Sie nur auf Ihren eigenen Gedanken; noch geben Sie Ihre eigenen Gedanken zugunsten der fremden auf. Sie beziehen beides aufeinander und kommen so zu etwas Neuem, in dem sowohl das angeeignete Fremde als auch Ihr Eigenes in transformierter Gestalt aufgehoben sind.
Beschreibungen von Tatbeständen sind etwas anderes als Behauptungen von Tatbeständen. Sie selbst mögen noch so sehr davon überzeugt sein, dass der Sachverhalt genau so zutrifft, wie Sie ihn darstellen. Für den Leser gilt nur, was er nachprüfen und nachvollziehen kann. Die Grundlage der Beschreibung (statistisches Material, dokumentarisches Material, Erfahrungsberichte anderer, eigene Recherchen) ist daher stets offenzulegen. Wo das Beschriebene nicht lückenlos zu belegen ist, wo also Behauptungen ins Spiel kommen, muss dies kenntlich gemacht werden.
Beschreibungen sind zudem klar zu trennen von Erklärungen und Interpretationen. Sie können darlegen, dass dort, wo es besonders viele Störche gibt, auch die Geburtenrate besonders hoch ist. Mit statistischen Mitteln lässt sich vielleicht eine Korrelation feststellen und ein niedriger Wahrscheinlichkeitsgrad angeben dafür, dass dieses gemeinsame Auftreten zweier Phänomene rein zufälliger Natur ist. Das ist alles noch Beschreibung, die anhand statistischer Erhebungen und durch Anwendung des statistischen Instrumentariums von jedem Leser nachvollzogen werden kann. Was die Beschreibung nicht hergibt und was daher zunächst nicht belegt ist, ist die Behauptung eines Zusammenhangs zwischen dem einen (Häufigkeit der Störche) und dem andern (Geburtenrate). Dass dort ein Zusammenhang bestehen könnte („Das kann doch kein Zufall sein!“), ist bereits eine Interpretation, durch welche die Daten in einem bestimmten Licht erscheinen.
Beschreibung und Interpretation zu trennen, ist kaum möglich. Sobald Sie etwas beschreiben, verleihen Sie ihm auch schon Bedeutung; sonst könnten Sie es gar nicht beschreiben. Dennoch sollten Sie immer reflektieren, ob die Bedeutung, die Sie dem Beschriebenen geben, wirklich die einzig mögliche ist. Falls Sie denken, dass das nicht der Fall ist, sollten Sie deutlich machen, dass dies Ihre Interpretation der Tatbestände ist; und dass es andere geben könnte. Darin unterscheidet sich wissenschaftliches vom journalistischen Schreiben.
Sie können sich nun durch die geringe Wahrscheinlichkeit für eine Zufälligkeit des beobachteten Tatbestands dazu motiviert fühlen, nach einer Erklärung zu suchen, die einen Zusammenhang zwischen beiden Phänomenen belegt. Eine solche Erklärung kann selbst wieder eine Tatsachenfeststellung sein oder eine Theorie, die mehr oder weniger zwingend diesen Zusammenhang beweist. Solange die Erklärung nicht auch wiederum vom Leser als zwingend nachvollzogen werden kann, ist sie für ihn nur Behauptung. Eine Behauptung, von der geprüft werden soll, ob und wie man sie belegen beziehungsweise beweisen kann, nennt man eine Hypothese.
Nehmen wir an, Sie hätten Störche dabei beobachtet, wie sie Babys vor Haustüren abgelegt haben. In diesem Falle könnten Sie eine schlüssige Erklärung für die Korrelation abgeben, die durch eine Tatsachenfeststellung begründet ist: Kinder bringt der Klapperstorch. Das ist eine durch empirische Tatsachen gestützte Kausalerklärung für eine Korrelation: Das eine Phänomen (überdurchschnittliche Storchpopulation) ist kausale Ursache für das zweite Phänomen (überdurchschnittliche Geburtenrate). Das Problem ist nur: Außer vielleicht Ihren eigenen Kindern (wenn Sie welche haben) wird Ihnen das niemand glauben. Sie müssten die Störche schon dabei gefilmt haben; oder die gleich lautenden Beobachtungen von vielen unabhängigen Beobachtern anführen können.
Eine andere Möglichkeit wäre eine theoretische Erklärung. Die könnte vielleicht so lauten: Störche kommen immer im März. Im März ist auch die Geburtenrate besonders hoch. Dass die Störche immer im März kommen, hängt mit deren jahreszeitlichen Wanderungsbewegungen zusammen. Dass besonders viele Kinder im März geboren werden, hängt mit einem bestimmten wiederkehrenden Ereignis ca. 9 Monate vorher zusammen, nämlich der Sonnwendfeier im Juni, einem rauschenden Fest, das – ähnlich wie Karneval – regelmäßig damit endet, dass Menschen einander sehr nahe kommen, so nahe, dass die Steigerung der Geburtenrate 9 Monate später als natürliche Folge erklärbar ist. In diesem Falle wird erklärt, wieso zwei Phänomene korrelieren können, obwohl sie kausal nicht miteinander zusammen hängen.
Beschreibungen, Hypothesen und (empirisch oder theoretisch abgesicherte) Erklärungen gehören zur wissenschaftlichen Darstellung. Sie müssen jedoch immer deutlich voneinander unterschieden werden. Behauptungen hingegen haben nur dann etwas zu suchen in wissenschaftlichen Arbeiten, wenn sie hypothetisch eingeführt werden, also als wissenschaftliche Lücken, die es in nachvollziehbare Tatsachenfeststellungen oder Erklärungen zu überführen gilt.
Haben Sie nicht Tatbestände, sondern „fremde Gedanken“ darzustellen, so sollen Sie diese möglichst werkgetreu wiedergeben (referieren). Die ständige Wiederholung von Formulierungen der Art: „Nach Auffassung von XY gilt dies und das“; oder: „YZ behauptet, dies und das gelte nicht für den Zeitraum x“ kann allerdings nervtötend werden, wenn sich die Referierung von fremden Gedanken über längere Textpassagen hinzieht. Dann sollten Sie durch einen entsprechenden Einleitungssatz darauf hinweisen, dass nun über eine längere Passage Ihres Textes hinweg die Wiedergabe der Auffassungen des Autors XY folge. Eventuell müssen Sie auch deutlich machen, wo die Referierung endet und Sie wieder ganz eigene Gedanken äußern.
Oft ist es nötig, dass Sie die reine Immanenz der Darstellung durchbrechen, um das Referierte durch zusätzliche eigene Gedanken zu erläutern, verständlich zu machen, zu interpretieren. Weil Sie hier ja nichts anderes im Sinn haben, als dem Leser die referierte Position deutlicher zu machen, kann es Ihnen an solchen Stellen besonders leicht passieren, dass Sie Darstellung und Kommentar vermengen. Vielleicht ist Ihnen selbst gar nicht immer bewusst, dass Sie schon nicht mehr referieren, sondern bereits interpretieren. Daran zeigt sich, dass es doch nicht ein ganz so einfacher Grundsatz ist, Darstellung und Kommentar auseinanderzuhalten. Denn natürlich enthält Ihre Darstellung der Auffassungen eines anderen Autors zwangsläufig schon eine bestimmte Interpretation des Referierten und transportiert daher auch schon einen geheimen Kommentar dazu mit. Ganz vermeiden können Sie das gar nicht. Aber Sie sollten diesen Punkt selbstkritisch im Auge behalten und sich immer prüfen, ob und wo die Darstellung in Interpretation und Kommentar umschlägt, und dann, wenn es der Fall ist, dies auf jeden Fall zum Ausdruck bringen.
Ihre eigenen Gedanken können sich unmittelbar auf das Thema beziehen oder auf die Auffassungen eines anderen Autors. Sie können sich unmittelbar eigene Gedanken zum Thema „Umweltschutz und Ökonomie“ machen oder die Auffassungen eines anderen Autors dazu kommentieren. Im letzteren Falle handelt es sich um einen direkten Kommentar; im ersteren Falle kann es sich um einen indirekten Kommentar handeln, wenn Sie nämlich durch die Darstellungen Ihrer eigenen Gedanken zum Thema in kritischer Absicht eine Differenz zu den referierten Auffassungen eines anderen Autors dazu aufzeigen wollen.
Wie man Quellen angibt und wie man richtig daraus zitiert, gehört zu den Kernanforderungen wissenschaftlichen Arbeitens im Studium. Hier gibt es das ganze Spektrum an Verfehlungen, von der kleinen Nachlässigkeit bis hin zum groß angelegten Betrug zur Erschleichung eines unverdienten Zertifikats.
Sie können Ihrem Leser viel erzählen. Weshalb sollte er Ihnen abnehmen, was Sie zum Beispiel über den Autor Meyer behaupten. Wenn Sie Ihren Leser davon überzeugen wollen, dass Sie sich Ihre Behauptungen nicht aus den Fingern gesogen haben, müssen Sie sie belegen. Belegen heißt in diesem Falle, dass Sie Angaben machen, die es dem Leser erlauben nachzuprüfen, ob Ihre Aussagen haltbar sind. Ihre Angaben müssen ihm also den Zugang zu den Quellen eröffnen. Dementsprechend spricht man von „Quellenangabe“.
Die Nachprüfbarkeit aller Aussagen, die Sie machen, ist ein ganz entscheidendes formales Kriterium für die Wissenschaftlichkeit Ihres Textes. Es hängt eng zusammen mit der für Wissenschaft wesentlichen sozialen Qualität des Bemühens um Erkenntnis. In der Wissenschaft geht es eben nicht um die Suche nach nur individueller Wahrheit (die es sicher auch gibt, die aber nicht Angelegenheit der Wissenschaft ist), sondern um die Suche nach dem, was allgemeine Wahrheit, also Wahrheit nicht nur für mich, sondern auch für – möglichst viele – andere sein kann. Und genau dafür, dass dies möglich wird, braucht man die Überprüfbarkeit der Aussagen, wenn sie als wissenschaftlich gelten können sollen.
„Quellenangabe“ meint also mehr als bloßes Zitieren. Bei allem, was Sie in einem wissenschaftlichen Text an Tatsachenbehauptungen von sich geben (und auch die Wiedergabe einer wissenschaftlichen Position behauptet eine Tatsache; die Tatsache nämlich, dass der und der Autor das und das – wörtlich oder sinngemäß – gesagt habe) und was nicht wirklich zum Allgemeingut jedes halbwegs mit Lebenserfahrung ausgestatteten und gebildeten Bürgers gehört, müssen Sie angeben, woher Sie es haben.
Den Autor anzugeben, von dem Sie wesentliche Gedanken übernommen haben, ist zudem Ausdruck der Anerkennung und des Dankes, den Sie jemandem leisten, der Ihnen etwas gegeben hat. Sie zeigen damit, dass Sie an einem sozialen Prozess teilnehmen und dass Sie sich dessen bewusst sind, dass man in einem solchen Prozess auch füreinander arbeitet und voneinander lernt.
Sie müssen immer dann die Quelle angeben,
Sie sollten die Quelle außerdem angeben,
Auf der anderen Seite kann man auch zu viel zitieren. Viele Studierende legen den wissenschaftlichen Grundsatz der Quellenangabe so extensiv aus, dass sie meinen, nun müssten sie so ziemlich jeden Satz, den sie schreiben, auf irgendeine wissenschaftliche Quelle zurückführen, und sei es der größte Allgemeinplatz oder eine Erkenntnis, in der nicht mehr als gesunder Menschenverstand oder alltägliche Erfahrung zum Ausdruck kommt.
Schließlich ist es zu einer unwahrscheinlich verbreiteten Unsitte geworden, sich auf wissenschaftliche Quellen zu berufen statt zu argumentieren oder Beweise zu führen. Indem man einen wissenschaftlich renommierten Autor zitiert, glaubt man sich eine nähere Begründung ersparen zu können. Wenn der und der das sagt, dann wird das schon so durchgehen. Nun ist aber der betreffende renommierte Autor keineswegs seinerseits zu seinem Renommée dadurch gekommen, dass er andere renommierte Autoren zitiert hat, sondern dadurch, dass er seine eigenen Positionen auf überzeugende Weise argu-mentativ, empirisch oder sonst wie begründen konnte. Diese Begründungen spart man sich und setzt an ihre Stelle die Berufung auf eine Quelle. Der Mühe, seine Theoriebildung geistig nachzuvollziehen, entzieht man sich ebenso wie der Mühe, diesen Nachvollzug in eigenen Worten wiederzugeben. So aber wird Wissenschaft zur Frage von Glauben an Autoritäten und Glaubensgemeinschaften, die sich um Autoritäten herum bilden.
Wir können Sie nicht davon abbringen oder abhalten, Quellenangaben und Zitate so einzusetzen, indem ich behaupte, dass Sie damit nicht durchkommen. Bei vielen Betreuern wird diese Methode wahrscheinlich wirklich funktionieren, zumal, wenn Sie einen Autor zitieren, dem Ihr Betreuer sich sehr verbunden fühlt. Dann merkt er es oft nämlich selbst gar nicht, dass die theoretischen Hintergründe völlig fehlen, weil er sie automatisch parat hat und daher womöglich gar nicht vermisst.
Schief gehen kann die Sache dann allerdings, wenn sich das Fehlen des Hintergrundes darin zeigt, dass ein Zitat in völlig falschen gedanklichen Zusammenhang eingebracht wird. So etwas kann natürlich ganz schön Minuspunkte einbringen, vor allem, wenn es als bewusster Versuch interpretiert wird, den Betreuer zu bluffen.
In diesen Zusammenhang gehört auch das „Zitat aus zweiter Hand“. Ihre Quelle ist in diesem Falle die „zweite Hand“ und nicht der Originaltext. Sie geben also korrekterweise die Literatur an, in der Sie das Zitat gefunden haben, und tun nicht so, als ob Sie aus dem Originaltext zitieren, indem Sie die Literaturangabe aus der „zweiten Hand“ abschreiben.
Heikel ist die Sache allemal. Der Autor, aus dessen Text Sie das Zitat übernehmen, weiß und hat zu verantworten, ob er es richtig interpretiert hat und ihm nicht Gewalt antut durch die neuen Zusammenhänge, in die er es gestellt hat. Sie als Zweit-Zitierer hängen in dieser Beziehung völlig in der Luft. Vielleicht ist das Zitat inzwischen schon aus dritter, vierter Hand? (Das ist vor allem bei Internetquellen sehr häufig der Fall.) Es mag – selbst wenn es im Wortlaut noch korrekt wiedergegeben wird, was natürlich keineswegs sicher ist – mittlerweile seinem ursprünglichen gedanklichen Umkreis so entfremdet sein, dass es buchstäblich nicht mehr wiederzuerkennen ist. Alles spricht also dafür, dass Sie auf Zitate „aus zweiter Hand“ möglichst selten zurückgreifen.
In Ihr Literaturverzeichnis gehört nur die Literaturangabe zu dem Text, aus dem Sie das Zitat übernommen haben, nicht aber die zum Originaltext. Ausnahme: Der sekundär zitierte Text spielt eine besondere Rolle für Ihre Abhandlung und ist im Original nicht oder nur sehr schwer zugänglich. In dem Falle müssen Sie Ihrer Literaturangabe den „Fundort“ hinzufügen. Schreiben Sie hinter die Literaturangabe: [zitiert nach: ...].
Das Urheberrecht wird im „Gesetz über Urheberrecht und verwandte Schutzrechte (Urheberrechtsgesetz)“ (UrhG) geregelt. Es umfasst zum ersten ein unabtretbares Persönlichkeitsrecht, zum zweiten ein – übertragbares, abtretbares – Verwertungs- und Nutzungsrecht. Als Persönlichkeitsrecht formuliert es den Anspruch des Urhebers eines Werks der Literatur, Wissenschaft und Kunst auf Anerkennung seiner Urheberschaft. Damit verbunden ist das alleinige Recht darüber, das Werk zu verändern und es in irgendeiner Form der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Das Verwertungsrecht liegt zunächst beim Urheber, kann von ihm aber als einfaches oder ausschließliches Nutzungsrecht an Andere übertragen werden, z.B. an einen Verlag. Das einfache Nutzungsrecht schließt nicht aus, dass auch andere, so auch der Urheber selbst, zusätzlich das Werk nutzen; das ausschließliche Nutzungsrecht beschränkt die Nutzung auf denjenigen, dem es vom Urheber übertragen wurde. Ein Nutzungsrecht besteht grundsätzlich nur, wenn es vom Urheber eingeräumt wurde.
Hiervon ausgenommen ist das Zitatrecht, das im § 51 des UrhG geregelt wird:
„§ 51 Zitate
Zulässig ist die Vervielfältigung, Verbreitung und öffentliche Wiedergabe eines veröffentlichten Werkes zum Zweck des Zitats, sofern die Nutzung in ihrem Umfang durch den besonderen Zweck gerechtfertigt ist. Zulässig ist dies insbesondere, wenn
1. einzelne Werke nach der Veröffentlichung in ein selbständiges wissenschaftliches Werk zur Erläuterung des Inhalts aufgenommen werden,
2. Stellen eines Werkes nach der Veröffentlichung in einem selbständigen Sprachwerk angeführt werden,
3. einzelne Stellen eines erschienenen Werkes der Musik in einem selbständigen Werk der Musik angeführt werden.“
Der im Gesetz genannte „besondere Zweck“ gilt als im Kontext wissenschaftlichen Arbeitens zwar generell gegeben. Dennoch sind hier einige Bedingungen zu erfüllen:
Der Gesetzestext unterscheidet zwischen 1. der Zitierung des Gesamtwerks (auch Großzitat genannt) und 2. der Zitierung von „Stellen eines Werks“ (auch Kleinzitat genannt). Ein Gesamtwerk (z.B. ein Gedicht oder ein kompletter Aufsatz) darf nur zitiert werden, wenn ihm ein eigenständiger Kommentar zur „Erläuterung des Inhalts“ dient, der wissenschaftliche Qualität aufweist. Stellen eines Werks dürfen zitiert werden, soweit dies im Rahmen eines „selbständigen Sprachwerks“ geschieht, also im Rahmen eines Textes, der selbst den Schutz des UrhG beanspruchen kann, d.h. eine literarische, wissenschaftliche oder künstlerische Leistung darstellt.
Ihre wissenschaftliche Hausarbeit gewinnt also keineswegs dadurch den Charakter eines „selbständigen Sprachwerks“ wissenschaftlicher Qualität, dass Sie solche Werke zitieren, sondern erst dadurch, dass Sie eine eigenständige wissenschaftliche Leistung erbringen, in deren Rahmen Sie auch zitieren. Fehlt eine solche eigenständige Leistung, verwirken Sie sogar das Recht zu zitieren.
Das Zitatrecht entbindet nicht von der Wahrung des Urheberpersönlichkeitsrechts, also der Nennung des Urhebers des Werks, aus dem zitiert wird; und dem Verbot der Veränderung des Werks. Gegen das Urheberrecht verstoßen also Zitate ohne Quellennachweis (Urhebernennung) und Zitate, in denen der ursprüngliche Text verändert wurde, ohne dass ausgewiesen wird, dass diese Veränderung auf den zitierenden Autor zurückgeht. (Zu den daraus resultierenden Regeln für die Zitiertechnik ‘ Abschnitt 10.4.2)
Auch Abbildungen oder Tabellen unterliegen dem Urheberrecht. Wenn Sie Abbildungen „zitieren“, handelt es sich zudem oft um ein Großzitat, dessen Verwendung stärkeren Restriktionen unterliegt. Sofern also die Abbildung selbst nicht einen unselbstständigen Teil eines Werkes darstellt (etwa als grafische Veranschaulichung eines im Text erläuterten Zusammenhangs), sollten Sie sich sicherheitshalber beim Urheber oder einer Organisation, die Urheberrechte wahrnimmt, um eine Abdruckgenehmigung bemühen. Die VG Bild-Kunst in Bonn (http://www.bildkunst.de) verfügt über die Rechte an den Bildern vieler Künstler und Fotografen. Für wissenschaftliche Werke werden Genehmigungen häufig honorarfrei oder kostengünstig erteilt.
Von Plagiaten spricht man, wenn jemand die wissenschaftliche Leistung eines anderen als eigene ausgibt. Plagiate sind aus mehreren Gründen verwerflich.
Der erste Grund ist wissenschaftsimmanent: Die Grundsätze wissenschaftlichen Arbeitens Nachprüfbarkeit und Nachvollziehbarkeit kann man als ein Ethos betrachten, was allerdings keineswegs eine beliebig austauschbare Werthaltung meint. Es hängt eng zusammen mit dem modernen Selbstverständnis des Menschen und mit der Demokratie als gesellschaftlicher Verfassung und Staatsform. Dieses moderne Selbstverständnis setzte sich im 18. Jahrhundert durch und besagt, dass das menschliche Zusammenleben von den Menschen selbst nach ihren Vorstellungen zu gestalten ist und nicht von transzendenten Kräften bestimmt wird, denen man zu gehorchen hat, oder von einem Schicksal, dem man ausgeliefert ist. Die Gestaltungskraft, auf die man sich dabei beruft, ist die grundsätzlich jedem Menschen innewohnende Vernunftfähigkeit. Sie wird angerufen, wann immer Menschen sich auf rationalem Wege zu verständigen suchen. Deshalb auch hat nach modernem Verständnis jeder Mensch das Recht auf soziale und politische Teilhabe. Der einzige Grund, weshalb einem erwachsenen Menschen die „Mündigkeit“ abgesprochen werden kann, ist, dass er in seiner Vernunftfähigkeit behindert ist; andere Gründe wie Herkunft, Geschlecht, Rasse, Religion, Weltanschauung usw. dürfen keine Rolle spielen.
Auch die wissenschaftliche Haltung hat mit Partizipation zu tun: Jedem vernunftfähigen Menschen soll grundsätzlich die Teilhabe am Prozess wissenschaftlicher Erkenntnisgewinnung ermöglicht werden. Dazu gehört, dass jede wissenschaftliche Arbeit der rationalen Überprüfung und Kritik ausgesetzt wird; und dass offen gelegt wird, wie ihre Aussagen zustande gekommen sind. Dafür steht ihr/e Autor/in mit ihrem/seinem Namen ein. Was Sie nicht selbst erarbeitet und durchdacht haben, dafür können Sie auch nicht einstehen.
Jede wissenschaftliche Arbeit speist sich aus zwei Quellen: dem eigenen Beitrag und den verwendeten und verarbeiteten Beiträgen anderer. Alles, was von anderen übernommen wurde, ist als übernommen kenntlich zu machen. Es ist keineswegs verboten, sondern geradezu geboten, dass wissenschaftliche Beiträge anderer in die eigene Arbeit übernommen werden; nicht in Ordnung ist, wenn dies verborgen wird und die Beiträge anderer als eigener Beitrag ausgegeben werden.
Ein zweiter Grund ist pädagogischer Art: Wenn Sie plagiieren, verzichten Sie auf eine eigene Auseinandersetzung mit dem Thema. Statt sich eigene Gedanken zu machen, machen Sie sich die Gedanken anderer zu eigen; statt die Chance zu nutzen, Ihre Fähigkeiten weiter zu entwickeln und sich zu einer autonomen und verantwortungsfähigen Persönlichkeit zu bilden, vernachlässigen Sie Ihre eigene Bildung und präsentieren im Plagiat ein Bild von sich und Ihren Fähigkeiten, das jemand anderes entworfen hat. Sie maskieren sich.
Ein dritter Grund ist moralischer Art: Sie verweigern dem Autor, dessen gedankliche Leistung Sie sich zu eigen machen, die Anerkennung, die darin liegt, dass man ihre Verwendung nachweist.
Besonders leicht gemacht wird das Plagiieren durch das Riesenangebot an wissenschaftlichen Arbeiten, die Studierende ins Netz stellen. Manches dürftige Referat wird dort zu höheren Preisen angeboten als ausgezeichnete Bücher von Fachleuten zu demselben Thema. Warum wohl? Weil die Anbieter darauf setzen, dass sich solche Arbeiten eher als eigene Leistung einem Betreuer unterschieben lassen als wirkliche Expertenarbeiten; und es deshalb eine zahlungskräftige Nachfrage danach gibt. Aber auch Online-Lexika und andere Online-Dokumente werden häufig plagiiert. Die Technik des copy and paste macht es so einfach; die Versuchung ist groß. Aber die Computertechnik macht es auch sehr einfach, Plagiate aus dem Internet nachzuweisen. An den meisten Unis sind inzwischen ausgefuchste Programme im Einsatz, die Plagiate aufspüren.
Und ein letzter Grund ist rechtlicher Art: Sie verletzen Urheberrechte; Sie täuschen und betrügen. Das kann ernsthafte Konsequenzen für Sie haben, die in keinem Verhältnis stehen zu der erhofften Ersparnis an Mühen. Ersparen Sie sich lieber die Peinlichkeit, die mit der Entlarvung Ihres Täuschungsversuchs verbunden wäre: Dass Sie auf kritische oder auch interessierte Nachfrage nicht kompetent antworten können, weil Sie in Wahrheit viel weniger Ahnung haben, als Ihr Plagiat suggeriert. Dass Sie als geistiger Dünnbrettbohrer und Trittbrettfahrer dastehen, dem das Selber-Denken zu anstrengend ist. Dass man Sie als Dieb des geistigen Eigentums anderer betrachtet; als Betrüger und Täuscher.
Die Grenzlinie zwischen korrekter Verwendung fremder Leistung und Plagiat verläuft da, wo Sie diese Verwendung nicht kenntlich machen. Das kann auch einfach mangelnde Erfahrung und mangelnde Vertrautheit mit den Regeln des wissenschaftlichen Arbeitens sein. Aber spätestens nach wenigen Semestern müssten Sie letztere soweit kennen, dass dies als Erklärung oder gar Entschuldigung nicht mehr akzeptiert werden kann. Sobald Sie in Kenntnis der Regeln des wissenschaftlichen Arbeitens Ihre Quellen nicht nachweisen, plagiieren Sie. Tun Sie es nach wenigen Semestern noch aus Unkenntnis, dann verstoßen Sie immerhin gegen fundamentale Regeln und demonstrieren damit schwerwiegende Defizite, was Ihre Studierfähigkeit betrifft. In beiden Fällen sehen Sie nicht gut aus.
Im Zusammenhang mit den öffentlich bekannt gewordenen Plagiatsaffären um prominente Politiker/innen hat es eine breite Diskussion um korrektes Zitieren und korrekten Quellennachweis gegeben. Auf der einen Seite wurden Verstöße gegen das Gebot der Nachprüfbarkeit teils hemdsärmelig als handwerkliche Ungenauigkeiten bagatellisiert („ein paar Anführungsstriche falsch gesetzt“ oder „vergessen“), auf der anderen Seite wurden teils Forderungen zu fragwürdigen Verschärfungen der formalen Anforderungen laut. Zu letzteren gehörte auch das proklamierte Verbot des „Eigenplagiats“, also der wörtlichen Übernahme von Textpassagen aus eigenen Schriften des Autors ohne formalen Quellennachweis und ohne Anwendung der üblichen Zitierregeln.
Man muss an dieser Stelle sicher differenzieren. Nicht wenige in der Wissenschaftstradition hoch geschätzte und häufig zitierte Autoren haben sich des „Eigenplagiats“ schuldig gemacht, indem sie teils größere Textpassagen aus zuvor schon veröffentlichten Schriften wörtlich in neuere Schriften übernahmen, ohne sie als wörtliches Zitat mit Quellennachweis auszuzeichnen. Hier wurde ja keineswegs die Leistung eines Anderen als eigene Leistung ausgegeben. Es bleibt dabei, dass es sich um eine originäre Leistung dieses Autors handelt, auch wenn er sie früher schon einmal genau so veröffentlicht hat. Beim „Selbstplagiat“ geht es also um etwas anderes: Es soll nicht der Eindruck entstehen, dass dieser Gedanke, dieses Argument oder diese Erkenntnis jetzt zum ersten Mal in die Diskussion eingebracht wird. Vielmehr soll deutlich gemacht werden, seit wann dieser Gedanke, dieses Argument oder diese Erkenntnis schon in der wissenschaftlichen Diskussion ist. Das ist sicherlich ein durchaus sinnvolles Ansinnen, und der Wunsch, dass sich alle wissenschaftlichen Autoren an das Gebot des „Selbstzitats“ halten, also die Erstveröffentlichung ihrer diesbezüglichen Überlegungen und Erkenntnisse kenntlich machen, ist nachvollziehbar. Aber völlig überzogen ist es, Verstöße dagegen in den Kontext von Plagiatsvorwürfen zu stellen.
Noch nicht einmal der Vorwurf fehlender Quellenangabe ist zutreffend, da sowohl die erstmalige als auch die neuere Verwendung dieser Textpassage der selben Quelle entstammen, nämlich der originären wissenschaftlichen Arbeit dieses Autors. Es ist ja nicht die Lektüre seiner eigenen früheren Schrift, durch die er auf diesen Gedankengang gekommen oder aufmerksam geworden ist, zumal viele Autoren so arbeiten, dass sie gelungene Formulierungen zu bestimmten Gegenständen oder Themenbereichen in Form von Textbausteinen (früher: Karteikarten in Zettelkästen) für spätere Verwendung archivieren und sicher nicht immer für eine Übersicht darüber sorgen, in welcher Veröffentlichung sie ein solches Selbstzitat schon einmal verwendet haben.
Anders liegen die Dinge bei Qualifikationsarbeiten (Bachelor-, Master-, Magister-, Diplom-, Doktor- und Habilitationsarbeiten). Generell gilt ja für Arbeiten im Studium, dass sie nicht ein zweites Mal zum Erwerb eines Leistungsnachweises oder als Prüfungsleistung verwendet werden dürfen. Für Qualifikationsarbeiten wird zudem in aller Regel verlangt, dass sie gegenüber der vorhergehenden Qualifikationsarbeit desselben Autors eine neue weiter gehende Leistung darstellen. Wenn also z.B. jemand eine Master-Thesis verfasst, dann muss diese gegenüber der vorausgehenden Bachelorarbeit eine nennenswerte wissenschaftliche Mehr-Leistung dokumentieren. Bestünde sie überwiegend aus einer Abschrift der Bachelorarbeit, lediglich ergänzt um ein Kapitel, in dem eine zusätzliche Literaturquelle referiert wird, ohne dass die Übernahme offen gelegt wird, dann hat zwar der Autor sich nicht bei einem anderen Autor bedient, aber die Master-Thesis hat sich unzulässigerweise bei der Bachelor-Arbeit bedient. Kennt der Betreuer die Bachelor-Arbeit nicht (was beim Wechsel in einen Master-Studiengang häufig der Fall sein dürfte, insbesondere wenn der mit einem Studienortswechsel verbunden war), wird ihm eine Leistung suggeriert, die für diese Arbeit gar nicht erbracht wurde. Daher also: In Qualifikationsarbeiten müssen Anleihen aus vorausgehenden Qualifikationsarbeiten als „Selbstzitate“ ausgewiesen werden. Hierfür gelten die selben Regeln wie für sonstige Zitate und Quellennachweise.
Diese Regel ist jedoch nicht auf Leistungsnachweise (Hausarbeiten, Referate) während des Studiums anzuwenden. Abschlussarbeiten sollen ja gewissermaßen summierend die Früchte des Studiums und der in seinem Verlauf aufgewandten Mühen in einem Produkt ernten und dokumentieren. Die durchweg der wissenschaftlichen Öffentlichkeit üblicherweise gar nicht zugänglichen, da unveröffentlichten und auch Seitens der Hochschule nicht archivierten Studienleistungen sind regulär ohnehin keine zitier- und nachweisbaren Quellen. Auch „unveröffentlichte Manuskripte“ können nur als wissenschaftliche Quellen zitiert werden, sofern sie dennoch für Rezipienten der Arbeit, in der sie zitiert werden, zugänglich sind oder – beispielsweise als Anhang zu dieser Arbeit – zugänglich gemacht werden. Selbst Abschlussarbeiten, die von den Hochschule für eine gewisse Zeitspanne (meist 5-10 Jahre) archiviert werden, sind nicht im akademischen Sinne „veröffentlicht“, sondern nur zeitweise öffentlich zugänglich.
Da die diesbezüglichen Vorschriften der Hochschulen sehr heterogen und unterschiedlich streng sind, sollten Sie Anleihen aus einer vorausgehenden Qualifikationsarbeit unbedingt immer ausdrücklich ansprechen und kenntlich machen.
Jede Quellenangabe muss hinreichend genau sein, um den Leser tatsächlich zur Quelle zu führen, falls er das wünschen sollte. Bei gedrucktem Material (außer Texten zum Beispiel auch Fotos, Abbildungen, Grafiken, Tabellen) sind das die genauen bibliografischen Angaben, die es erlauben, die Quelle zu identifizieren und Zugang zu ihr zu finden. Bei anderen Quellen halten Sie sich immer die Richtlinie vor Augen: Der Leser muss anhand Ihrer Angaben die Quelle identifizieren und möglichst auch ausfindig machen können. Bei einem Film zum Beispiel gibt man analog zur bibliografischen Angabe Regisseur und Titel des Filmes an, eventuell noch den Produzenten und möglichst die Verleihfirma (Bezugsquelle). Bei einer Rundfunk- oder Fernsehsendung Namen der Sendung, Sender und Sendetermin, gegebenenfalls den Autor oder Regisseur; eventuell eine Bezugsquelle (zum Beispiel Landesbildstelle).
Fast immer handelt es sich im Studium um gedrucktes und dann auch meist wiederum um Text-Material. Die Quellenangabe ist dann also eine "Literaturangabe". Die Angaben zur in Ihrer Arbeit verwendeten Literatur werden im Literaturverzeichnis zusammengestellt.
Für korrekte Quellenangaben ist erforderlich:
Für die Art und Weise, wie Quellen in einer wissenschaftlichen Arbeit ausgewiesen werden, gibt es eine nahezu unüberschaubare Zahl von Varianten („Zitationsstile“).
Eine Übersicht finden Sie hier: http://citavi.com/images/forum/Citavi_Zitierstiluebersicht.pdf. Das Literaturverwaltungsprogramm Endnote weist aktuell (2015) sogar über 6.000 solcher Stile aus.
Da es sich hierbei um Konventionen handelt, unterliegt deren Handhabung und die Strenge ihrer Befolgung zeitlichen, regionalen und kulturellen Differenzen und Wandlungen. Zunehmende Interdisziplinarität und Internationalisierung wissenschaftlichen Arbeitens kommen hinzu und sorgen durch Vermischung von Konventionen für neue Varianten. Immer noch gibt es aber je nach Fachdisziplin und Fachkultur häufiger und seltener (oder gar nicht) gebrauchte Zitationsstile. Es ist unmöglich, hier auch nur annähernd die Variationsbreite der Fächer zu berücksichtigen, die Sie studieren. Daher wird hier ein Zitationsstil in Anlehnung an die 1937 von Kate L. Turabian gegebenen (und seither immer wieder modifizierten) Empfehlungen zu Grunde gelegt, der zumindest in den geistes- und sozialwissenschaftlichen Disziplinen des deutschen Sprachraums relativ hohe Akzeptanz finden dürfte. Sofern Ihnen nicht durch Ihr Institut oder Ihre/n Dozentin/en ein anderer Zitationsstil vorgeschrieben ist, dürften Sie sich damit in den allermeisten Fällen auf der sicheren Seite befinden.
Am besten ist aber, Sie fragen ausdrücklich nach.
Die Zitationsstile unterscheiden sich hauptsächlich in der Anordnung, teilweise auch im Umfang der aufgeführten bibliografischen Elemente sowie in den Interpunktionszeichen, die zur Abtrennung der einzelnen Elemente voneinander vorgeschlagen oder vorgeschrieben werden. Einen gemeinsamen Mindestumfang aber weisen alle auf: Verfassernamen, Titel des Textes, Nummer der Auflage (falls nicht Erstauflage), Veröffentlichungsjahr, Verlagsort bei selbstständigen Schriften; bei unselbstständigen Schriften zusätzlich: Name der Zeitschrift bzw. Titel des Sammelwerks oder Lexikons, in dem der Beitrag erschienen ist, ggf. Herausgebernamen, Seitenzahlen des Beitrags. Im Folgenden sind die zwingend anzuführenden bibliografischen Elemente mit einem Sternchen versehen.
*Name, *Vorname(n):
Name und Vornamen werden dem inneren Titelblatt des Werks beziehungsweise der Überschrift des Beitrags entnommen. Den Vornamen sollte man ausschreiben, um den Verfasser eindeutig identifizieren zu können. Schon bei einem Hans Meier werden Sie Schwierigkeiten haben, den gemeinten Verfasser im Bibliothekskatalog ausfindig zu machen; noch größer sind die Schwierigkeiten, wenn Sie nur über die Angabe H. Meier verfügen. Aber bitte einheitlich: nicht bei einigen Autoren voll ausgeschriebene, bei anderen abgekürzte Vornamen!
Titel und akademische Grade wie Prof. und Dr. werden weggelassen. Adelstitel werden als Teile des Vornamens behandelt, sofern sie nicht fester Namensbestandteil geworden sind. Sonstige Namens-Vorsätze (Präfixe) werden je nach Nationalität des Autors unterschiedlich behandelt:
Im Deutschen werden Präfixe nur dann dem Namen vorangestellt, wenn Präposition und Artikel zusammengezogen sind (Zur Lippe, Rudolf). In den anderen Fällen wird das Präfix den Vornamen zugeordnet (Goethe, Johann Wolfgang von).
Im Englischen werden Präfixe den Namen vorangestellt (DeLong, Howard; Von Neumann, John).
In den romanischen Sprachen werden Artikel (le, la) oder Zusammenziehungen aus Präposition und Artikel (della, du) dem Namen vorangestellt (La Penna, Antonio; Le Grand, Albert; Du Rostu, Jean). Ansonsten werden Präpositionen (de, d‘) den Vornamen zugeordnet (La Fontaine, Jean de; Dieguez, Manuel de).
Bis zu drei Verfasser werden namentlich aufgeführt. Ab vier Verfassern wird nur der erste Verfasser namentlich aufgeführt, dahinter folgt: u.a. Dasselbe gilt bei Herausgebern. Bei der Literaturrecherche werden Sie allerdings diese Bücher eher unter ihrem Sachtitel finden, da Bibliotheken und die Deutsche Bibliographie bei mehr als drei Verfassern den Sachtitel voransetzen.
Wird ein Werk unter einem Pseudonym veröffentlicht, wird das Pseudonym in der Regel wie der Name behandelt. Ist der betreffende Autor jedoch unter seinem wirk-lichen Namen bekannter, wird dieser vorangestellt und das Pseudonym in eckigen Klammern hinzugesetzt. (Wollen Sie herausbekommen, wer hinter einem Pseudonym steckt, können Sie in einem Pseudonymenlexikon nachschlagen; z.B. Wilfried Eymer: Eymers Pseudonymenlexikon. Realnamen und Pseudonyme in der deutschen Literatur. Bonn: Kirschbaum, 1997.)
Anonyme Veröffentlichungen werden unter ihrem Sachtitel geführt. Ist der Autor zwar nicht genannt, trotzdem aber bekannt, wird der Name in eckigen Klammern vorangesetzt.
*Titel. Untertitel:
Auch diese Angaben werden dem inneren Titelblatt beziehungsweise der Überschrift entnommen, nicht (!) dem Einbanddeckel, da die dortigen Angaben vom „richtigen“ Titel aus markttaktischen Gründen abweichen können.
Bei fremdsprachigen Werken wird die Schreibweise des Originals beibehalten. Das erste Wort des Titels wird immer groß geschrieben.
Unterschiede:
Reihe:
Viele Bücher erscheinen im Rahmen von Reihen. Reihen werden nur mit angeführt, wenn die darin erscheinenden Werke durchnummeriert werden und die Reihe nicht nur vom Verlag eingerichtet wurde, um eine übersichtlichere Gliederung des Verlagsprogramms vorzunehmen (zum Beispiel Taschenbuchreihen).
Es ist aber durchaus sinnvoll, zusätzlich auch solche Angaben für sich festzuhalten, auch wenn sie nicht zu den bibliografischen Angaben im engeren Sinn gehören. Wenn man ein Buch kaufen will, hilft dies als Orientierung in der Buchhandlung. Der Hinweis auf eine Taschenbuchreihe deutet zudem auf einen niedrigeren Preis hin. Das ist ja auch nicht uninteressant für ein studentisches Budget.
Dissertationen und Habilitationen:
Wurde die Dissertation beziehungsweise Habilitation gedruckt und veröffentlicht, ist den üblichen Angaben hinzuzufügen, dass es sich um eine Dissertation beziehungsweise Habilitation handelt und wo (Hochschulort) und wann sie als Dissertation beziehungsweise Habilitation angenommen wurde.
Unveröffentlichte Manuskripte:
Unveröffentlichte Dissertationen, Habilitationen und andere Schriften erhalten an Stelle der Angabe von Erscheinungsort, Verlag und Erscheinungsjahr den in eckigen Klammern gesetzten Vermerk [Masch.Schr.]. Gebräuchlich ist auch: unveröfftl. Manuskript. Sofern der Ort und/oder das Datum der Abfassung auf dem Manuskript vermerkt ist, werden auch Ort und Jahr mit aufgenommen.
Das gilt für alle Werke, die unveröffentlicht sind und nur als (maschinengeschriebenes) Manuskript (eigentlich: Typoskript) vorliegen, auch wenn das Manuskript gar nicht mit der Schreibmaschine geschrieben, sondern zum Beispiel mit einem Laser-Drucker ausgedruckt wurde. Es gilt nicht für Werke, die „nach Typoskript“ gedruckt und von einem Verlag herausgebracht worden sind.
Unselbstständige Beiträge in Sammelbänden oder Zeitschriften:
Beiträge in Sammelbänden und Zeitschriften werden zunächst wie Monografien (siehe dort) behandelt, was Autor und Titel betrifft. Daran anschließend wird der Veröffentlichungskontext angegeben; am besten eingeleitet durch „In:“. Es folgen die Angaben zum Sammelband (Herausgeber, Titel, Auflage, Erscheinungsort, Verlag, Erscheinungsjahr; dazu siehe unten) bzw. zur Zeitschrift (siehe dort). Abschließend folgt die präzise Seitenangabe (X-Y).
*Herausgeber:
Normalerweise wird der Herausgeber wie der Verfasser behandelt. Der Name des Herausgebers, der Herausgeber oder der herausgebenden Institution wird also den weiteren bibliografischen Angaben vorangestellt. Ausnahme: Werke, die vor allem unter ihrem Sachtitel bekannt sind, wie Handbücher oder Lexika, werden unter ihrem Sachtitel geführt. Die Angabe des Herausgebers folgt.
Wird das Werk eines Verfassers oder mehrerer Verfasser von einer anderen Person oder von einer Körperschaft/Institution herausgegeben, so bleibt die Verfasserangabe leitend. Der Herausgeber wird hinter dem Titel genannt.
Bis zu drei Herausgeber werden namentlich aufgeführt. Ab vier Herausgebern wird nur der erste Herausgeber namentlich aufgeführt, dahinter folgt: u.a. Bei der Literaturrecherche müssen Sie allerdings daran denken, dass Bücher mit mehr als drei Verfassern oder Herausgebern in Bibliotheken und in der Deutschen Bibliographie unter ihrem Sachtitel geführt werden.
*Auflage:
Da Bücher bei Folgeauflagen oft überarbeitet werden, sollten Sie zusehen, jeweils die letzte überarbeitete Auflage zu berücksichtigen, wenn es darauf ankommt, den neuesten Stand der Theorieentwicklung zu berücksichtigen. Ist aber der Zeitpunkt wichtig, zu dem ein Buch erstmals erschienen ist (zum Beispiel um seine sozial-, wissenschafts- oder geistesgeschichtliche Einordnung zu ermöglichen), müssen Sie sich um Beschaffung der Erstauflage bemühen. Wenn es sich nicht um die erste Auflage handelt, muss angegeben werden, die wievielte Auflage dokumentiert wird, mit allen im Buch angeführten ergänzenden Angaben bezüglich Überarbeitung, Veränderung, Erweiterung usw.
Bei Nachdrucken ist das Erscheinungsjahr der Originalausgabe und des Nachdrucks anzugeben. Bei Übersetzungen und Bearbeitungen sollten Sie außer den Angaben zum Erscheinen der übersetzten oder bearbeiteten Fassung auch die Angaben zur Originalausgabe aufnehmen sowie den Namen des Übersetzers.
*Erscheinungsort:
Erscheinungsort ist bei Verlagspublikationen der Verlagsort, wie er auf dem inneren Titelblatt angegeben wird. Bei mehreren Verlagsorten wird nur der erstgenannte Verlagsort angeführt und angefügt: u.a. Ist kein Erscheinungsort angegeben, schreibt man o.O. (das heißt „ohne Ort“). Können Sie den Erscheinungsort aus anderen Quellen ermitteln oder erschließen, sollten Sie ihn in eckige Klammern eingefügt hinzusetzen. Achtung: Der Druckort ist nicht der Erscheinungsort.
Verlag:
Der Name des Verlags ist dem inneren Titelblatt zu entnehmen. Er wird praktischerweise so weit abgekürzt, dass eine eindeutige Identifikation noch möglich ist. Die Verlagsangabe ist in Literaturverzeichnissen nicht unbedingt üblich. Da sie darüber informiert, aus welchem Hause ein Buch kommt, kann sie jedoch Aufschluss geben über das Anspruchsniveau einer Publikation, ihre wissenschaftliche oder politische Ausrichtung und dergleichen.
Ist ein Werk im Selbstverlag erschienen (das heißt, der Verfasser hat selbst für seine Veröffentlichung gesorgt), wird an Stelle der Angabe von Verlagsort und Verlag der Name des Verfassers mit dem Klammerzusatz [Selbstverlag] angegeben.
*Erscheinungsjahr:
Maßgeblich ist das Erscheinungsjahr der betreffenden Auflage, also das Jahr, in dem der Verlag diese Auflage des Buches herausgebracht hat. Manchmal ist nur das Jahr des Copyrights, normalerweise auf der Rückseite des Titelblatts, abgedruckt. Ist kein vom Jahr des Copyrights abweichendes Erscheinungsjahr angegeben, gibt man das Jahr des Copyrights als Erscheinungsjahr an. Weil das Jahr des Copyrights manchmal Jahre vor dem Erscheinungsjahr liegen kann, ist es sinnvoll, der Jahresangabe in diesem Falle eine entsprechende Kennzeichnung (©) voranzustellen. Ist weder das Erscheinungsjahr noch das Jahr des Copyrights angegeben, schreibt man o.J. (das heißt „ohne Jahr“). Können Sie das Erscheinungsjahr aus anderen Quellen ermitteln oder erschließen, sollten Sie es in eckige Klammern eingefügt hinzusetzen.
Bei späteren Auflagen ist es sinnvoll, zusätzlich das Jahr der Erstauflage anzugeben, umso mehr, je größer der zeitliche Abstand ist. Nur so ist eine korrekte geistes- und sozialgeschichtliche Einordnung des Werkes möglich.
*Zeitschriftenjahrgänge:
Wissenschaftliche Zeitschriften werden meist nach erschienenen Jahrgängen durchnummeriert. Es wird die Jahrgangsnummer angegeben und in Klammern das betreffende Kalenderjahr hinzugefügt. Werden die Seiten der einzelnen Hefte eines Jahrgangs je für sich gezählt (in jedem Heft geht es wieder bei Seite 1 los), wird in der Klammer vor der Angabe des Erscheinungsjahrs noch die Heftnummer oder der Zeitpunkt des Erscheinens dieses Heftes, z.B. Monat oder Quartal, eingefügt. Auch bei jahrgangsweiser Durchnummerierung der Seiten erleichtert die Angabe der Heft-Nummer die Literaturbeschaffung. Achtung: Die Heft-Nummer einer Zeitschrift (wie 3/1991 bei jahrgangsweiser Nummerierung oder Nr. 46 bei durchlaufender Nummerierung) ist nicht mit der Nummer des Jahrgangsbandes zu verwechseln!
Monografie mit 1-3 Verfassern
Verfassername(n), Vorname(n): Titel. Untertitel. Auflage Erscheinungsort: Verlag, Erscheinungsjahr
Monografie mit 4 und mehr Verfassern
Verfassername 1 u.a. (et al.): Titel. Untertitel. Auflage Erscheinungsort: Verlag, Erscheinungsjahr
Monografie, mehrbändig
Verfassername(n), Vorname(n): Titel. Untertitel. n Bde. Auflage Erscheinungsort: Verlag, Erscheinungsjahr
Monografie im Rahmen einer Reihe
Verfassername(n), Vorname(n): Titel. Untertitel. Auflage Erscheinungsort: Verlag, Erscheinungsjahr (Reihentitel; Bd. n)
Band aus einem mehrbändigen Werk
Verfassername(n), Vorname(n): Titel. Untertitel. Bd. n. Auflage Erscheinungsort: Verlag, Erscheinungsjahr
Klassisches Werk mit Verfasser und Herausgeber, evtl. Übersetzer
Verfassername(n), Vorname(n): Titel. Untertitel. Erscheinungsjahr des Originals. Hg. Herausgebername. Übs. Übersetzername. Auflage Erscheinungsort: Verlag, Erscheinungsjahr
Nachdruck eines früher erschienenen Werks
Verfassername(n), Vorname(n): Titel. Untertitel. Nachdruck der Ausgabe XY aus dem Jahre XY. Auflage Erscheinungsort: Verlag, Erscheinungsjahr
Sammelband (Herausgeberband)
Herausgebername(n), Vorname(n) (Hg.): Titel. Untertitel. Auflage Erscheinungsort: Verlag, Erscheinungsjahr
Handbuch, Lexikon u.ä.
Titel. Bd. n: Bandtitel. Hg. Herausgebername. Auflage Erscheinungsort: Verlag, Erscheinungsjahr
Dissertation
Verfassername(n), Vorname(n): Titel. Untertitel. Auflage Erscheinungsort: Verlag, Erscheinungsjahr. zugleich Diss. Hochschulname Hochschulort Jahr der Annahme
Beitrag in einem Sammelband
Verfassername(n), Vorname(n): Titel. Untertitel. In: Hg. Herausgebername(n): Titel. Untertitel. Auflage Erscheinungsort: Verlag, Erscheinungsjahr. S. n-nn
Zeitschriftenaufsatz
Verfassername(n), Vorname(n): Titel. Untertitel. In: Name der Zeitschrift Jahrgangsnr. (und/oder Erscheinungsjahr). S. n-nn
Als Online-Publikationen gelten nur solche Dokumente, deren Veröffentlichung ausschließlich via Internet erfolgt, nicht Printpublikationen, die lediglich zusätzlich auch aus dem Internet heruntergeladen werden können. Letztere können Sie als Quelle verwenden, sofern sie der gedruckten Fassung entsprechen und eine seitengenaue Zitierung ermöglichen (was bei pdf-Dokumenten oft, aber auch nicht immer gegeben ist). (Näheres dazu weiter unten)
Die „bibliografischen“ Angaben folgen im Prinzip denselben Richtlinien wie bei herkömmlich veröffentlichten gedruckten Quellen. (Da das Adjektiv bibliografisch den Bezug auf das altgriechische Wort biblios = Buch enthält, lässt sich der Terminus genau genommen nicht auf Internet-Quellen anwenden.):
Autor und/oder Herausgeber (den Herausgeber oder die herausgebende Instanz finden Sie wahrscheinlich am ehesten im Impressum der Seite);
Titel der Quelle (Überschrift des Dokuments/Artikels/Beitrags, evtl. auch Titel der Page, falls der Beitrag selbst keinen Titel hat);
Versions-Nummer (falls angegeben);
Datum der Einstellung ins Netz (falls angegeben) oder der Abfassung (falls im Textdokument vermerkt);
Dokument-Adresse im Internet (die vollständige URL);
DOI (Digital Object Identifier) (falls angegeben): einem bestimmten Online-Dokument zugeordneter Indikator, der auf mehrere und wechselnde URL verweisen kann, daher zuverlässiger zur tatsächlichen aktuellen URL eines Dokuments führt;
Datum des letzten Zugriffs auf die Seite; da anders als bei einer Printpublikation die Inhalte jederzeit geändert werden können und die „Lebensdauer“ von Web-Seiten unkalkulierbar ist, kann auf diese Weise nicht der Sinn bibliografischer Angaben: die Rückverfolgbarkeit zur Ursprungsquelle, sichergestellt werden (daher die Einführung des DOI). Nötig ist aus diesem Grunde, die URL-Angabe mit einem Datum zu versehen, zu dem das Dokument in der zitierten Form dort einsehbar war.
Zusätzlich sollte immer ein Download oder Ausdruck des Dokuments archiviert werden, worauf später auch dann zurückgegriffen werden kann, wenn die URL nicht mehr zur Quelle führt.
Quelle sowohl in Print- als auch Online-Version verfügbar
Die Sachlage kompliziert sich dadurch, dass immer häufiger die Quellen sowohl in einer herkömmlichen Printausgabe als auch in einer Online-Version existieren. Hier kommt es darauf an, welche der Veröffentlichungsformen die primäre war. Erfolgte die primäre Ausgabe als Printdokument, sollte immer diese herangezogen werden; nur wenn die nicht mehr zugänglich ist oder ihre Beschaffung einen unzumutbaren Aufwand bedeuten würde, ist auch die Bezugnahme auf die Zweitveröffentlichung als Online-Dokument zulässig (und muss dann entsprechend in den „bibliografischen“ Angaben auch als solche ausgewiesen werden).
Für die meisten Wissenschaftler ist die herkömmliche Veröffentlichung als Printdokument durch einen Verlag immer noch die „eigentliche“ und „seriöse“ Form, so dass die Bezugnahme auf die Printausgabe selbst dann eher auf Akzeptanz stößt, wenn diese erst sekundär erfolgt ist.
Primär meint hier übrigens nicht unbedingt das Datum der Veröffentlichung, sondern den „eigentlichen“ Veröffentlichungsort. Zum Beispiel werden von Autoren oft Artikel, die sie zur Veröffentlichung in einer Zeitschrift eingereicht haben, vorab (also bevor die Zeitschrift erschienen ist) auf ihrer Website veröffentlicht (sofern der Verlag dies zulässt). Solche Vorab-Veröffentlichungen enthalten nicht selten die bibliografischen Angaben zur geplanten Print-Veröffentlichung („wird erscheinen in …“ oder ähnlich). Aber Vorsicht, verlassen Sie sich darauf nicht: Es kann gut sein, dass die tatsächliche Print-Veröffentlichung nachher abweicht: Der Titel des Beitrags oder des Buchs, in dem er erscheinen soll, kann geändert worden sein; der Aufsatz kann auf eine andere Ausgabe der Zeitschrift verschoben worden sein; der Beitrag kann auch nochmals redigiert, d.h. sprachlich verändert, ergänzt oder gekürzt worden sein; der Verlag kann gewechselt haben; das Veröffentlichungsdatum kann auf ein anderes Jahr verschoben worden sein; es kann auch sein, dass die angekündigte Veröffentlichung nie zustande gekommen ist. Überprüfen Sie das also ganz genau, bevor Sie aus einer Vorabveröffentlichung bibliografische Angaben übernehmen, die sich nachher nicht verifizieren lassen.
Vortrags- und Vorlesungsaufzeichnungen
Immer mehr Universitäten gehen dazu über, einzelne Vorträge, Vortragsreihen oder Vorlesungszyklen aufzuzeichnen und als „Recordings“ über das Netz verfügbar zu machen. Das Internet macht so eine neue Art von wissenschaftlicher Veröffentlichung möglich. Vorträge und Vorlesungen waren, sofern es dazu nicht zusätzlich gedruckte Manuskripte oder Skripten gab, früher nicht nachvollziehbar dokumentiert und daher nicht zitierbar. Jetzt ist das möglich. Wie bei anderen Internetquellen ist auch hier der Autor (Name des Vortragenden) anzugeben, der Titel des Vortrags/der Vorlesung, ggf. der Titel der zugehörigen Vortrags- oder Vorlesungsreihe, das Datum des Vortrags (sofern angegeben) und die URL, unter der der Vortrag abrufbar ist.
Fundorte sind keine Quellen
Beachten Sie unbedingt den Unterschied zwischen einer Internet-Quelle und dem Fundort dieser Quelle im Internet. Online-Dokumente werden auf Web-Seiten in der Weise eingestellt, dass Sie dort einen Link finden, der zu dem Speicherort führt, von dem das Dokument heruntergeladen werden kann. Die Web-Seite ist der Fundort für das Dokument; als URL aber müssen Sie den Speicherort angeben, von dem das Dokument herunter geladen werden kann. (So wie die Bibliothek der Fundort eines Buches und damit einer Quelle ist, aber nicht selbst die Quelle.
Die Art der Quellenangabe im laufenden Text ist davon abhängig, in welcher Weise Sie auf andere Literatur Bezug nehmen.
Sie übernehmen originalgetreu (Sie „zitieren“). Ein Text würde also wörtlich wiedergegeben, eine Tabelle so abgeschrieben, wie Sie sie in einer Publikation vorgefunden haben, eine Abbildung kopiert und in Ihr Manuskript eingefügt. Bei Text wird die im Abschnitt 5.3 behandelte bibliografische Angabe zu dem Werk gemacht, aus dem Sie zitiert haben, und die Nr. der Seite/n angegeben, auf dem/denen das Zitat wiederzufinden ist. Bei Abbildungen und dergleichen fügt man hinzu: „Quelle: ...“ Es folgt wiederum die bibliografische Angabe mit Seitenzahl.
Sie übernehmen sinngemäß. Text geben Sie in eigenen Worten wieder; das Zahlenmaterial einer Tabelle übernehmen Sie, ändern aber ihren Aufbau, die Anordnung der Spalten oder Zeilen, die zugrunde gelegte Maßeinheit; eine Abbildung empfinden Sie mit Ihren eigenen gestalterischen Mitteln nach. Bei Text schreiben Sie in diesem Falle vor die bibliografische Angabe „Vgl.“ (= „Vergleiche“) oder „S.“ (= „Siehe“). Bei der „sinngemäßen“ Übernahme von Tabellen oder Abbildungen schreiben Sie ebenfalls „Vgl. ...“, „S. ...“ oder „Nach: ...“ vor die Quellenangabe.
Sie schreiben etwas (oder stellen etwas in anderer Form dar), das sich in ähnlicher Weise in einem anderen Werk findet, ohne dass Sie es daraus übernommen haben. Dann schreiben Sie „Vgl. auch ...“ oder „S. auch ...“ vor die Quellenangabe. Für den Leser hilfreicher wäre allerdings eine nähere Angabe dazu, was er denn in dem anderen Werk finden kann. Sie könnten zum Beispiel schreiben: „Ähnlich äußert sich ...“; „Zum selben Ergebnis kommt ...“; „Zusätzliche Informationen finden sich bei ...“.
Sie schreiben etwas (oder stellen etwas in anderer Form dar), wozu in einem anderen Werk eine andere Position vertreten wird. Darauf wollen Sie hinweisen. Dann schreiben Sie „Vgl. aber ...“. Hilfreicher wiederum wäre eine präzisere Angabe wie: „Diese Auffassung wird nicht geteilt von ...“; „Zu anderen Ergebnissen kommt ...“.
Streng genommen gehören nur die beiden ersten Punkte unter die Überschrift „Quellen-Angabe“, jedenfalls wenn man, wie üblich, darunter die Angabe der Quellen versteht, aus denen Sie geschöpft haben. Die beiden anderen Punkte gehören eigentlich unter die Überschrift „Quellenhinweise“ oder „Literaturhinweise“, weil Sie dem Leser Hinweise geben, wo er zusätzliches Material finden kann für eine vertiefende Beschäftigung mit dem Material. Außerdem demonstrieren Sie mit solchen Hinweisen Literaturkenntnisse über das hinaus, was Sie direkt verarbeiten konnten.
Die vollständigen bibliografischen Angaben zu einer Literaturquelle können gut mehrere Zeilen füllen. Wollten Sie die bei jedem Zitat aufs Neue anmerken, würde ein erheblicher Teil Ihrer Arbeit nur aus diesen sich ständig wiederholenden bibliografischen Angaben bestehen. Es gibt daher einige Abkürzungstechniken:
Heute verbreitete Form (Kurzbeleg):
Sie geben im Text und in den Anmerkungen beziehungsweise Fußnoten zum Text keine vollständigen bibliografischen Angaben, sondern behalten diese dem Literaturverzeichnis vor und benutzen im Text durchweg Abkürzungen. Diese müssen es dem Leser aber erlauben, das Werk eindeutig zu identifizieren und im Literaturverzeichnis die vollständigen Angaben zu finden. Die abgekürzte Literaturangabe enthält immer den Verfasser- oder Herausgebernamen (bei mehreren gleichnamigen Autoren mit Vornamen) und zusätzlich entweder eine Abkürzung des Titels oder, noch kürzer, nur das Jahr der Erscheinens. Gibt es mehrere Titel desselben Verfassers aus demselben Jahr, muss man der Angabe des Erscheinungsjahres noch ein a, b, c ... zufügen.
Informativer ist die Variante mit der Kurzfassung des Titels. Wenn Sie allerdings sehr viel zitieren, wirkt die ständige Wiederholung des Kurztitels, womöglich ein dutzendmal auf einer Seite, ermüdend. In solchen Fällen würde ich die weniger informative, aber eben auch wesentlich kürzere Variante mit der Jahreszahl vorziehen.
Die Angabe der Jahreszahl beim Quellen-Beleg sollte sofort eine geistes-, wissenschafts- und sozialgeschichtliche Einordnung des Werkes erlauben. Wenn Sie ältere Werke nach neueren Ausgaben zitieren, ist das besonders wichtig. Eine Angabe wie „Hegel 1970“ für die Zitierung der „Rechtsphilosophie“ aus dem Jahre 1821 ist unsinnig. Hier müssen Sie das Jahr des Ersterscheinens oder – wenn das Werk zu Lebzeiten seines Verfassers gar nicht erschienen ist – das Jahr der Entstehung angeben (im genannten Falle „Hegel 1821“). Das Gleiche gilt für Belege nach Übersetzungen von Werken, da auch diese meist erst einige Jahre nach dem Erscheinen in der Originalfassung herauskommen. Auch hier ist die Angabe des ursprünglichen Erscheinungsjahres korrekter. Diese Angaben finden Sie praktisch immer auf den ersten Seiten eines Buches, oft auf der Rückseite des Titelblatts oder in Vorbemerkungen des Herausgebers, Bearbeiters, Übersetzers.
Etwas diffiziler ist die Sache, wenn man nach einer neueren Auflage zitiert. Ist es eine unveränderte Auflage oder ein Wiederabdruck, so ist das Jahr des ersten Erscheinens dieser Fassung anzugeben. Ist es eine veränderte Auflage, so ist die Angabe des Jahres ihres Erscheinens dann gerechtfertigt, wenn kein allzu langer Zeitraum zwischen Ersterscheinen und dem Erscheinen dieser Auflage verstrichen ist und wenn die Veränderungen der neuen Auflage substanziell sind. Denn dann ist es gerechtfertigt zu sagen: So hat der Verfasser seine Position erst seit dieser Auflage in der Öffentlichkeit vertreten. Ist seit dem Ersterscheinen des Werkes hingegen ein längerer Zeitraum verstrichen oder sind die Veränderungen der neuen Auflage marginal, sollte das Jahr der Erstauflage angegeben werden.
Diese Regeln kollidieren nun allerdings mit der Angabe der Seitenzahlen, wenn Sie nicht nach der Erstauflage zitieren, sondern nach einem Wiederabdruck oder einer Neuauflage, für die möglicherweise eine andere Paginierung gilt. Bei vollständigem bibliografischem Beleg ist das kein Problem. Dort können Sie den Hinweis auf das Jahr des Ersterscheinens in Klammern hinzufügen. Schwierig wird es beim Kurzbeleg. Wollen Sie hier wirklich korrekt und informativ zugleich sein, so müssen Sie sowohl das Jahr des Ersterscheinens angeben als auch das Jahr der Ausgabe, auf die sich Ihre Seitenangaben beziehen. Wenn Sie zum Beispiel aus Hegels „Rechtsphilosophie“ nach der Werkausgabe des Suhrkamp-Verlags von 1970 zitieren (oder das Werk referieren), könnte das im Kurzbeleg so aussehen: (Hegel 1821, zit. 1970, S. xy).
Traditionelle Form:
Bei der ersten Erwähnung wird die vollständige bibliografische Angabe gemacht. Bei der nächsten Erwähnung wird zwar der Verfasser- oder Herausgebername noch vollständig aufgeführt (der Vorname kann abgekürzt oder ganz weggelassen werden, wenn keine Verwechslung möglich ist), beim Titel aber begnügen Sie sich mit einer stichwortartigen Abkürzung, und den Rest sparen Sie sich ganz, indem Sie nur noch schreiben „a.a.O.“ (= „am angegebenen Ort“). Die Seitenangabe für das Zitat dürfen Sie natürlich nicht weglassen.
Wenn Sie zwischendurch gar keinen anderen Titel desselben Autors angeführt haben, können Sie sich auch die Kurzfassung des Titels sparen und gleich hinter den Namen des Autors schreiben „a.a.O.“ (plus Seitenangabe). Und wenn Sie überhaupt keine andere Literatur zwischendurch zitiert haben, schreiben Sie überhaupt nur „ebenda“ (plus Seitenangabe), lassen also auch noch den Verfasser- oder Herausgebernamen weg.
Die traditionelle Form wird immer noch gebraucht. Ich sehe jedoch nicht, worin ihre Vorteile liegen. Von großem Nachteil ist auf jeden Fall, dass bei wiederholtem Zitieren desselben Titels der Vermerk „a.a.O.“ oder „ebenda“ wenig aussagekräftig ist. Er verlangt vom Leser, im Manuskript zurückzublättern, um eine Identifikation des Titels vornehmen zu können. Es kann äußerst lästig sein, wenn ich zum Beispiel auf Seite 125 ein interessantes Zitat finde, als Quellenangabe „Matthias a.a.O.“ finde und nun (vorausgesetzt, die Quellenangaben werden in Fußnoten jeweils auf derselben Seite unten abgedruckt und nicht am Ende des Textes zusammengefasst) Seite für Seite durchblättern muss, um die erste und vollständige Angabe des Titels zu finden. (Etwas weniger problematisch ist diese Zitiertechnik, wenn die Quellenangaben sich in „Endnoten“ finden. Denn dann sind die Suchwege kürzer.)
Diese Form des Quellennachweises wird daher heute immer mehr abgelöst durch den „Kurzbeleg“.
In diesem Teil der Website wird auf die besonderen Anforderungen eingegangen, die die verschiedenen Formen von Leistungsnachweisen und Prüfungen im Studium an Sie stellen:
Wenn Sie einen Leistungsnachweis erwerben wollen, werden die Spielregeln von demjenigen bestimmt, der Ihre Leistung zu beurteilen hat. Werden die Erwartungen offen und eindeutig formuliert, umso besser für Sie. Andernfalls müssen Sie versuchen, sie aus ihm herauszufragen. Die Fragen, mit denen Sie den Dozenten zur Offenlegung seiner Erwartungen bewegen wollen, müssen präzise sein und zeigen, dass Sie sich bereits einige Gedanken gemacht haben. Wenn Sie eine Aufgabe über-nommen haben, die Ihnen einen Leistungsnachweis einbringen soll, dann stellen Sie Ihre diesbezüglichen Fragen erst, wenn Sie sich darüber klar geworden sind, in welcher Hinsicht Sie genauere Auskunft brauchen. Die nachstehenden Ausführungen zu den verschiedenen Arten von Leistungsnachweisen sollen Ihnen dabei helfen.
In jedem Falle sollten Sie zu Ihrer eigenen Absicherung und Beruhigung mit dem Aufgabensteller die folgenden Punkte klären:
Haben Sie die Aufgabe, als Leistungsnachweis ein Seminarprotokoll zu schreiben, ist Folgendes zu beachten:
Seminarprotokolle werden – vor allem im Grundstudium – oft verlangt, wenn es um den Erwerb von Leistungsnachweisen geht. Aber das Protokoll hat darüber hinaus eine Funktion für die Veranstaltung selbst, und ein gutes Protokoll zeichnet sich dadurch aus, dass es dieser Funktion gerecht wird.
Leider meinen viele Studierende, dass das Protokoll einer Seminarsitzung nur eine Angelegenheit zwischen ihnen und dem Dozenten ist; und leider verhalten sich auch manche Dozenten so. Der ursprüngliche gute Sinn eines Protokolls hingegen ist die Dokumentation des Seminarverlaufs, sowohl für die Teilnehmer des Seminars (den Protokollanten und den leitenden Dozenten eingeschlossen), als auch für Dritte, die sich darüber informieren wollen. Aus einer guten Protokollierung seines Seminars kann der Seminarleiter Rückmeldung gewinnen, die er braucht, um seine inhaltliche Planung und den tatsächlichen Verlauf zueinander in Beziehung zu setzen. Sie kann ihm außerdem von großem Nutzen sein, wenn er später wieder einmal eine Veranstaltung zum gleichen oder einem ähnlichen Thema vorhat. Werden die Protokolle in einer Mappe (oder in einem Bereich auf der Website) gesammelt und allen Seminarteilnehmern zugänglich gehalten, können diese sich problemlos über den Inhalt versäumter Sitzungen informieren. Überdies halten Protokolle das ganze Semester über den Gesamtzusammenhang der Seminarinhalte präsent (falls ein solcher besteht). Sofern von ihnen entsprechender Gebrauch gemacht wird, verringert sich die Gefahr, dass der Horizont der einzelnen Teilnehmer jeweils nur auf den Umkreis des von ihnen besonders behandelten Themas beschränkt bleibt und sich der Gesamtzusammenhang der Themen im Seminar in isolierte Bruchstücke auflöst.
Gegenüber der Funktion des Protokolls als Leistungsnachweis geht dieser gute Sinn des Protokollierens oft verloren. Da es der Seminarleiter ist, dem das Protokoll zur Begutachtung ausgehändigt wird, denkt sein Verfasser auch oft nur daran, wie dieser es wohl aufnimmt. Man schreibt an die Adresse des Seminarleiters.
Darin liegt die Gefahr, dass die beiden Zielsetzungen: die, dem Seminarleiter zu zeigen, was man zu leisten vermag, und die, eine für die anderen Seminarteilnehmer oder außen stehende Dritte verständliche und hilfreiche Inhaltsangabe des Verlaufs der Seminarsitzung zu liefern, miteinander in Konflikt geraten. Sie versuchen vielleicht, dem Seminarleiter durch den Gebrauch von Fachausdrücken zu imponieren, die normalen Sterblichen nicht ohne weiteres verständlich sind, nach dem Motto: Wir beide (der Seminarleiter und ich) wissen schon, was gemeint ist. Es ist aber ein großer Unterschied, ob der Seminarleiter etwas aus dem Protokoll herauslesen kann, ob er sein Seminar darin wiedererkennt, oder ob andere Teilnehmer oder Außenstehende damit etwas anfangen können.
Ein Protokoll, das nicht nur für den Seminarleiter oder die anwesenden Seminarteilnehmer gedacht ist, darf nicht voraussetzen, dass man die Seminarsitzung besucht haben muss, um zu verstehen, worum es geht. Im Gegenteil, es sollte so abgefasst sein, dass es jemandem, der nicht dabei war, das Wesentliche vermittelt, ohne mehr vorauszusetzen, als die Seminarteilnehmer selbst in die Sitzung mitbringen mussten, um ihr folgen zu können. Wenn Sie ein solches Protokoll schreiben müssen, geben Sie es jemandem zu lesen, der nicht dabei war, und bitten Sie ihn, offen zu sagen, ob er alles versteht und ihm klar wird, worum es in der Sitzung ging.
Versuchen Sie zuvor, die Vorstellungen des Seminarleiters über den Charakter des Protokolls zu erfragen:
Die Unterscheidung zwischen Verlaufs- und Ergebnisprotokoll zielt darauf, dass ein Protokoll entweder den gesamten Darstellungs-, Argumentations- und/oder Diskussionsverlauf wiedergibt oder sich darauf beschränkt, die hauptsächlichen Ergebnisse festzuhalten. Die Unterscheidung hört sich leichter an, als sie ist.
Da ja auch ein Verlaufsprotokoll keine wörtliche Stenografie all dessen sein soll, was im Seminar überhaupt gesagt wurde, verlangt es vom Protokollanten eine Entscheidung darüber, was als „wichtiger“ Beitrag zum Seminar anzusehen ist. Aber was ist „wichtig“ in einem Seminar?
Ebenso schwierig wie die Frage, was zum Verlauf eines Seminars gehört, ist die Frage zu beantworten, was denn Ergebnisse in einem Seminar sind. Es ist nun mal – vor allem in den Geistes- und Sozialwissenschaften – nicht so, dass Wissenschaft eindeutige Ergebnisse zeitigt. Es mag sein, dass eine Seminarleiterin die Veranstaltung so regiert, dass als Ergebnis immer das gilt, was sie als solches vorgesehen hat. Eine Seminardiskussion hätte also dann ein Ergebnis, wenn sie zu einer von der Leiterin für richtig gehaltenen Position gelangt. Es ist in solchen Fällen gelenkter Diskussion sicher angebracht, in einem Ergebnisprotokoll diese Stationen festzuhalten; die Seminarleiterin wird es dann so erwarten und damit zufrieden sein.
Bei einer weniger gelenkten und offeneren Diskussion wird es weitaus schwieriger sein, so etwas wie Ergebnisse festzuhalten. Die Diskussion mag hierhin und dorthin gehen; man einigt sich nicht; der Dozent hält sich heraus oder bekennt zwar seine Auffassung, will diese aber nicht verbindlich machen usw. Was Sie dann festhalten können, sind allenfalls gewisse Schwerpunkte der Diskussion und die dazu geäußerten, eventuell voneinander abweichenden oder einander widersprechenden Positionen.
Ob Verlaufs- oder Ergebnisprotokoll – das Protokollieren erfordert in jedem Falle von Ihnen hohe Konzentration. Sie müssen nicht nur ständig voll wach dabei sein (was Ihnen sonst in der betreffenden Veranstaltung vielleicht schwer fallen mag). Sie müssen auch immer ganz auf dem Laufenden sein, wie das gerade Behandelte im Zusammenhang steht mit dem Gesamtthema, und müssen beim Zuhören schon in gewissem Maße strukturieren. Sie können sich in einer ähnlichen Position sehen wie ein Gesprächsleiter, der ebenfalls ständig die Übersicht über Struktur und Zusammenhang einer Diskussion behalten muss.
Ganz übel ist natürlich, wenn Sie nicht mitbekommen, worum es geht, weil Sie es nicht verstehen. Daher: Wenn jemand sich für Sie unklar ausdrückt, die Sache aber wichtig zu sein scheint für das Protokoll, fragen Sie sofort zurück – als Protokollant haben Sie das Privileg, dazwischen zu fragen, ohne sich an eine Rednerliste halten zu müssen. Der Betreffende möge noch einmal langsam und deutlich so formulieren, dass Sie es für das Protokoll mitschreiben können. Fehlt Ihnen dazu der Mut oder wollen Sie nicht einen längeren Monolog des Seminarleiters oder eine gerade entbrannte Diskussion unterbrechen, dann sehen Sie zu, dass Sie nach der Sitzung herausbekommen, worum es ging (wenn es immer noch als sehr wichtig erscheint). Vielleicht erschließt es sich Ihnen ja im Nachhinein aus dem Gesamtverlauf der Sitzung. Sonst versuchen Sie doch, den- oder diejenigen, deren Beiträge Ihnen unverständlich blieben, anzusprechen: „Entschuldige(n Sie), ich habe das Protokoll zu schreiben und möchte sicher gehen, dass ich vorhin in der Sitzung Deinen (Ihren) Beitrag auch ganz richtig verstanden habe; es ging doch um ... (Stichwort). Kannst Du (können Sie) mir noch einmal ganz kurz Deine (Ihre) Position erläutern?“ Unter vier Augen fällt es dann wahrscheinlich auch leichter, weitere Verständnisfragen zu stellen.
Die an der Hochschule Lehrenden können Ihnen nicht alles präsentieren, was zu einem Thema an wissenschaftlichen Theorien und Befunden vorliegt. Abgesehen davon, dass sie natürlich selbst nicht alles kennen, was es da gibt, werden sie auch auf vieles, das ihnen durchaus bekannt ist und interessant erscheint, nur Hinweise geben.
In der Regel handelt es sich um Literaturverweise. Falls er es nicht von sich aus tut, bitten Sie den Seminarleiter um die genaue Literaturangabe (genau heißt, dass die Angaben ausreichen, das betreffende Werk in der Bibliothek ausfindig zu machen oder über Fernleihe zu bestellen). Wenn er die Angaben nicht im Kopf hat, bitten Sie ihn, sie Ihnen für das Protokoll nachzureichen. Das gleiche gilt natürlich, wenn Literaturhinweise von Seminarteilnehmern kommen. Sonst müssten Sie versuchen, die Angaben selbst herauszubekommen. Handelt es sich um einen Verweis auf eine bestimmte, nicht allzu umfangreiche, aber wichtige Quelle oder einen wichtigen Textabschnitt im Werk eines Autors, wäre es natürlich sehr hilfreich, wenn Sie diese Quelle beziehungsweise diesen Ausschnitt den Lesern des Protokolls zugänglich machen könnten, sei es durch eine Abschrift (wenn der Umfang nicht zu groß ist), sei es, dass Sie dem Protokoll eine Kopie beifügen. Aber wie gesagt, dies ist nur angebracht, wenn der weiterführende Hinweis nicht auf einen Nebenpfad führt oder sonstwie exotischen Charakters ist.
Normalerweise haben Sie für ein Protokoll nicht allzu viel Zeit, in der Regel wohl nur ein paar Tage. Denn wenn es seinen Zweck im Rahmen des Seminarverlaufs erfüllen soll, muss es den Interessenten möglichst rasch vorliegen. Von daher kann man vom Protokollanten im Regelfall nicht erwarten, dass er zeitraubende Recherchen anstellt, um vage oder unpräzise Hinweise des Seminarleiters in brauchbare Angaben umzusetzen.
Die wörtliche Wiedergabe von Textauszügen ist immer dann sinnvoll, wenn ein Referat oder die Seminardiskussion sich auf den Wortlaut eines Textes beziehen, vor allem also bei Textanalysen und Textkritik. Werden nun Positionen, Argumente und Diskussionsergebnisse protokolliert, ist es für den Leser sehr erleichternd, die betreffende referierte, diskutierte oder kritisierte Passage jeweils gleich mitgeliefert zu bekommen, ohne sie im Text suchen oder sich überhaupt erst den betreffenden Text besorgen zu müssen. Geht es um nur kurze Textpassagen, kann man sie in den laufenden Protokolltext einfügen; sonst sollte man sie als Anhang dazu geben. Aber versichern Sie sich, dass es dem Seminarleiter recht ist, wenn Sie so vorgehen.
An sich hat ein Protokoll nur die Aufgabe, eine Seminarsitzung so wiederzugeben, wie sie stattgefunden hat, ohne dem etwas hinzuzufügen. Ihre eigenen Gedanken zum Thema haben darin nur etwas zu suchen, wenn Sie sie in der Sitzung auch geäußert haben. Ansonsten sollten Sie sich jeder Stellungnahme und Bewertung strikt enthalten.
Es mag aber sein, dass es der Seminarleiter gut findet, wenn Sie über das eigentliche Protokoll hinaus die Gedanken, die Sie sich zum Inhalt der Sitzung gemacht haben und die Ihnen vielleicht erst später bei der Ausformulierung des Protokolls gekommen sind, ebenfalls zu Papier bringen und abgeben. Diese Ergänzung muss dann aber deutlich vom eigentlichen Protokolltext getrennt werden und als zusätzliche Überlegung des Verfassers gekennzeichnet sein.
Ein Protokoll, das seine Aufgabe für das Seminar erfüllen soll, muss möglichst bald vorliegen. In der Regel stehen also für die Ausformulierung nur wenige Tage zur Verfügung. Das Beste ist, Sie schieben die Abfassung gar nicht erst hinaus, sondern machen sich an die Arbeit, solange Ihre Erinnerung an die Sitzung noch frisch ist. Von der Zeit, die Ihnen zur Verfügung steht, hängt auch ab, wieweit Sie noch zusätzliche Recherchen anstellen können, um Ihr Protokoll anzureichern. Klären Sie den spätest möglichen Abgabetermin auf jeden Fall mit dem Seminarleiter, damit weder er noch Sie böse Überraschungen erleben.
Unter Präsentation wird heute oft sehr verkürzt nur die mit einem Präsentationsprogramm erstellte und vor Publikum projizierte Folienfolge verstanden. In aller Regel hat diese aber nur begleitende und unterstützende Funktion innerhalb einer umfassender verstandenen Präsentation von Ergebnissen wissenschaftlicher Arbeit vor einem mehr oder weniger sachverständigen Publikum. Die Anforderungen umfassen also
Seminarvorträge gehören zu den anspruchsvollsten Studienleistungen und verlangen die Berücksichtigung der folgenden Punkte:
Das Referat ist in der Regel eine schriftliche Arbeit, die zu einem bestimmten festgelegten Termin im Seminar zum Vortrag kommen soll. Allerdings kann ein Referat auch ganz ohne schriftliche Grundlage oder nur auf Basis einiger notierter Stichworte oder entlang einer Reihe von Präsentationsfolien gehalten werden. In manchen Disziplinen ist dies eher die Standardanforderung, in anderen dominiert die schriftlich ausgearbeitete Grundlage, zumal viele Seminarleiter vorher durchsehen wollen, was der Referent vorzutragen gedenkt. Die Themen für Referate beziehungsweise ihre Gegenstände werden in der Regel vergeben (und nicht von den Referenten bestimmt). Das heißt, sie sind vorweg vom Seminarleiter festgelegt und in eine Reihenfolge gebracht worden, in der sie dann im Semester nacheinander zum Vortrag kommen sollen.
Damit verbunden ist, dass der Seminarleiter meist eine recht genaue Vorstellung davon hat, was das Referat zu leisten hat. Das kann sich auf eine bestimmte Schwerpunktsetzung bei einem Thema beziehen, auf die Behandlung einer bestimmten Frage, deren Erörterung in den Mittelpunkt gestellt werden soll, oder auf die Auswertung bestimmter Literatur zum Thema.
Für die Qualität eines Seminarvortrags ist nicht entscheidend, was Sie „abgeladen“ haben, sondern was bei den anderen Studierenden „angekommen“ ist. Deshalb muss ein Vortrag anders strukturiert und formuliert werden als eine zum Lesen bestimmte Ausarbeitung. Sie müssen sich praktisch in die Situation Ihrer Zuhörer versetzen und sozusagen vom Zuhören her das zu Sprechende organisieren.
Neben der Frage, was Sie „rübergebracht“ haben, spielt bei Vorträgen immer auch der Eindruck eine Rolle, den Sie als Person auf Ihre Zuhörer machen. Darin liegt ja gerade das Aufregende, vielleicht Ängstigende, aber auch Herausfordernde dieser Situation:
Wenn möglich, sollten Sie Ihren Seminarvortrag frei halten, und zwar aus folgenden Gründen:
Natürlich gibt es auch Risiken und Nachteile:
Um die Vorteile des freien Vortrags zu nutzen und seine Risiken zu meiden bzw. zu mildern, sollten Sie Ihren freien Vortrag möglichst durch eine mediale Begleitung, zumindest aber durch Verteilung eines Handouts unterstützen.
Unter „Handouts“ werden auf Papier gedruckte oder geschriebene zusätzliche Informationen und Materialien verstanden, die den Zuhörer/innen eines Referats „an die Hand“ gegeben werden. Hier einige Informationen zu Handouts und Thesenpapieren:
Nicht jedes Papier, das die Seminarteilnehmer in die Hand bekommen, ist ein Thesenpapier, auch wenn es so genannt wird.
Ein Thesenpapier enthält Thesen, die zur Rückfrage, zum Widerspruch provozieren sollen.
Ein Papier, das Informationen liefert, die lediglich zur Kenntnis genommen werden sollen, ist kein Thesenpapier. Hier soll dafür die Bezeichnung Infopapier gebraucht werden. Ein Infopapier kann ein Referat unterstützen, indem es Informationen gibt, deren Vortrag im Referat ermüdend wirken würde (etwa Gesetzestexte) oder die in schriftlicher Form angemessener zu präsentieren sind (zum Beispiel Zahlenmaterial, Schaubilder). Ein Infopapier kann auch ein Thesenpapier unterstützen, wenn es Informationen enthält, die zur Kenntnis genommen werden müssen, um bestimmte Thesen (zum Beispiel Schlussfolgerungen aus empirischen Daten) überhaupt diskutieren zu können.
Die Unterstützung eines Referats durch ein Thesenpapier kann sich auf zwei Dinge beziehen:
Das Thesenpapier als Stütze des Zuhörers soll die wesentlichen Aussagen des Referats in Thesenform enthalten. Das eigentliche Referat kann dann so aufgebaut sein, dass die Thesen – wie auf dem Papier formuliert – vorgetragen und jeweils – über das Papier hinaus gehend – erläutert und begründet werden.
Eine These ist eine Behauptung. Sie soll Widerspruch oder das Verlangen nach einer Begründung provozieren. Da Thesen möglichst kurz und prägnant formuliert sein sollten (deshalb sind sie zur Strukturierung eines mündlichen Vortrags gut geeignet), bedürfen sie meist auch einer Erläuterung. Der These muss also im Referat eine Erläuterung und Begründung entsprechen. Eine These, die Sie in den Raum stellen, ohne ihr etwas folgen zu lassen, hat ihren Sinn verfehlt. Sie soll zu nachfolgenden Erörterungen überleiten und hat den Sinn, diesen eine Art Orientierungslinie mitzugeben. Eine vorausgeschickte These kann den Zuhörer zu größerer Aufmerksamkeit motivieren – vorausgesetzt natürlich, dass die These eine interessante oder provokante Behauptung enthält, also nicht banal ist.
Wenn Sie eine These aufstellen, die nicht die Einleitung, sondern den Abschluss eines Gedankenganges markiert, so hat dies nur Sinn, wenn sie zugleich als Einleitung in eine nachfolgende Diskussion gedacht ist. Auch in diesem Falle sollten Sie etwas zur Erläuterung und Begründung zu sagen haben und sich nicht mit der Einstellung: „Nun diskutiert mal schön; ich hab mein Teil geleistet“, zurücklehnen und abtreten. Wer eine These aufstellt, muss sich auch für sie stark machen.
Auf der anderen Seite können Sie eine These, von deren Plausibilität Sie zuerst ganz überzeugt waren, aber selbstverständlich auch ohne weiteres wieder aufgeben, wenn Ihnen Gegenargumente einleuchten. Das gehört zur wissenschaftlichen Redlichkeit. Eine wissenschaftliche Diskussion ist schließlich kein Kampf mit Siegern und Besiegten, in dem Sie versuchen müssen, unter allen Umständen die Oberhand zu bewahren.
Wenn das Thesenpapier an die Stelle eines Referates treten soll, dann bedeutet dies zweierlei:
Die Struktur solcher Thesenpapiere kann unterschiedlich aussehen:
Die lineare Abfolge:
These, Begründung der These –
2. These, Begründung dieser These usw.
Diese Form bietet sich an, wenn Sie im wesentlichen eine bestimmte wissenschaftliche Position – das kann auch Ihre eigene sein – in Thesenform vorzutragen und in der Diskussion zu begründen gedenken.
Sie sind durch die Thesenform in diesem Falle stark auf die referierte Position festgelegt und müssen praktisch als Sprecher eines anderen auftreten, auch wenn Sie dessen Position gar nicht teilen, müssen im letyteren Falle also eine Art „Advocatus diaboli“ spielen. Wenn Sie nicht Ihre eigene Position vertreten und sich auch nicht die referierte Position zu eigen machen, geraten Sie bei dieser Form in eine schwierige Lage, da Sie natürlich die fremde Position nicht so vertreten können, wie ihr Urheber es sicher könnte, andererseits sich aber auch nicht ohne Verlust von ihr distanzieren können, da aus einer Diskussion über Thesen, hinter denen niemand steht, schnell die Luft heraus ist.
Abfolge:
These, Begründung der These –
Gegenthese, Begründung der Gegenthese
2. These, Begründung dieser These –
2. Gegenthese, Begründung usw.
In dieser Form lassen sich gut kontroverse in der Wissenschaft vertretene Positionen zum behandelten Thema darstellen. Durch die ausgewogene Darstellung mit Pro und Contra können Sie selbst distanziert bleiben, auch wenn Sie sich eine der Positionen zu eigen machen.
Allerdings besteht bei dieser Form auch die Gefahr eines Eindrucks von Beliebigkeit: „Man kann eben alles so oder so sehen.“ Wichtig ist daher, die Positionen auch wirklich gegeneinander zu stellen und nicht nur nebeneinander. Das heißt, die Argumente zu den Thesen beziehungsweise Antithesen müssen sich wirklich aufeinander beziehen und dürfen nicht aneinander vorbeizielen.
Abfolge:
These, Begründung der These –
Gegenthese, Begründung der Gegenthese
Synthese, Begründung der Synthese –
2. These, Begründung dieser These –
2. Gegenthese, Begründung
erneute Synthese, Begründung usw.
Diese Form unterscheidet sich von den beiden anderen durch das Entwicklungsmoment. Während in der linearen Abfolge eine Position sozusagen einsam ihre Bahn zieht (erst durch die Diskussion kommt ein soziales Moment hinein), in der Kontroverse zwei Positionen einander starr gegenüberstehen (diese Starre wird wiederum erst durch die Diskussion gelöst), stellt diese Form des Thesenpapiers eine dialektische Entwicklung dar. These und Antithese kommen in Dialog, das heißt sie verharren nicht im Gegensatz, sondern gehen aufeinander ein. Im Idealfall kommen sie – aufgrund der gegeneinander vorgebrachten Argumente – zu einer gemeinsamen Position, der Synthese. Das bedeutet nicht einfach, dass sie ihre ursprüngliche Position verlassen haben. Sondern sie haben sich so modifiziert, dass sie miteinander vereinbar werden.
In einer solchen Bewegung kann man manchmal Entwicklungen in der Theorietradition nachzeichnen: Erst wurde von X die erste Position vertreten; dann von Y die Gegenposition; schließlich wurden beide Positionen aufgehoben in der Synthese, die Z geleistet hat. Vielleicht lassen sich auch zeitgenössische Positionen in dieser Weise darstellen, dass die Schule x gegen die Schule y theoretisch zu Felde zieht, während doch die Schule z gezeigt hat, dass ihr Gegensatz ganz überflüssig ist.
Oder Sie können Ihre eigene Position als Synthese zu einer bestimmten These-Antithese-Konfrontation darstellen. Das lässt eine Position immer stark aussehen. Ob sie es wirklich ist, hängt davon ab, ob sie eine wirkliche Synthese ist oder nur ein fauler Kompromiss, ein „mittlerer Weg“ oder dergleichen.
Kompromisse und „mittlere Wege“ zeichnen sich dadurch aus, dass sie Gegensätze aufheben, indem sie das, was den Gegensatz ausmacht oder begründet, einfach ausklammern beziehungsweise zwischen zwei Extremen die goldene Mitte wählen. Das mag der Alltagspragmatik durchaus entgegenkommen, die sich Auseinandersetzungen und Schwierigkeiten ersparen will. Es dient aber absolut nicht dem Fortschritt der wissenschaftlichen Erkenntnis. Dafür dass die Wahrheit immer in der Mitte liegt, gibt es keinerlei Grund. Warum sollte sie?
Was also ist ein wirkliche Synthese?
Zunächst einmal muss der in These und Antithese formulierte Gegensatz ganz ernst genommen und darf nicht verwässert werden. Dann muss der tiefere Grund dieses Gegensatzes herausgestellt werden. Bei diesem Zurückgehen oder In-die-Tiefe-Gehen wird sich herausstellen, ob in letzter Instanz unvereinbare Grundpositionen vorliegen, die sich niemals vereinbaren lassen werden, oder ob es bestimmte Annahmen, Zwischenargumente und dergleichen sind, die aus in der Tiefe gleichen Grundpositionen Gegensätze werden lassen.
Jede Position, die das Entstehen der Gegensätzlichkeit erklären kann, steckt selbst nicht mehr in diesem Gegensatz, sondern wird zur übergreifenden Position, die beide Argumentationslinien in ihr eigenes Argumentationsgeflecht aufgenommen hat
Auf den folgenden Seiten geht es um die mediale Unterstützung eines Vortrags durch eine Folienpräsentation:
Die Folienprojektion (zuerst als Overhead-Projektion von beschrifteten Folien, dann als Beamer-Projektion von digitalen Dokumenten) hat weitgehend ihre Vorgängerin, die Tafelanschrift, abgelöst.
Doch auch in Zeiten von Laptop und Beamer schwören viele Lehrende an den Hochschulen weiterhin auf die Tafelanschrift als optimale Technik medialer Unterstützung von Vorträgen. Und das aus guten Gründen.
Mathematiker z.B. bevorzugen die Tafel, weil sie hervorragend geeignet ist, die Entwicklung von Formeln über viele aufeinander folgende Ableitungsschritte vor den Augen des Publikums entstehen zu lassen. Solche Einsatzszenarien gibt es natürlich nicht nur in der Mathematik, sondern auch in anderen Disziplinen.
Ein gewaltiger Vorteil der Tafel ist zudem, dass sie durch ihre meist viel größere nutzbare Präsentationsfläche erlaubt, sehr viel mehr im Blick des Publikums zu lassen; alles, was im Laufe eines Vortrags auf die Tafel geschrieben wird, bleibt im Idealfall bis zum Schluss und gemeinsam mit dem später daraus Entwickelten sichtbar. So können größere Zusammenhänge auf einen Blick dargestellt werden, während Folienprojektionen die mediale Unterstützung in Portionen aufteilen müssen, die nacheinander ein- und ausgeblendet werden, aber nie zusammen sichtbar sind.
Leider allerdings müssen die Vortragenden beim Tafelanschrieb ihrem Publikum den Rücken zuwenden. Wenn sie dabei weiter vortragen, sprechen sie also zur Tafel. Der fehlende Blickkontakt kann die Verbindung zwischen dem Vortragenden und seinen Zuhörer/innen abbrechen lassen, vor allem wenn die Phase des Tafelanschriebs länger dauert und der Vortragende nicht mehr mitbekommt, wieweit seine Zuhörer/innen überhaupt noch bei der Sache sind.
Entwicklungen Schritt für Schritt vor Augen zu führen, ist selbstverständlich auch mit projizierten Folien möglich. Durch die relativ kleine Fläche einer Projektionsfolie sind die Möglichkeiten zwar beschränkter, aber die medialen Ausdrucksmöglichkeiten, die diese Technik bietet, erlauben Darstellungsformen von Entwicklungen, die an der Tafel nicht realisierbar sind, zumal die kalligrafischen und zeichnerischen Fertigkeiten der Vortragenden ihrerseits ebenfalls Grenzen setzen. Entwicklungsabläufe können durch nacheinander zusätzlich eingeblendete Elemente auf einer Folie oder gar durch Animationen sowohl eindrucksvoller als auch schneller vorgeführt werden, während der Tafelanschrieb da vom Publikum schon mal Geduld verlangen kann.
Im Zeitbedarf des Tafelanschriebs kann andererseits auch wieder ein Vorzug liegen, den gerade auch Lernende zu schätzen wissen: Er kann das Tempo des Voranschreitens im Stoff so verlangsamen, dass es leichter wird zu folgen, man mehr Zeit hat, zu erfassen, was dort vermittelt werden soll, es zu be- und durchdenken und so besser zu verstehen.
Und schließlich verlangt die Folienprojektion eine sehr genaue Planung des Ablaufs. Das gibt zwar Sicherheit und sorgt für den roten Faden. Aber es beschränkt auch die Möglichkeiten, spontan den Vortragsablauf insgesamt oder auch seine mediale Unterstützung zu ändern, weil einem beim Vortrag ein neuer interessanter Gedanke gekommen ist, den man gerne noch einfügen will, weil man an den Reaktionen des Publikums merkt, dass man besser einen anderen Vermittlungsweg beschreitet. Dies wird umso bedeutsamer, je mehr Dialog zwischen Vortragendem und Publikum stattfindet.
Sie sehen: Nicht immer ist der Einsatz neuerer Technik didaktisch sinnvoll. Auch wenn im Uni-Betrieb inzwischen die Computerprojektion von Präsentationsfolien Standard geworden ist, bleibt es im Einzelfalle eine Überlegung wert, ob nicht eine andere Medientechnik bessere Möglichkeiten bietet, Ihre Vermittlungsintentionen zu realisieren. Sie sollten sich in einem solchen Falle allerdings absichern, indem Sie das mit dem Seminarleiter entsprechend vorher besprechen; und indem Sie den ungeheuer guten didaktischen Sinn eines solch technisch „rückschrittlichen“ Medieneinsatzes explizit ausführen und so zeigen, welch kluge Gedanken Sie sich auch zu diesem Aspekt Ihrer Präsentation gemacht haben und dass Sie nicht blind technikgläubig der neuesten Mode folgen, nur weil das alle tun.
Es gibt speziell für diesen Einsatz gedachte „Präsentationsprogramme“ (wobei eines davon derzeit praktisch eine Monopolstellung hat). Mit ihnen lassen sich Folien-Projektionen („Präsentationen“ genannt) nach einer nicht allzu aufwändigen Einarbeitung schnell und komfortabel erstellen. Sie bieten umfangreiche Unterstützung zur Anreicherung Ihrer Präsentationen mit Grafiken, Bildern, Tabellen, Diagrammen, Audio, Video und Animation. Außerdem liefern sie fertige Vorlagen mit, um Ihren Folien ein einheitliches Aussehen mit grafisch gestalteten Hintergründen, standardisierter Anordnung der einzelnen Folienelemente wie Titel, Überschriften, Logos usw. zu verleihen. Die weltweite Dominanz des einen Präsentationsprogramms führt allerdings dazu, dass man, je mehr Präsentationen man mitbekommt, umso häufiger die benutzten Vorlagen wieder erkennt, was wie bei sich penetrant wiederholenden Werbeeinblendungen im Fernsehen zu einem Abwehrgefühl beim Rezipienten führt – aus Sicht des Vortragenden sicher keine günstige Wirkung.
Im Prinzip allerdings können Sie Computer-Präsentationen mit jedem Programm erzeugen, das Ihnen erlaubt, Inhalte seitenweise aufzurufen: mit Textverarbeitungsprogrammen ebenso wie mit Kalkulationsprogrammen, Desktop-Publishing-Programmen, Bildbearbeitungsprogrammen oder HTML-Editoren (Programmen, mit denen sich Webseiten gestalten lassen, die dann von einem Webbrowser dargestellt werden können). Insbesondere HTML-Editoren sind eine ernsthafte Alternative zu Präsentationsprogrammen, bieten sie doch ebenfalls einen riesigen Umfang an Möglichkeiten zur Anreicherung der Seiten mit Grafiken, Video usw., eben allem, was Sie auch auf Webseiten antreffen können.
Gewissensfrage: Begleiten Sie Ihren Vortrag durch eine Folienpräsentation? Oder begleiten Sie Ihre Folienpräsentation durch einen Vortrag? Sollen Ihre Folien im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen; oder wollen Sie als Vortragender die Aufmerksamkeit des Publikums gewinnen?
In der Regel sollten nicht die Folien, sondern sollte Ihr mündlicher Vortrag das „tragende Element“ Ihrer Präsentation sein sollten. Dann braucht auch nicht alles, was Sie zu vermitteln haben, auf den Folien enthalten zu sein; und Sie können die Funktion der Folien darauf beschränken,
Was Sie hingegen in der Regel vermeiden sollten, ist, Ihren Folien die Hauptlast der Vermittlung zu überantworten und selbst in Ihrem Vortrag lediglich die Folien zu kommentieren oder gar nur noch einmal zu sagen, was man sowieso sieht.
Zur Foliengestaltung gehören:
Wie bei der Gestaltung von Textdokumenten sollten Sie auf eine gewisse Einheitlichkeit achten:
Es ist sinnvoll, sich bei der Foliengestaltung an Seh-Erwartungen des Publikums zu orientieren, damit es gleich „im Bilde“ ist und nicht erst suchen muss, wo auf der Folie sich welche Informationen finden. (Es kann auch sinnvoll sein, das gerade nicht zu tun, um besondere Aufmerksamkeit zu erzielen. Aber wie immer bei Regelbrüchen, sollten Sie diese sehr bewusst und überlegt einsetzen; und nicht nur, um irgendwie originell oder anders zu sein.) Die Seh-Erwartungen sind heute stark geprägt von Standards, die bei der Gestaltung von Web-Seiten verbreitet sind: Im Kopf der Seite steht so etwas wie ein Titel oder Thema, links findet sich die „Navigationsleiste“, die zugleich eine Art Inhaltsverzeichnis ist; und am unteren Bildschirmrand steht, von wem diese Seite stammt. Diese Einteilung in vier Bereiche können Sie auch der Foliengestaltung zu Grunde legen (vgl. Abb.).
(1) Im Kopfbereich, der sich über die ganze Folienbreite erstreckt, steht das Thema, zu dem Sie vortragen. Sie können dort zudem auch die Lehrveranstaltung nennen und das Datum des Vortrags. Dieser „Header“ kann für jede Folie gleich bleiben.
(2) In einer linken Spalte steht die Gliederung bzw. das Inhaltsverzeichnis. Dort können Sie jeweils sichtbar machen, in welchem Abschnitt, Kapitel oder Gliederungspunkt Ihres Vortrags man sich mit der jeweiligen Folie gerade befindet. So behält das Publikum immer die Übersicht und die Orientierung im Ablauf.
(3) Im Fußbereich der Folie steht der Name des Vortragenden. Hier können Sie alternativ auch die Lehrveranstaltung und das Datum des Vortrags angeben, statt sie mit in den „Header“ zu nehmen. Oft wird rechts unten auch angegeben, die wievielte von wie vielen Folien gerade projiziert wird. (Dies ist nur sinnvoll, wenn Sie auch wirklich alle Folien zeigen; zeigen Sie nur eine Auswahl, irritiert dies Angabe nur.)
(4) Was bleibt, ist die Fläche für die zu präsentierenden Inhalte.
Als für die Bildschirmdarstellung geeignete, da gut lesbare Schriftarten haben sich serifenlose Schriften erwiesen. Das hängt zum einen mit der geringeren „Auflösung“ zusammen, die auf Bildschirmen und bei Projektionen heute (noch) darstellbar sind, worunter die Feindarstellung von Serifen vor allem bei kleinerer Schrift leidet.
Das Problem der unzulänglichen Feinzeichnung von Serifen wurde allerdings behoben, indem neue Serifenschriften entwickelt wurden, die speziell für die Bildschirmdarstellung geeignet sind, da deren Serifen so prägnant ausgeprägt wurden, dass sie die geringere Auflösung sozusagen heil überstehen. Am Bildschirm macht das ja auch Sinn, weil dort auch schon mal größere Textmengen dargestellt werden und so die den Blick leitende Funktion der Serifen zum Tragen kommt. Bei Folienprojektionen wird dies zwar weitaus seltener benötigt; dennoch sind solche Serifenschriften (Beispiel: Georgia) somit auch dafür gut verwendbar.
Beim Schrifteinsatz kommt es nicht nur auf die Lesbarkeit an, sondern auch auf die „Anmutung“: sachlich, verspielt, plakativ, seriös, wuchtig usw. Ich vermute, dass Sie bei der Präsentation von Ergebnissen Ihrer wissenschaftlichen Arbeit in der Regel eher einen sachlichen Eindruck erzielen wollen. Comic-Schriften oder aus Handschriftformen abgeleitete Schriften sind daher ungeeignet.
Wenn Sie mit Ihrem eigenen Notebook/Laptop projizieren, haben Sie die von Ihnen verwendeten Schriften verfügbar. Wenn Sie aber Ihre Präsentation lediglich auf einem Datenträger mitnehmen und auf einem fremden Computer laufen lassen, ist nicht sicher, dass alle Schriften, die Ihnen persönlich zur Verfügung standen, dort auch installiert sind. Sollten Sie seltenere, ausgefallene Schriften verwenden, müssen Sie das überprüfen; oder eben doch vorsichtshalber eine der überall verfügbaren Standardschriften wie die Verdana verwenden.
Die Wahl der Schriftgröße ist natürlich in hohem Maße abhängig davon, wie groß die genutzte Projektionsfläche ist und wie weit die Zuhörer/innen von ihr entfernt sind. Daher lassen sich dafür keine eindeutigen Maße angeben. Meist dürfte in normalen Seminarräumen eine Schriftgröße von 18 Punkt hinkommen.
Typografen empfehlen für Bildschirmdarstellungen und Projektionen etwas größere Laufweiten der Schriften und etwas größere Zeilenabstände (eher 30% als 20%) als bei gedrucktem Text.
Am Bildschirm und bei der Projektion soll die Zeilenlänge 35 Zeichen möglichst nicht überschreiten. Daraus ist schon ersichtlich, dass die gleichzeitig auf einer Folie darstellbare Textmenge sehr reduziert ist und Sie darauf achten müssen, Ihre Inhalte entsprechend aufzuteilen, ohne dass sie allzu sehr zerstückelt werden und der Zusammenhang verloren geht.
Schwarz auf Weiß ist nicht zufällig Standard beim gedruckten Text. Grundsätzlich gilt auch für Projektionen, dass der Schwarz-Weiß-Kontrast für die Lesbarkeit von Text am günstigsten ist (übrigens auch bei invertierter Darstellung, also Weiß auf Schwarz). Farbe sollten Sie also vorsichtig einsetzen; als Hintergrund für schwarzen Text nur möglichst helle Farben, als Hintergrund für weißen Text nur möglichst dunkle Farben. Bedenken Sie außerdem immer, dass die Farbwirkung bei der Projektion höchstwahrscheinlich eine völlig andere ist als auf Ihrem Bildschirm zu Hause, und zwar meist deutlich weniger „schön“. Ihr warmes Rot erhält plötzlich einen kalten Blaustich; ihr sanftes Gelb wird zu einem giftigen Grün; die Helligkeitswerte stimmen nicht mehr usw.
Auch die Beleuchtungsverhältnisse im Vortragsraum spielen eine große Rolle. Bei Tageslicht sinken die Kontrastwerte durch Überstrahlung ohnehin ganz erheblich; und selbst bei Abdunkelung oder nach Einbruch der Dunkelheit erreichen sie nie den Umfang wie bei Ihnen auf dem Bildschirm.
Unsere Empfehlung ist daher, dass Sie es für den Folienhintergrund bei Weiß belassen; entsprechend bei der Schriftfarbe bei Schwarz. Um die verschiedenen Bereiche der Folie voneinander abzusetzen, sollten Sie eher Linien als unterschiedliche Farbhintergründe verwenden. Farbe sollten Sie nur einsetzen, um im Text bestimmte Passagen hervorzuheben (verwenden Sie dann dafür immer die selbe Farbe), entweder indem Sie den Text mit Farbe hinterlegen (analog zu einem Textmarker) oder indem Sie den Text selbst farblich hervorheben. Beide Weisen der Textauszeichnung vermindern den Kontrast von Text und Hintergrund; daher: möglichst helle Farbe zum Hinterlegen; möglichst dunkle Farbe für den Text.
Farbe können Sie in Ihre Folien außerdem durch den Einsatz illustrierenden Bildmaterials oder von Grafiken bringen, welche Strukturen oder Prozesse visualisieren. Achten Sie aber auch hier immer darauf, dass die Kontraste aneinander stoßender Farben groß genug sind.
„Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“, heißt es so schön – und unzutreffend. Natürlich spricht ein Bild uns anders an als ein Text, vor allem unmittelbarer, weil es direkt über die Sinne wirkt und auch ohne, dass wir nachdenken, in uns etwas bewirkt: Vorstellungen, Assoziationen, Emotionen. Ein Text kann nicht nur geschaut, er will erst gelesen werden; eine intellektuelle Operation wird nötig, damit er Wirkung entfaltet; diese ist daher mittelbar, nämlich vermittelt über ein Verständnis des Textes. Bild und Text lassen sich daher nicht gegeneinander ausspielen, wie es das obige Zitat tut. Sie haben unterschiedliche Funktionen und Wirkungen. Ein Bild sagt keineswegs „mehr als tausend Worte“, sondern es sagt etwas anderes als tausend Worte. Ob ich also ein Bild gebrauche oder tausend Worte, hängt davon ab, was denn „gesagt“ werden soll. Und da kann es genauso nichts sagende Bilder wie nichts sagende Worte geben.
Text hat manchmal das Ziel, im Rezipienten eine bildhafte Vorstellung entstehen zu lassen, beispielsweise
Solche Vorstellungsbilder benötigen wir, um sozusagen „auf einen Blick“ das Ganze, das in einem Text sukzessive (sequentiell) entwickelt wird, zu erfassen und uns merken zu können. Grafiken können helfen, solche das Verständnis erleichternde Vorstellungsbilder zu entwickeln bzw. abzugleichen, ob und wieweit das eigene Vorstellungsbild mit dem übereinstimmt, das der Vortragende entstehen lassen möchte. (Übrigens ist es auch für den Vortragenden sehr hilfreich zu versuchen, solche Grafiken zu entwickeln, weil es ihn nötigt, sich über die Struktur seiner Überlegungen klarer zu werden.) Rückfragen zu Struktur- und Prozessgrafiken decken oft grundlegende Verständnisprobleme oder Missverständnisse auf.
Man muss allerdings bedenken, dass Grafiken auch Missverständnisse erst erzeugen können, weil die verwendete Symbolik mehrdeutig ist. Ein Pfeil, der von einem Objekt A zu einem anderen Objekt B führt, mag z.B. heißen: A impliziert B (auf A folgt notwendig B); A verweist auf B (zum Verständnis von A siehe B); A geht B zeitlich voraus (B folgt A nach); A richtet sich auf B (B ist Objekt von A) usw. Gehen Sie nicht davon aus, dass Ihr Publikum intuitiv Ihre Symbolsprache genau richtig versteht; erläutern Sie, was die von Ihnen verwendeten Symbole bedeuten sollen.
Wissenschaftliche Inhalte sind oft recht abstrakt. Auch wenn man sie kognitiv-intellektuell versteht, ist nicht unbedingt damit verbunden, dass man sie hinsichtlich ihrer Lebensbedeutsamkeit einordnen kann. Namen von Autoren, historische Zeitangaben, Ortsangaben – es hilft zu verstehen, dass solche „Daten“ in Lebenskontexte eingebunden sind, wenn man ein Portrait dazu sehen kann; wenn das Leben der Zeit durch Abbildungen vor Augen geführt wird, wenn die Ortsangabe illustriert werden kann.
Setzen Sie nicht Bilder ein, um Ihre Folien lediglich „aufzuhübschen“ und irgendwie interessanter aussehen zu lassen. Überlegen Sie, welche Funktion die Grafik oder das Bild erfüllen soll hinsichtlich der Vermittlungsintention, die Sie mit Ihrer Präsentation verfolgen.
Animationen sind Veränderungen auf der Folie, die nicht durch Folienwechsel bewirkt werden. Präsentationsprogramme bieten Ihnen Möglichkeiten zur Animation von Objekten auf der Folie an: von Text ebenso wie von grafischen und Bild-Elementen. Auch hier gilt: Animationen sollten Sie nur einsetzen, wenn Sie sich darüber Rechenschaft abgelegt haben, welche hilfreiche Funktion sie haben.
Unter die hilfreichen Funktionen zählt nicht, dass durch die Animation dem Publikum imponiert und die mediale Kompetenz des Vortragenden demonstriert werden soll. Hilfreich ist die Animation, wenn sie der Vermittlungsintention dient: durch Veranschaulichung etwas verständlicher macht; oder es dem Publikum erleichtert, bei der Sache zu bleiben.
Wie Grafiken können Animationen vor allem Prozessverläufe sehr gut veranschaulichen. Elemente erscheinen nacheinander auf der Folie; Pfeile gehen von Objekten aus und erstrecken sich hin zu anderen Objekten; Objekte verändern ihren Ort auf der Folie; Objekte wachsen und schrumpfen oder verschwinden; Vernetzungen zwischen Objekten entstehen usw.
Animationen sind – sparsam eingesetzt – auch legitim, um die Aufmerksamkeit des Publikums wieder zu fesseln, wenn sie verloren zu gehen droht; was sich bewegt, zieht unwillkürlich unseren Blick an. Sie können aber auch, wenn dem Publikum deutlich wird, dass sie keine in der Sache begründete Funktion haben, schnell als störende und nervende Ablenkung vom Wesentlichen empfunden werden.
Was Sie auf jeden Fall vermeiden sollten:
Der einfachste Übergang von einer Folie zur nächsten besteht darin, dass die eine Folie ausgeblendet und die nächste eingeblendet wird. Dieser Übergang kann abrupt geschehen oder durch eine gewisse Überblendungszeit weicher gestaltet werden. Auch für Folienübergänge bieten Präsentationsprogramme eine ganze Reihe von Möglichkeiten an. Folienübergänge haben anders als Animationen praktisch nie eine das Verständnis erleichternde Funktion; entweder sind sie so zurückhaltend, dass man sie als solche gar nicht registriert; oder sie betonen den Übergang zur nächsten Folie durch mehr oder weniger aufmerksamkeitsheischende Sensationen und unterbrechen somit den inhaltlichen Fluss der Präsentation.
Damit ist auch schon angedeutet, wie Sie Übergänge sinnvoll einsetzen:
Merkbare Übergänge sind auffälliger und sollen es ja auch sein: Es soll auffallen, dass ein Einschnitt erfolgt. Aber auffällige Übergänge können sich auch abnutzen, je auffälliger/sensationeller, desto schneller.
Sie sollten die Übergänge einheitlich gestalten und insbesondere für die auffälligen Übergänge nur eine Form verwenden.
Klausuren gehen von der Unterstellung aus, dass Sie das Thema vorher nicht kennen, das Sie zu bearbeiten haben. Dennoch müssen Sie sich darauf vorbereiten können.
Die beste Vorbereitung wäre zweifelsohne eine umfassende Kenntnis des gesamten Faches oder Fachgebiets, in dem Sie die Klausur schreiben, so dass Sie nichts überraschen könnte und Sie auf alles vorbereitet wären. Das ist unmöglich. Um sich auf eine Klausur vorbereiten zu können, muss man den Bereich, aus dem die Themen stammen können, eingrenzen. Entweder ist klar, dass Ihnen nur Kenntnisse abverlangt werden, die Ihnen in einer Lehrveranstaltung oder in einem Zyklus von Lehrveranstaltungen vermittelt wurden. Oder es gibt Absprachen mit dem Themensteller über entsprechende Eingrenzungen.
Eine Klausur zeichnet sich zudem durch den enormen Zeitdruck aus, unter den Sie gestellt werden. Nur, was Sie in zwei bis vier Stunden zu Papier bringen können, zählt, egal, was Sie sonst noch alles im Kopf haben und zu Papier bringen könnten, wenn man Ihnen mehr Zeit ließe. Hier wird also Geschwindigkeit zu einem Maßstab für wissenschaftliche Qualifikation.
Daraus ergibt sich, dass Sie sich auf eine Klausur auch unter dem Gesichtspunkt vorbereiten sollten, dass Sie schnell arbeiten können. Mit der Fülle und dem Tiefgang Ihrer wissenschaftlichen Kenntnisse hat das wenig zu tun. Wichtiger ist, dass Sie in der Lage sind, aus Ihrem Wissensschatz schnell das Benötigte auszugraben und ihm Struktur zu geben; dass Sie beim Schreiben nicht ständig nach passenden Worten suchen und um die richtige Formulierung ringen müssen.
Wenn Sie sich nun auf den Bereich, aus dem das Klausurthema vermutlich gestellt werden wird, vor allem in der Weise vorbereiten, dass Sie lesen und nochmals lesen, dann werden Sie zwar möglicherweise über viel Wissen verfügen, auf das Sie in der Klausur zurückgreifen können. Was Sie wissen, wird ein Vielfaches von dem sein, was Sie in den paar Stunden niederschreiben können. Sie werden also nicht vor dem Problem stehen, dass Ihnen nichts einfällt. Aber Sie sind völlig unvorbereitet auf das Problem des Zeitfaktors.
Natürlich müssen Sie sich einen soliden Wissensfundus schaffen. Aber das ist nicht alles. Auf das Problem des Zeitfaktors können Sie sich nur vorbereiten, wenn Sie Übung darin haben, Ihr Wissen zu sichten, zu ordnen und zu strukturieren (wenn Sie das können, haben Sie zu Beginn der Klausur schnell eine brauchbare Gliederung stehen); und darin, Ihre Gedanken schriftlich zu formulieren (dann brauchen Sie während der Klausur nicht verzweifelt nach Formulierungen zu suchen; der Text „fließt“ Ihnen „aus der Feder“).
Für beides gibt es kaum einen besseren Rat, als zu den vorgesehenen Themenbereichen der Klausur zu Hause vorweg kleinere Aufsätze zu schreiben. Sobald Sie sich eine gewisse Basis an Kenntnissen durch Lektüre geschaffen haben, sollten Sie versuchen, dazu aus dem Kopf eine kleine Abhandlung zu schreiben. Dabei ordnen Sie schon einmal Ihre Gedanken, Sie bekommen Übung, die betreffenden Sachverhalte zu formulieren, und Sie merken, wo Sie noch Lücken haben. Außerdem bekommen Sie ein Gefühl dafür, wie viel man in bestimmter Zeit schreiben kann. Warten Sie damit nicht bis zum Tag vor der Klausur. Machen Sie sich die Mühe schon frühzeitig. Dann können Sie aufgrund der dabei gemachten Erfahrung Ihre inhaltlichen Vorbereitungen gezielter fortsetzen und sich kurz vor der Klausur noch einmal hinsetzen und Ihr nun erweitertes Wissen ausformulieren.
Es ist nicht nötig, dass Sie das Klausurthema genau kennen. Formulieren Sie für Ihre Abhandlungen ziemlich umfassende Themen. Sie werden dann länger brauchen, all Ihr Wissen dazu in eine gedankliche Ordnung zu bringen und niederzuschreiben. Vielleicht ein paar Tage. Aber die Mühe lohnt sich. Ist das Klausurthema dann enger gefasst, müssen Sie gedanklich zwar abspecken, können aber auf das, was Sie an gedanklicher Ordnung und Formulierungen im Kopf haben, zurückgreifen, ohne ein ausformuliertes Papier in der Tasche zu haben. Denn was man einmal geschrieben hat und erst recht, was man zweimal geschrieben hat, ist wesentlich präsenter, als was man nur gelesen und im Kopf verarbeitet hat.
Sie dürfen aber nicht versuchen, Ihre zu Hause geschriebene Abhandlung wörtlich zu rekapitulieren, also diese Abhandlung auswendig zu lernen. Dann werden Sie unflexibel in Bezug auf die Anpassung des Gedankenaufbaus an die genaue Themenstellung der Klausur. Und Sie suchen womöglich krampfhaft nach den wörtlichen Formulierungen in Ihrem Gedächtnis und verlieren Zeit, wenn sie Ihnen unter dem Druck der Situation einfach nicht einfallen wollen.
Einige Hinweise zur Prüfungsform "Hausarbeit:
Hausarbeiten und Abschlussarbeiten stellen die klassische Form der schriftlichen wissenschaftlichen Arbeit im Studium dar.
In einer Hausarbeit haben Sie sozusagen im kleinen schon einmal die Fähigkeiten unter Beweis zu stellen, die dann im großen in der Abschlussarbeit zum Tragen kommen sollen.
Bei einer Hausarbeit in den Anfangssemestern wird üblicherweise nur oder fast nur Reproduktion verlangt: die Wiedergabe wissenschaftlicher Erkenntnisse ohne eigene Stellungnahme. In höheren Semestern wird von Ihnen schon eher erwartet, dass Sie die referierten Erkenntnisse bewertend in Zusammenhänge einordnen, die Sie als relevanten Bewertungshorizont ausweisen können. Aber dies wird von den Dozenten sehr unterschiedlich gesehen. Eine Vorklärung dieser Frage ist daher unbedingt anzuraten. Sonst bemängelt der eine Dozent den zu geringen Gehalt an eigener gedanklicher Leistung, die sich für ihn originär in kritischer Stellungnahme beweist. Und der andere verlangt, Sie sollten erst einmal zeigen, dass Sie zur korrekten Erfassung wissenschaftlicher Texte und angemessener Wiedergabe ihres Gehalts in der Lage sind, bevor Sie sich erlauben dürfen, Ihren eigenen Senf dazuzugeben.
Für die Wahl des Themas einer Hausarbeit, vor allem im Hauptstudium, gibt es meines Erachtens zwei Hauptkriterien:
Wenn beides miteinander vereinbar ist, umso besser.
Bei der Wahl des Themas für eine Abschlussarbeit sollten Sie zusätzlich berücksichtigen:
Wollen Sie diese Kriterien zur Geltung bringen, sollten Sie natürlich zusehen, das Thema selbst bestimmen zu können. Ein Thema, das Sie interessiert, werden Sie mit sehr viel mehr Lust bearbeiten, und das kann der Qualität Ihrer Arbeit nur zugute kommen. Und der Blick auf die spätere Prüfung sorgt dafür, dass Sie Themen bearbeiten, die als Prüfungsthemen zumindest in Betracht kommen (und gute Vorarbeiten können der Aussicht auf die Prüfung ein wenig von ihrem Schrecken nehmen), ohne dass Sie sich damit festlegen. Es ist auch ein besseres Gefühl, Arbeit in eine Sache zu stecken, die anschließend nicht ein für allemal erledigt ist, sondern auf der Sie weiter aufbauen können.
Nur wenn Sie sich ein Thema geben lassen, besteht überhaupt die Gefahr, dass Ihr Betreuer Ihre Arbeitskraft für eigene Zwecke (Zuarbeit zu einem Forschungsprojekt oder ähnliches) ausnutzt. Solange der Nutzen gegenseitig ist, ist dagegen auch nichts einzuwenden. Seien Sie trotzdem auf der Hut! Vage Versprechungen auf eine spätere Einstellung als Mitarbeiterin oder Mitarbeiter sollen Sie vielleicht nur ködern. Informieren Sie sich bei Kommilitonen über diesbezügliche Erfahrungen mit dem betreffenden Dozenten.
Es ist immer gut, wenn Sie über die Dinge, an denen Sie arbeiten, mit jemandem sprechen können, der ein ähnliches Interesse an ihnen hat. Das kann verhindern helfen, dass Sie sich in Ihren theoretischen Vorstellungen einigeln und zu keiner Distanz ihnen gegenüber mehr fähig sind.
Die Anfertigung einer Hausarbeit steht meist nicht unter dem zeitlichen Druck, unter dem andere Leistungsnachweise wie Seminarprotokoll oder Referat wegen ihrer Funktion für ein laufendes Seminar stehen. Dadurch, dass Ihnen oft eine längere Bearbeitungsfrist eingeräumt wird, sind Sie eingeladen, mehr persönliche Bedeutung hineinzulegen: sie zum Anlass zu nehmen, den Stand der eigenen wissenschaftlichen Entwicklung nicht nur dem Betreuer, sondern auch sich selbst unter Beweis zu stellen. Für Abschlussarbeiten gilt dies verstärkt. Das motiviert und hemmt. Es motiviert zunächst dazu, sich ordentlich ins Zeug zu legen, und verleitet dazu, die Ansprüche an sich selbst ziemlich hoch zu schrauben. Und da liegt das Problem: Es erweist sich für viele Studierende als äußerst schwierig, den eigenen Ansprüchen gerecht zu werden (oder den eingebildeten Ansprüchen des Betreuers). Ewig bleibt man unzufrieden mit dem bisher zu Papier Gebrachten, man nimmt sich vor, das Manuskript noch weiter zu verbessern, dies noch zu lesen und das noch; den Aspekt noch zu berücksichtigen und jenen. Zugleich sinkt die Arbeitsmotivation rapide, man schiebt auf, zieht anderes vor, und irgendwann ist die Arbeit nur noch eine Belastung. Was soll man dagegen tun?
Als erstes: Die Ansprüche an sich selbst dürfen Sie nicht nach dem ausrichten, was Sie gerne können würden, sondern an dem, was Sie wirklich erwiesenermaßen schon können und wozu Vorarbeiten von Ihnen vorliegen. Das hat meist wesentlich bescheidenere Themenstellungen zur Konsequenz, als sie Ihnen in den Sinn kommen, wenn Sie sich ein „interessantes“ Thema vornehmen. Das heißt nicht, dass Sie so ein „interessantes“ Thema nun ganz fallen lassen müssen. Aber Sie müssen zusehen, dass Sie enger umgrenzte Themen ausfindig machen, die zwar nicht das interessante Thema in seiner wissenschafts- oder welterschütternden Globalität erschöpfen, wohl aber dazu geeignet sind, Ihren wissenschaftlichen Horizont in einer überschaubaren Teilfrage ein Stück zu erweitern.
Als zweites sollten Sie sich eine Frist für die Fertigstellung setzen und eingedenk dessen, dass man in Dingen, die man nur mit sich selbst ausgemacht hat, schon mal weich werden kann, diese Frist mit dem Betreuer vereinbaren (falls die nicht – wie auf jeden Fall bei einer Abschlussarbeit oder wenn die Arbeit eine Prüfungsleistung ist – ohnehin festliegt). Und dann: sich die Arbeit so einteilen, dass Sie geraume Zeit vor dem vereinbarten Termin fertig werden. Wenn es geht, vereinbaren Sie mit Ihrem Betreuer, dass Sie ihm eine vorläufige Fassung der Arbeit (Rohfassung) nach ca. 2/3 der Bearbeitungszeit zur Prüfung vorlegen. Dann können Sie einigermaßen sicher sein, dass in Ihrem Kopf nicht Ansprüche des Betreuers ihr Unwesen treiben, die in der Wirklichkeit gar nicht existieren, oder Aspekte unbeachtet bleiben, deren Berücksichtigung man von Ihnen erwartet. Bei Hausarbeiten ohne festen Abgabetermin sollten Sie auch daran denken, dass es für Ihren Betreuer sehr lästig ist, wenn er irgendwann plötzlich eine Arbeit präsentiert bekommt, an deren Vereinbarung er sich, wenn überhaupt, nur noch ganz dunkel erinnert und zu deren Thema er aktuell gar keine Beziehung mehr hat, weil sich seine Arbeitsschwerpunkte verlagert haben.
Versuchen Sie, zwischen Fertigstellung der Rohfassung und endgültiger Überarbeitung Ihres Manuskripts eine Pause einzuschieben, in der Sie sich mit anderem (zum Beispiel mit der Vorbereitung auf eine Klausur in einem anderen Fach) beschäftigen. Sie gewinnen so etwas Distanz zu Ihrem Werk und können an die abschließende Überarbeitung wieder etwas freier und unvoreingenommener herangehen. Auch gegebenenfalls notwendige Kürzungen fallen Ihnen danach erfahrungsgemäß leichter. (Diese Pause müssen Sie ohnehin einkalkulieren, wenn Ihr Betreuer bereit ist, sich die Rohfassung Ihrer Arbeit durchzusehen.)