Referierung, Interpretation und Kommentar

Haben Sie nicht Tatbestände, sondern „fremde Gedanken“ darzustellen, so sollen Sie diese möglichst werkgetreu wiedergeben (referieren). Die ständige Wiederholung von Formulierungen der Art: „Nach Auffassung von XY gilt dies und das“; oder: „YZ behauptet, dies und das gelte nicht für den Zeitraum x“ kann allerdings nervtötend werden, wenn sich die Referierung von fremden Gedanken über längere Textpassagen hinzieht. Dann sollten Sie durch einen entsprechenden Einleitungssatz darauf hinweisen, dass nun über eine längere Passage Ihres Textes hinweg die Wiedergabe der Auffassungen des Autors XY folge. Eventuell müssen Sie auch deutlich machen, wo die Referierung endet und Sie wieder ganz eigene Gedanken äußern.

Oft ist es nötig, dass Sie die reine Immanenz der Darstellung durchbrechen, um das Referierte durch zusätzliche eigene Gedanken zu erläutern, verständlich zu machen, zu interpretieren. Weil Sie hier ja nichts anderes im Sinn haben, als dem Leser die referierte Position deutlicher zu machen, kann es Ihnen an solchen Stellen besonders leicht passieren, dass Sie Darstellung und Kommentar vermengen. Vielleicht ist Ihnen selbst gar nicht immer bewusst, dass Sie schon nicht mehr referieren, sondern bereits interpretieren. Daran zeigt sich, dass es doch nicht ein ganz so einfacher Grundsatz ist, Darstellung und Kommentar auseinanderzuhalten. Denn natürlich enthält Ihre Darstellung der Auffassungen eines anderen Autors zwangsläufig schon eine bestimmte Interpretation des Referierten und transportiert daher auch schon einen geheimen Kommentar dazu mit. Ganz vermeiden können Sie das gar nicht. Aber Sie sollten diesen Punkt selbstkritisch im Auge behalten und sich immer prüfen, ob und wo die Darstellung in Interpretation und Kommentar umschlägt, und dann, wenn es der Fall ist, dies auf jeden Fall zum Ausdruck bringen.

Ihre eigenen Gedanken können sich unmittelbar auf das Thema beziehen oder auf die Auffassungen eines anderen Autors. Sie können sich unmittelbar eigene Gedanken zum Thema „Umweltschutz und Ökonomie“ machen oder die Auffassungen eines anderen Autors dazu kommentieren. Im letzteren Falle handelt es sich um einen direkten Kommentar; im ersteren Falle kann es sich um einen indirekten Kommentar handeln, wenn Sie nämlich durch die Darstellungen Ihrer eigenen Gedanken zum Thema in kritischer Absicht eine Differenz zu den referierten Auffassungen eines anderen Autors dazu aufzeigen wollen.